Mit Kraft, Ausdauer und Technik kämpfen Triathleten um Erfolge, Rückschläge und Erfahrungen. Überlastungen und Verletzungen stehen insbesondere den positiven Trainings- und Wettkampferlebnissen gegenüber. In den vergangenen Jahren haben Beschwerden an der Plantarfaszie, die direkt an der Fußsohle entlangführt, Profis und Altersklassenathleten ausgebremst. Eine Kombination aus verschiedenen Therapien kann helfen, natürlich in Absprache mit Ihrem Sportarzt und/oder Bewegungsanalytiker.
Häufig treten erste Beschwerden nach einem Laufschuhwechsel auf. Auch wenn beim Lauftraining mit jedem Meter die Schmerzen häufig (durch Ausgleichsbeschwerden) „besser“ werden, ist von einem „über den Schmerz hinwegtrainieren“ dringend abzuraten. Der Gang zum Arzt und Bewegungsanalytiker ist unumgänglich.
Plantarfasziitis
Eine Kernspintomographie zur Beurteilung der Strukturen im Inneren des Fußes gibt zusätzliche Sicherheit bei der korrekten Diagnose einer Plantarfasziitis. „Bei der Plantarfasziitis handelt es sich um eine Entzündung der Sehnenplatte“, erklärt Dr. Florian Westphal, Fußspezialist im Krankenhaus Tabea in Hamburg. „Betroffen ist eine dicke sehnenähnliche Bandstruktur der Fußsohle, die medizinisch Plantarfaszie heißt.“ Zumeist entsteht die Entzündung am Ansatz der Plantarfaszie am Fersenbein. Dr. Westphal: „Wird die Entzündung nicht unter Kontrolle gebracht, versucht der Körper, diesen Bereich zu stärken und lagert an den Sehnenansätzen Kalk ab. Entlang der Sehnen bildet sich daraus dann allmählich der sogenannte Fersensporn. Der Fersensporn ist damit nicht die eigentliche Ursache für die Fußschmerzen, sondern letztendlich sind es die überlasteten, entzündeten Bandansätze.“
Vorbeugen ist möglich
Das Training langsam steigern. So werden Überlastungen vermieden.
Auf gute Laufschuhe achten. Die Schuhe sollten nicht nur gut dämpfen, sondern dem Fuß auch einen guten Halt geben.
Wer unsicher ist, ob der eigene Laufstil optimal ist, kann das Gangbild und den Laufstil überprüfen lassen. Das gilt erst recht, wenn bereits Fußschmerzen aufgetreten sind.
Immer wieder die Wadenmuskeln dehnen – am besten in Schrittstellung. Die Ferse bleibt auf dem Boden, und das hintere Kniegelenk sollte gestreckt werden.
Last, but not least: regelmäßige Pausen machen!
Ursachenforschung
Bei Triathleten kann die Plantarsehne vor allem beim Lauftraining geschädigt werden. Meistens ist eine Über- oder Fehlbelastung die Ursache – zum Beispiel eine zu schnelle Steigerung des Trainings, ein nicht optimaler Laufstil oder dauerhaft falsches Schuhwerk. Solche Überlastungen führen zu Mikroverletzungen. Auch bei Anne Haug schlich sich ein falsches Laufmuster ein, wie Bewegungsanalysen zeigen. „Bei Leistungssportlern ist es wichtig, nach einer gesicherten Diagnose eine Laufanalyse durchzuführen“, erklärt daher Physiotherapeutin Sabrina Hoppe aus Saarbrücken. Da viele Sportler die Beschwerden zunächst ignorierten, entstehe oft ein falsches Gangbild, so die Physiotherapeutin. „Es ist weniger schmerzhaft, über die Fußaußenseite beim Laufen abzurollen, und das machen die Triathleten oft. Diese Ausweichbewegung – dauerhaft ausgeführt – kann aber weitere Probleme mit sich bringen. Das Bein steht nicht gerade, das Becken wird schief. Dies wiederum belastet die gesamte Beinachse und die darüber liegenden Gelenke.“ Das Problem: Viele Sportler denken, die Beschwerden verschwänden von allein wieder. Leider ist das ein Trugschluss, wie Dr. Westphal weiß: „Unsere Erfahrung zeigt, dass die Plantarfasziitis oft schwierig zu behandeln ist. Die Beschwerden werden schnell chronisch. Deshalb ist umso wichtiger, möglichst früh die richtige Behandlung zu beginnen.“
Empfehlenswerte Behandlungen
Da die Schmerzen an der Fußsohle in der Regel multifaktoriell bedingt sind, das heißt, verschiedene Ursachen haben, muss auch die Behandlung an mehreren Stellen ansetzen.
