Nils Frommhold im Interview, warum nach seinem Sieg in Roth nichts mehr nach Plan lief und was er aus seinen Fehlern für die neue Saison gelernt hat.
Nils, letztes Jahr hast du mit deinem Sieg in Roth einen tollen Erfolg eingefahren. Bei der Ironman 70.3-WM in Zell am See und beim Ironman Hawaii bist du deutlich hinter deinen eigenen Erwartungen geblieben. Woran lag das?
Das bringt der Sport manchmal mit sich. Wenn immer alles klappen würde, wäre es auch schnell langweilig. Im Endeffekt war meine komplette physische und psychische Vorbereitung auf Roth ausgelegt. Hier wollte ich gewinnen und meine Planung ging genau bis zum Renntag. Danach lief alles besser als gedacht und wenn ich ehrlich bin, war das vielleicht ganu das Problem für den weiteren Saisonverlauf. Direkt nach dem Sieg in Roth war ich mit Blick auf Hawaii noch Feuer und Flamme, aber irgendwann wurde es schwierig, diese extreme Anspannung aufrechtzuerhalten. In Kona war ich zwar gut in Form, aber diesen endgültigen Willen, ein Feuerwerk abzufackeln, hatte ich leider nicht mehr in mir. Dann kamen im Rennen ein paar Rückschläge dazu, die mich komplett aus der Bahn geworfen haben. Vielleicht habe ich es mir zu leicht vorgestellt. Aber man lernt ja bekanntlich aus seinen Fehlern, und daher plane ich dieses Jahr nicht bis zum Sommer, sondern bis zum Ende der Saison. Meine beste Leistung will ich 2016 am Ende des Jahres zeigen. Jetzt heißt es aber erst einmal, mich für Kona zu qualifizieren.
Warum ist es so schwierig im Training nicht zu überzocken, im Rennen einfach sein Ding zu machen und sich nicht durch einen Platten aus dem Konzept bringen zu lassen?
Leicht ist es nicht. Vor allem, wenn man sich im Rennen nicht dort befindet, wo man gerne wäre. Normalerweise bin ich nach dem Schwimmen vorne dabei und auf einmal war ich nur noch im Verfolgerfeld. Eine komplett neue Situation, die mich überfordert hat. Aber am Ende war nicht der Platten das Problem, sondern mein Umgang mir der Situation an sich. Umgangssprachlich sind mir einfach ein paar Sicherungen durchgebrannt.
Du willst dieses Jahr alles auf den Ironman Hawaii ausrichten, wie genau wird das aussehen zumal du ja auch Punkte für das Rennen auf Big Island sammeln musst?
Alles „Step by Step“! Erst einmal muss die Qualifikation her. Dazu werde ich beim Ironman 70.3 Brasilien am 10. April und beim Ironman Texas am 14. Mai auf Punktejagd gehen. Da beide Rennen Kontinentalmeisterschaftsrennen sind, ist es möglich dort die nötigen Punkte zu sammeln. Leicht wird es sicher nicht, da die Rennen mit vielen Punkten auch immer starke besetzt sind, aber einen Versuch ist es wert.
Was hast du dir für deinen ersten Wettkampf genau vorgenommen?
Simpel ausgedrückt, so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Als „Triathlontourist“ reise ich sicherlich nicht nach Brasilien.
Und wie sieht danach deine weitere Saisonplanung aus?
Nach dem Ironman in Texas geht es auf jeden Fall wieder zurück nach Europa. Die weitere Planung hängt auch ein bisschen von den ersten Ergebnissen ab.
Vor ein paar Tagen wurde bekannt gegeben, dass du ein neues Mitglied im Erdinger Alkoholfrei Team bist. Was ändert sich dadurch für dich?
Es ist natürlich eine tolle Geschichte für mich, dass ich ab sofort ein Teil des Teams bin. Erdinger Alkoholfrei ist schon lange ein wichtiger und langfristiger Partner im Ausdauersport. Das Team ist sehr professionell aufgestellt und ich war überrascht über die Größe der Community und den Möglichkeiten, die das Team den Sportlern bietet. Das Team ist unter anderem auf allen großen Events vor Ort und steht mir unterstützend zur Seite. Am Ende des Tages muss ich zwar die Leistung selbst bringen, aber das Team hilft sicherlich dabei. Außerdem war für mich besonders wichtig, dass ich meine Zusammenarbeit mit den bestehenden Partnern, die mich seit meinen Wechsel auf die Langdistanz tatkräftig unterstützen, weiterführen kann. Getreu dem Motto „never change a winning system“ ist es nun ein Mix aus etablierten und neuen Strukturen.
Wie wichtig sind dir verlässliche Partner an deiner Seite? Was ist der Unterschied, ob der Hauptpartner Bundeswehr oder Erdinger Alkoholfrei heißt?
Am Ende des Tages ist es für mich als Sportler wichtig, dass ich Erfolg habe. Meistens funktioniert das nur, wenn man sich in einem Umfeld befindet, in dem man sich wohl fühlt und in das man Vertrauen hat. Ich denke auch, dass sich eine gute Zusammenarbeit immer langfristig auszahlt. Kurz gesagt, gute Partner gewinnen und verlieren gemeinsam!
Interview: Meike Maurer
Fotos: Meike Maurer | Klaus Arendt