Svenja Bazlen: Ist man wirklich, was man isst?

Albgold_14_05_2014_Svenja_Bazlen_064 KopieDas ist die Frage, die sich auch Svenja Bazlen des Öfteren stellt. Essen ist wichtig – logisch –und nicht nur für Sportler lebensnotwendig. Klar, dass sich auch Svenja hin und wieder Gedanken über den besten „Food-Mix“ macht.

Zurzeit steht die basische und glutenfreie Ernährung in Sachen Bekömmlichkeit und Energiepotenzial hoch im Kurs.

„Ich bin der absolut perfekten Ernährung vielleicht auch noch nicht ganz auf die Schliche gekommen, aber ein paar ernährungstechnische Experimente und Erfahrungen habe ich durchaus schon gemacht“, sagt die 30-Jährige, die das Thema „Essen“ trotz aller Wichtigkeit relativ entspannt sieht. Natürlich gibt es Tausend Regeln und Ratschläge, und man könnte sich stundenlang in die Küche stellen, aber dann wäre ja immer noch nichts trainiert. Und nur gutes Essen alleine macht auch nicht schnell. Deswegen lautet die Devise der blonden Profifrau: „Essen muss schmecken, Spaß machen, bekömmlich und dazu noch alltagstauglich sein!“ Dabei fängt die Thematik nicht erst bei der Zubereitung der Speisen an, sondern schon viel früher: Welches Produkt soll es sein? Wie ist es verpackt? Bio oder nicht? Aus der Region oder aus Übersee? Alles selber machen oder auch mal auf das ein oder andere „Fertigprodukt“ im Vorratsschrank zurückgreifen? Soja und Milchprodukte? Stilles Wasser oder doch mit Kohlensäure? Tee oder Kaffee oder beides? Allein anhand dieses Fragenkatalogs sieht man, wie komplex das Thema ist und worüber man sich Gedanken machen kann. Svenjas Ernährungsfazit fällt trotz aller Fragen relativ klar aus: „ Die richtige Mischung machts!“

Basische Ernährung als Grundlage
Und doch ist auch Svenja von einigen Ernährungsphilosophien mehr überzeugt als von anderen. „Ich bin zurzeit sehr überzeugt von der basischen Ernährung, kombiniert mit einer glutenarmen Ernährung“, erklärt die gebürtige Stuttgarterin. Das basische Ernährungskonzept erklärt sich wie folgt: Lebensmittel werden in unterschiedliche Kategorien eingeteilt, die im Körper neutral, basisch oder sauer wirken. Einfach gesagt sind Obst und Gemüse meist basisch, insbesondere Bananen und Kartoffeln. Getreide wie Weizen und Dinkel werden den säurebildenden Produkten zugeordnet. Wohingegen Samen wie Hirse, Buchweizen und Amaranth in den neutralen Bereich fallen und zudem glutenfrei sind. Zu den säurebildenden Lebensmitteln gehören beispielsweise Fleisch, Kaffee, kohlensäurehaltige Getränke und manche Milchprodukte. Neutral sind unter anderem Kräutertees und stilles Wasser.

Glutenfreie Beilagen
Und was bedeutet eigentlich glutenfrei? Gluten ist ein sogenanntes Klebeeiweiß, das in vielen Getreidesorten vorkommt und den Ruf hat, Entzündungen im Magendarmtrakt zu fördern. Gluten ist nicht schädlich, wenn man nicht gerade an einer Unverträglichkeit (Zöliakie) leidet. Immer mehr Profis verzichten aber freiwillig auf Nahrungsmittel mit Gluten, da sie, wie Svenja, merken, dass die glutenfreie Nahrung einen positiven Einfluss auf den Körper beziehungsweise auf den Stoffwechsel hat und sehr bekömmlich ist. „Eine wissenschaftliche Erklärung habe ich für das Mehr an Wohlbefinden ohne Gluten zwar auch noch nicht, aber vielleicht liegt es daran, dass glutenfreie Lebensmittel dabei helfen, dass der Körper trotz der hohen sportlichen Belastung nicht übersäuert“, beschreibt Svenja ihre Erfahrungen.