Schonung
Damit sich die Plantarfaszie beruhigt, ist eine Laufpause wichtig. „Sechs bis acht Wochen wären empfehlenswert“, sagt Physiotherapeutin Sabrina Hoppe. „Das ist für Leistungssportler natürlich oft schwierig.“ Auch Anne Haug möchte nicht so lange pausieren: „Eine Woche verzichtete ich komplett auf das Training. Dann begann ich wieder mit dem Schwimmen und Radfahren. Statt des Lauftrainings machte ich sechs Wochen Aquajogging.“ Und was sagt der Arzt? Dr. Westphal: „Bitte nie gegen den Schmerz antrainieren. Schmerz ist immer ein Warnsignal des Körpers, das man ernst nehmen sollte. Die Laufpause sollte so lange dauern, bis schmerzfreies Gehen wieder möglich ist.“ Für das erste Lauftraining gilt dann: die Belastung langsam steigern und im schmerzfreien Bereich bleiben.
Dehnungsübungen und Physiotherapie
„Studien zeigen, dass Dehnübungen die erfolgreichste Behandlung bei einer Plantarfasziitis darstellen“, sagt Dr. Westphal. Die oft verkürzte Muskulatur wird dabei gestreckt, die Reizung der Ferse lässt nach. Auch bei Anne Haug stehen Dehnübungen und Physiotherapie im Mittelpunkt. Zwei- bis dreimal täglich trifft sie sich mit Sabrina Hoppe, um spezielle Übungen durchzuführen. So kann beispielsweise die verspannte Plantarfaszie mit einem faustgroßen, weichen Igelball behandelt werden. Beim Sitzen einfach mit dem Fuß den Ball mit leichtem Druck auf dem Boden hin- und herrollen. Das massiert die gesamte Fußsohle sanft.
Medizinische Trainingstherapie und Isokinetik
Zeigt die Ganganalyse, dass der Sportler nicht gelenkschonend läuft, ist eine Optimierung des Laufstils ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. In der sportsmed-saar am Olympiastützpunkt in Saarbrücken stehen Anne Haug dafür modernste Laufbänder zur Verfügung. Am PC kann jede Achsabweichung projiziert werden. Sabrina Hoppe: „Um die Muskelkraft regelmäßig zu überprüfen, werden spezielle Messungen durchgeführt, zum Beispiel mit der Isokinetik.“ Bei dieser Analyse wird die Muskelkraft überprüft. Es werden immer beide Seiten, rechts und links, getestet, um einen muskulären Seitenvergleich zu erhalten.
Einlagen
Sensomotorische Einlagen können helfen, die Sehnen zu entlasten und die Schmerzen zu reduzieren. Doch auch wenn die Einlagen gut helfen: Empfehlenswert ist immer eine vorübergehende Reduzierung des Trainings, um eine weitere Überlastung zu vermeiden.
Massagen und Fußbäder
Die Fußsohlen einmal täglich mit Lavendelöl einzumassieren, kann den Heilungsvorgang unterstützen. Sabrina Hoppe: „Das Lavendelöl regt die Durchblutung an und lindert die Schmerzen.“ Ein Fußbad mit Bittersalzen tut ebenfalls oft gut. Hierfür fünf warme tassen Wasser und vier Esslöffel Bittersalze in eine Schüssel geben. Dann zwölf Minuten den verletzten Fuß baden.
Kältetherapie
Kälte lindert die akuten Schmerzen meist optimal. Die Anwendung ist einfach: Kältebeutel oder Eisakkus mehrmals am Tag für weniger als zehn Minuten auf die schmerzende Stelle legen. Vorsicht: um Erfrierungen zu vermeiden, am besten ein dünnes Tuch zwischen Haut und Eisbeutel legen.
Taping
Mit dem Kinesio-Tape, einem medizinischen Klebeband, lässt sich der Zug auf die Plantarfaszie mindern. Achtung: Der Tapeverband sollte beim ersten Mal von einem Arzt oder Therapeuten korrekt angelegt werden.
Injektionen
Bei einer ausgeprägten Entzündung kann eine Injektion direkt an die Sehne erfolgen. Dafür werden zum Beispiel Reparaturstoffe aus Eigenblut (ACP) genommen. Neuerdings kommt bei einer Plantarfasziitis auch Botulimumtoxin zum Einsatz. Die Botoxinjektion wirkt für etwa drei Monate. Botox wird einmalig angewendet, die ACP-Therapie meistens drei bis fünf Mal im wöchentlichen Abstand.
Medikamente
Es kommen mehrere entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente infrage. Wichtig: Die Medikamente sollten in Absprache mit den behandelnden Ärzten und Physiotherapeuten nur vorübergehend genommen werden, zum Beispiel im Intervall von fünf Tagen, ansonsten nur bei Schmerzspitzen. In diesem Zusammenhang ist auch ein Blick in die NADAmed-Datenbank der NADA erforderlich, die Auskunft über die Dopingrelevanz von Medikamenten erteilt.
Operation
„Eine Operation wird bei einer Plantarfasziitis extrem selten durchgeführt“, sagt Dr. Westphal. Sie kommt dann infrage, wenn alle anderen Behandlungsmaßnahmen keinen Erfolg gebracht haben. Dabei wird meistens die Sehnenplatte leicht eingeschnitten und degeneriertes Gewebe entfernt. Nach einer Operation muss in der Regel mehrere Monate pausiert werden.
Text: Gabriele Hellwig
Foto: Isaak Papadopoulos | weitsprung.de