Dem Immunsystem auf die Sprünge helfen – Teil 1

Die Tage werden kürzer, die Temperaturen fallen, der Winter steht vor der Tür. Es ist kalt und es wird schnell dunkel! Bei fast jedem läuft die Nase oder kratzt der Hals. Die Ansteckungsgefahr für eine banale Erkältung oder eine echte Grippe ist allgegenwärtig.

 

Kälte ist natürlich unangenehm für Sportler, aber hat das das nasskalte Wetter auch negative Auswirkungen auf Training und Leistungsfähigkeit? Caroline Rauscher ist diesem Thema nachgegangen.

Die Infektanfälligkeit ist im Herbst/Winter an sich schon erhöht und zwar aus verschiedenen Gründen: Es ist neblig, kalt und die Tage sind kürzer. Schauen wir uns einmal die verschiedenen „Risikofaktoren“ näher an:

Risikofaktor „Kälte“ – Welchen Einfluss hat die Kälte auf unseren Körper und auf die sportliche Leistungsfähigkeit? Kälte an sich wirkt schon immunsuppressiv. Hinzu kommt, dass in der kalten Jahreszeit auch mehr krankmachende Viren in der Luft sind.
Die niedrige Luftfeuchtigkeit im Winter trocknet Schleimhäute in Augen, Nase und Bronchien zudem leicht aus. Dadurch sind diese ungeschützt, ihre Abwehrbarrieren werden somit geschwächt, und stellen dadurch eine idealen Eintrittspforte für Krankheitserreger dar.

Die Außenluft verliert mit sinkender Temperatur an Wassergehalt, auch wenn man sie als feucht einschätzt, wie z.B. an einem Nebeltag. Außerdem wird „Tracheal Schleim“ (Schleim in der Luftröhre) in der Kälte dicker, damit werden die Flimmerhärchen in ihrer Beweglichkeit verlangsamt, der Schleimabtransport verschlechtert sich und das Infektionsrisiko für Erkrankungen der oberen Luftwege steigt somit an. Das progressive Abkühlen und Austrocknen der Luftwege betrifft auch die Bronchialzellen selbst.

Was verursacht kalte Luft im Training?
Während der sportlichen Belastung atmet man ja normalerweise tief ein, was zur Folge hat, dass die Bronchialzellen noch schneller abkühlen und Bronchialspasmen (Krämpfe) auslösen können. Dieses Gefühl der Brustenge und die Unfähigkeit dabei tief einzuatmen kennt jeder, der schon mal in der Kälte Sportgetrieben hat.
Ohne Bewegung atmen wir gleichmäßig über die Nase ein- und aus. Unsere Nase hat dadurch genug Zeit die kalte Luft ausreichend zu befeuchten. Unter Belastung ist jedoch das Minuten/Atemvolumen um ein vielfaches erhöht, was unweigerlich zu Mundatmung führt. Damit geht der „Klimaanlagen Effekt“ der Nase verloren.

Niedrige Außentemperaturen haben auch negative Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem, auf die Nerven, auf die Gewebsviskosität und den gesamten Stoffwechsel. Bei extremer Kälte kann es durch die Beeinträchtigung von Blutgefäßen und Nerven zu einem Wärmeverlust des ganzen Körpers kommen, was zu einer massiven Herz-Kreislaufbelastung führen kann und eine drastische Verschlechterung der Ausdauerleistung mit sich bringen kann.

Auch auf das Verletzungsrisiko wirkt sich Kälte aus: Die Viskosität (Zähflüssigkeit) des Bluts erhöht sich in bestimmten Gewebebereichen und führt zu einem erhöhtem Verletzungsrisiko.

Die gesamte metabolischen Reaktion (Stoffwechselreaktion) reduziert sich bei absinkender Gewebstemperatur. Das bedeutet für den Athleten, dass sich die schnellen, kraftvollen Muskelkontraktionen die für eine dynamische Leistung nötig sind, mit sinkender Muskeltemperatur reduzieren.

Der Körper braucht mehr Energie
Fällt die Haut- und Bluttemperatur ab, so führt das zu einer Reaktion im Hypothalamus. Es wird ein Mechanismus aktiviert, der der Kälte gegensteuert und so zu einer Erhöhung der Wärmeproduktion im Körper führt. Frösteln ist eine Reflexantwort auf Kälte, und zwar in Form von unfreiwilligen Muskelkontraktionen. Durch die kleinen Kontraktionen verbraucht der Muskel ein Vielfaches an Glykogen. Das bedeutet für den Athleten, dass gerade bei langen, intensiveren Einheiten in der Kälte auf eine angepasste Kohlenhydratzufuhr vor, während und nach der Belastung zu achten ist.
Die gute Nachricht: Abnehmen geht in der Kälte leichter!

Zu Teil 2 des Artikels: Caroline verrät, wie man am besten fit und gesund durch den Winter kommt.

Caroline Rauscher ist studierte Pharmazeutin mit Weiterbildung im Bereich Ernährung. Sie besitzt fundierte Kenntnisse im Bereich der Leistungsphysiologie. Ihre Kontakte zu weltweit führenden Forschern nutzt sie u.a. für eine optimale und individuelle Konzeption von Sportgetränken, für die Herstellung von Mikronährstoffen je nach Bedarf eines Sportlers sowie für die Ernährungsberatung von Profis und Amateuren. Sie betreut international erfolgreiche Winter- und Sommersportler. Darunter bekannte Namen wie Julia Gajer, Yvonne van Vlerken, Andi Böcherer oder Laura Philipp. Mehr Infos

Foto: Klaus Arendt