Gerne dreimal warm
Am liebsten isst Svenja dreimal am Tag warm. Morgens macht sich die studierte Sportpädagogin einen Frühstücksbrei mit Obst, Nüssen, Hirse-, Buchweizen- und Amaranthflocken. Mittags gibt es meistens eine recht kohlenhydratreiche Mahlzeit. Diese besteht oft aus Quinoa, Reis oder Hirse. Gerne kommt auch mal eine große Portion glutenfreie Nudeln aus Mais, Buchweizen oder Reis auf den Teller. Abends gibt es im Winter oft Suppen, am liebsten Kürbissuppe. Aber natürlich eignet sich fast jedes Gemüse, gekocht oder püriert. Im Sommer gibt es abends oft Salat und dazu Ofenkartoffeln. Leider haben drei warme Mahlzeiten genauso wie die glutenfreie Ernährung auch einen kleinen Haken, und dieser liegt in der Alltagstauglichkeit. „Wenn ich längere Zeit zu Hause und nicht unterwegs im Trainingslager oder auf Wettkämpfen bin, dann ist das geregelte Essen fast kein Problem. Das Frühstück bereite ich quasi im Halbschlaf zu, mittags geht es schnell, da koche ich nur für mich, und abends stehe ich meistens mit meinem Freund zusammen in der Küche. Unsere Vorratskammer ist voll mit leckeren glutenfreien Produkten. Unser Brot backe ich auch gerne mal selbst. Auch ein glutenfreier Kuchen ist am Wochenende öfters drin. Allerdings habe ich natürlich auch nicht unbegrenzt Zeit und vor allem auch nicht immer Lust und Energie, um in der Küche zu stehen und ständig im Topf zu rühren und Spezialessen zu kochen. Sobald wir abends mal zum Essen gehen oder bei Freunden eingeladen sind, ist es mit der Vernunft dahin. Man möchte ja auch nicht ständig eine Extrawurst spielen. ‏Am schwierigsten finde ich es auf Reisen. Zwar versuche ich, im Trainingslager und bei Wettkämpfen in Appartements mit einer kleinen Kochgelegenheit zu wohnen, aber das geht leider auch nicht immer. Wenn man unterwegs ist und glutenfrei „to go“ essen möchte, dann merkt man schnell, dass das gar nicht so einfach ist. Da hilft nur ein großes Care-Paket mit ein paar glutenfreien Samenflocken, Zimt und Nüssen. Außerdem trinke ich für mein Leben gerne Espresso, und diesen Genuss lasse ich mir morgens für ein Tässchen und mittags trotz basischer Ernährung nicht nehmen“, erklärt Svenja ihre Essgewohnheiten.

Ein gutes Gefühl
Mit ihrer Ernährungsstrategie fährt Svenja sehr gut und braucht, dank einer ausgewogenen Kombination der Nahrungsmittel, auch fast keine Nahrungsergänzungsmittel. Lediglich Eisen wird hin und wieder als Kur in Tablettenform ergänzt, und nach dem Training gibt es zur besseren Regeneration einen Eiweiß-Shake. Der Frühstücksbrei funktioniert auch wunderbar vor einem Wettkampf. „Bis drei Stunden vor einem Rennen esse ich ganz normal. Danach gibt es spezielle kohlenhydratreiche Getränke. Während des Wettkampfes versorg ich mich mit Gels in der Radflasche“, so Svenja über ihre persönliche Rennernährungsstrategie. Wichtig ist laut Svenjas Meinung, dass man bedenkt, dass nicht alle Menschen das Gleiche brauchen. Jeder ist individuell und verträgt andere Produkte und Mengen, deswegen muss letztendlich jeder selbst herausfinden, was das Beste für ihn ist.

Text: Meike Maurer
Foto: Seitz GmbH