Erkältung – was nun?

Wintertraining (Foto: PEARL iZUMi | Paul Lange)
Wintertraining (Foto: PEARL iZUMi | Paul Lange)

Selbst wenn der Sport den Körper gut abhärtet: Eine Erkältung bekommt jeder mal. Bei stärkeren Beschwerden sollte unbedingt eine Trainingspause eingelegt werden, sonst können Erkältungsviren zum Herzen wandern und dort eine lebensgefährliche Herzmuskelentzündung hervorrufen. Hier die besten Tipps, um Husten, Schnupfen und Halsschmerzen effektiv zu behandeln.

Kann ich trotz Erkältung weiter trainieren? Das ist oft die erste Frage, die ambitionierte Triathleten stellen, insbesondere dann wenn erste Symptome im lang ersehnten Trainingslager auftreten. Bei leichten Beschwerden spricht nichts dagegen, sagt Prof. Dr. Wolfgang Kehrl, Chefarzt derKlinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO) im Marienkrankenhaus in Hamburg. „Man kann in der Regel bei einer leichten Erkältung weiter Sport treiben. Allerdings sollte der Triathlet den Trainingsumfang und die -intensität reduzieren.“ Wichtig sei auch, genau auf den eigenen Körper zu hören: fühlt man sich erschöpft, bitte aufhören.

ERKÄLTUNG oder GRIPPE?

Bei einer Erkältung handelt es sich um eine Infektion der oberen Atemwege, genau gesagt um eine akute Entzündung der Nasen- und Rachenschleimhaut. Entsprechend ist die Erkältung durch Symptome im Nasen- und Rachenbereich gekennzeichnet. Typisch sind ein Kratzen und Trockenheitsgefühl im Hals, eine behinderte Nasenatmung, Schmerzen beim Schlucken sowie eine auffallend nasal klingende Stimme. Begleitet wird die Erkältung oft von einem quälenden Husten und einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Manchmal kommt auch Fieber hinzu. Wenn die bei einer Erkältung typische Atemwegsentzündung auch die Kehlkopfschleimhaut betrifft, liegt eine Kehlkopfentzündung vor. „Oft ist diese mit starken Halsschmerzen verbunden. In schweren Fällen kann die Stimme versagen“, so Prof. Dr. Kehrl.

Auslöser für Erkältungen sind meistens Viren. Es gibt rund 200 unterschiedliche Virenarten, mit denen man sich anstecken kann. Besonders verbreitet sind die Rhinoviren, die vor allem die Nase betreffen und einen Schnupfen auslösen sowie die respiratorischen Viren, die vor allem die unteren Atemwege betreffen, Halsschmerzen auslösen und die Atemwege reizen. Die Bezeichnungen „Erkältung“ und „Grippe“ werden oftmals synonym gebraucht, was nicht richtig ist: Erkältungen verlaufen in der Regel harmlos und sind meistens nach wenigen Tagen ausgestanden. Die Grippe dagegen wird durch das Influenza-Virus ausgelöst und kann sich über mehrere Monate erstrecken. Prof. Kehrl: „Vor allem ältere Menschen und Menschen mit einem schwachen Immunsystem sind von einer Grippe betroffen, Triathleten eher kaum.“ Die Erkältungsviren können durch eine Tröpfcheninfektion (beispielsweise beim Niesen oder Husten) oder eine Schmierinfektion (zum Beispiel über die Hände auf die Mundschleimhäute) von einem Menschen zum anderen gelangen.

Einige Sportler machen den Fehler, dass sie eine leichte Erkältung nicht ernst nehmen und sich nicht die notwendige Ruhe gönnen.

Olaf Borlich

Im Rahmen eines Infektes kann auch eine akute Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) auftreten. Bei den Nebenhöhlen handelt es sich um Hohlräume, die alle mit der Nasenhöhle verbunden sind. Wie die Nase sind sie mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Die Sinusitis kann jede Nasennebenhöhle betreffen: die Kieferhöhle, die Stirnhöhle, die Keilbeinhöhle und das Siebbein. So kommt es bei einer Sinusitis – je nach Ort der Entzündung – zusätzlich zu dem Schnupfen zu weiteren Symptomen, wie zum Beispiel einem Druckgefühloder Schmerzenüber der Stirn, im Wangenbereich oder der Augenregion.

Einige Sportler machen den Fehler, dass sie eine leichte Erkältung nicht ernst nehmen und sich nicht die notwendige Ruhe gönnen. Doch das kann gefährlich werden. Olaf Borlich, Leitender Arzt der Pneumologie im Zentrum Innere Medizin am Marienkrankenhaus in Hamburg: „Die Viren können vom Rachen in die Bronchien hinunterwandern und dort eine eitrige Bronchitis verursachen. Sogar eine Lungenentzündung kann auftreten.“ Noch gefährlicher wird es, wenn die Viren bis zum Herzen vordringen: Viele der plötzlichen Todesfälle bei Leistungssportlern sind auf eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) als Folge einer Verschleppung von Viren oder Bakterien zurückzuführen.

BEHANDLUNGSMETHODEN

Und wie sieht nun die beste Behandlung bei einer Erkältung aus? „Das hängt davon ab, welche Symptome im Mittelpunkt stehen“, sagt Prof. Kehrl. Bewährt haben sich bei den jeweiligen Beschwerden die im Folgenden beschriebenen Methoden:

SCHNUPFEN

Kitzeln, Brennen und Jucken in der Nase sind die ersten Anzeichen dafür, dass sich Erkältungsviren in der Nase eingenistet haben. Durch häufiges und heftiges Niesen versucht der Körper, die eingedrungenen Viren wieder loszuwerden. Außerdem werden die Blutgefäße erweitert, damit Abwehrstoffe aktiv werden können. Folge: Flüssigkeit fließt, die Nase „läuft“.

Meerwasser- oder Kochsalzlösungen: Wenn die Nase nur etwas trocken ist, braucht man abschwellende Nasentropfen gar nicht. Dann reichen Meerwasser- oder Kochsalzlösungen, um die Nasenschleimhaut zu befeuchten und die Nase wieder freizubekommen. Es eignen sich alle Meerwasser- und Kochsalzlösungen, denn die Wirkung ist bei allen gleich: Die Nasenschleimhaut wird befeuchtet.

Inhalieren: Zum Lösen des Schleims empfiehlt sich das Inhalieren. Es gibt zahlreiche Mittel zu kaufen, die als Zusatz zum Inhalieren gedacht sind, jedoch ist heißes Wasser mit Salz – ein Esslöffel Salz auf einen Liter Wasser – zum Inhalieren ebenfalls geeignet.

Heiltees: Damit die Schleimhäute feucht bleiben, sollten Sie viel trinken. Am besten eignen sich Kräutertees aus den Heilpflanzen Salbei und Thymian. Grund: Diese sind entzündungshemmend und sekretfördernd. Ideal sind drei bis vier Tassen Tee täglich. Die restliche Flüssigkeitsaufnahme sollte aus Mineralwasser bestehen.

Abschwellende Nasentropfen und -sprays: Abschwellende Nasentropfen machen die Nase wieder frei, und Sie können wieder besser atmen. Wichtig: Abschwellende Nasentropfen nicht länger als eine Woche anwenden, denn die darin enthaltenen Alpha-Sympathomimetika könnten die Nasenschleimhaut reizen und bei längerem Gebrauch selbst die Schleimhäute anschwellen lassen.

Bei der Anwendung von Medikamenten wie Nasentropfen/-sprays oder Hustenlöser sollten die enthaltenen Wirkstoffe in der NADAmed-Medikamentendatenbank auf die Dopingrelevanz überprüft werden.

HALSSCHMERZEN

Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und Heiserkeit gehören zu den typischen Begleitsymptomen von Erkältungskrankheiten. Bei Erkältungen sind die Rachen- und Halsschleimhäute entzündet und gerötet, schwellen an und brennen beim Schlucken.

Halswickel: Halten Sie ein Baumwolltuch unter fließendes kaltes Wasser, wringen Sie es anschließend gut aus und legen es um Ihren Hals. Wickeln Sie darum ein Frotteehandtuch oder einen Wollschal und belassen den Wickel circa 10 bis 15 Minuten lang.

Gurgeln mit Salbei: Salbeitee aufbrühen, etwas abkühlen lassen und mehrmals am Tag gurgeln. Gurgeln hemmt die Vermehrung der auslösenden Keime und löst diese ab.

Zwiebelsaft: Er wirkt keimtötend und steigert die Abwehr. Die Herstellung zu Hause ist denkbar einfach: Eine rohe Zwiebel fein gewürfelt in eine Tasse geben, mit einem Teelöffel Honig vermischen und zudecken. Innerhalb weniger Stunden hat der Honig den Saft aus den Zwiebeln gezogen. Mehrmals am Tag einen Löffel essen.

Halswehtee: Ein leckerer Tee, mit Honig gesüßt, ist eine Wohltat für den Hals. Zutaten für den Tee: 1 ½ TL Kamilleblüten, ½ TL Salbeiblätter. Zubereitung: Die Teemischung mit 125 ml kochendem Wasser übergießen und fünf Minuten ziehen lassen. Anschließend abseihen, etwas abkühlen lassen und nach Belieben mit Honig süßen. Dreimal täglich eine halbe Tasse schluckweise trinken.

HUSTEN

Husten ist ein normaler Reflex des Körpers, um die Atemwege wieder freizubekommen. Sind die Atemwege durch Erkältungsviren stark angegriffen, reagieren sie schon auf geringe Reize wie kalte Luft mit einem starken Husten.

Hustenbonbons: Hustenbonbons enthalten pflanzliche ätherische Öle wie Thymian, Fenchel und Efeu, die eine schleimlösende und zum Teil auch antientzündliche und schwellungsmindernde Wirkung haben. Damit die Bonbons den Husten bekämpfen, müssen sie jedoch häufig gelutscht werden. Grund: Schon eineinhalb Stunden nach dem Lutschen eines Bonbons haben sich die ätherischen Öle verflüchtigt.

Hustenlöser: Schleimlöser sorgen dafür, dass bestimmte Schleimhautzellen in den oberen Luftwegen mehr flüssigen, also leichter abhustbaren Schleim produzieren. Dadurch kann der Schleim leichter aus den Bronchien ausgeschieden werden. Achtung: Durch schleimlösende Mittel wird der Husten zuerst noch häufiger. Es muss nämlich mehr ausgehustet werden. Darum nimmt man diese Mittel eher tagsüber. Wichtig wenn man zähen Husten hat: sehr viel trinken! Das unterstützt den schleimlösenden Effekt.

Hustenstiller: Bei einem quälenden und trockenen Reizhusten sollte man sich vom Arzt einen Hustenstiller verschreiben lassen. Hustenstiller nimmt man eher zur Nacht, damit man einschlafen kann. Der Hustenreiz wird gedämpft beziehungsweise unterdrückt. Die Mittel hemmen den Hustenreflex über das zentrale Nervensystem. Wichtig: Hustenstiller nur kurzzeitig verwenden und nie wenn Sie gerade einen Schleimlöser eingenommen haben!

Efeuextrakte: Einige Hustenmittel bestehen aus Efeuextrakten, die den Husten lockerer machen sollen.

FIEBER

Eigentlich handelt es sich beim Fieber um eine nützliche Reaktion des Immunsystems, die dazu dient, Krankheitserreger abzutöten. Fieber nennt man eine Temperatur über 38 Grad Celsius. Liegt sie zwischen 37,5 und 38 Grad, spricht man von „erhöhter Temperatur“. Akute Lebensgefahr besteht ab 42 Grad. Gehen mit dem Fieber Erbrechen, Durchfall, Nackensteife oder Benommenheit einher, sollten Sie zügig einen Arzt konsultieren.

Viel trinken: Es ist wichtig, dass Sie viel Flüssigkeit zu sich nehmen, weil Ihr Körper bei Fieber mehr Flüssigkeit verbraucht. Diese muss ständig ersetzt werden.

Kühle Kompressen: Diese können Sie auf Ihre Stirn legen, um das Fieber zu senken. Das Wasser sollte nicht zu kalt, sondern eher lauwarm sein.

Fenster aufmachen: Das ist eine einfache, aber sehr wirksame Methode, um Fieber rasch zu senken. Natürlich sollte man auch nur leicht bekleidet im Bett liegen.

Fiebertabletten: Gegen Fieber sind Wirkstoffe wie Paracetamol und Ibuprofen die Medikamente der Wahl. Sie haben zusätzlich eine schmerzstillende Wirkung und helfen daher gleichzeitig gegen Kopfschmerzen und Gliederschmerzen, die im Rahmen von Infekten häufig auftreten.

Antibiotika brauchen in den seltensten Fällen bei einer Erkältung genommen zu werden. Prof. Dr. Kehrl: „Viele Patienten wollen bei einer Erkältung gleich Antibiotika verschrieben haben. Das macht aber meistens keinen Sinn, da die Erkältung in der Regel durch Viren ausgelöst wird und Antibiotika wirken nur gegen Bakterien. Bei Viren sind sie völlig unnütz, schaden dem Körper sogar.“ Bei einer akuten Bronchitis bringen Antibiotika meistens ebenfalls keine Vorteile, sagt Lungenexperte Borlich: „Eine akute Bronchitis lässt sich in der Regel gut mit Hausmitteln und schleimlösenden oder hustenstillenden Medikamenten behandeln.“ Bei einer Lungenentzündung sieht die Sache dagegen anders aus: „Bei einer Lungenentzündung müssen unbedingt Antibiotika genommen werden“, so Olaf Borlich.

Wer häufiger von Erkältungen heimgesucht wird als andere, sollte sich vom HNO-Arzt einmal genauer untersuchen lassen. Prof. Dr. Kehrl: „Immer wiederkehrende Erkältungen können verschiedene Ursachen haben, darunter zum Beispiel eine chronische Mandelentzündung. Dann sollte man die Mandel entfernen lassen. Dies geht heutzutage sehr schonend mit dem Laser.“

WICHTIGE GESUNDMACHER

Lange schlafen: Ihr Körper braucht jetzt Ruhe, um wieder zu Kräften zu kommen.

Hände waschen: Waschen Sie sich regelmäßig (noch häufiger als sonst) Ihre Hände mit Seife, um die Erreger zu beseitigen.

Richtig niesen: Die meisten Menschen halten schnell ihre Hand vor Nase und Mund, wenn sie einen Nies- oder Hustenreiz verspüren. Ist kein Taschentuch griffbereit, besser in die Armbeuge niesen.

Ausgewogen ernähren: Obst und Gemüse gehören besonders jetzt auf den Speiseplan. Die Vitamine bringen Ihr Immunsystem auf Trab.

Viel trinken: Flüssigkeit ist wichtig, um die Schleimhäute feucht zu halten.

Pausen machen: Gönnen Sie sich tagsüber immer mal wieder eine Pause.

Text: Gabriele Hellwig
Foto: Foto: PEARL iZUMi | Paul Lange (Archiv)