Nach der Saison ist vor der Saison

Freund Locke
Freund Locke

Nach dem Rennen ist vor dem Rennen. Für viele meiner Mitstreiter ist diese Aussage gleichbedeutend mit „nach der Saison ist vor der Saison“. Ohne die Resultate der abgelaufenen Wochen und Monate wirklich zu reflektieren, höre ich bereits im Zielbereich Sprüche wie „mit Glücksburg habe ich noch eine Rechnung offen“ oder „nächstes Jahr knacke ich aber die 10:30 Stunden“.

Auch die gut gemeinten Hinweise „wenn du dich nicht sofort für den nächsten Ironman anmeldest, sind die Startplätze vergeben“, beziehungsweise „hast du bereits das Frühjahrscamp in Spanien geplant?“ lassen mich aufhorchen. Die scheinen wohl zu vergessen, dass es auch andere Dinge gibt, über die man reden oder die man während der kalten Jahreszeit machen könnte. Schade. Die haben wohl nur Trainingseinheiten, absolvierte Kilometer, Wattzahlen und Pulswerte im Sinn. Darüber nachzudenken und den Mut aufzubringen, den ausgetretenen Pfad der vergangenen Monate (und Jahre) zu verlassen, scheint ihnen nicht einzufallen. Schade.

Wie wäre es denn, nicht nur das Zeitfahrrad und die Laufschuhe einfach mal für ein paar Wochen in die Ecke zu stellen und um jede Art von Sport einen großen Bogen zu machen? Leere Energiespeicher auffüllen. Kraft tanken. Neue Motivation aufbauen. Die Seele baumeln lassen und das machen, worauf man (lange) verzichtet hat. Vielleicht mal wieder ein gutes Buch lesen? Sich für das Geleistete der abgelaufenen Saison belohnen.

Und danach? Eine Umstellung des Wintertrainings wäre für manche bestimmt hilfreich. Ich für meinen Teil gehe in diesem Winter neue Wege. Ich setze mich auf das Mountainbike und wage mich erstmalig an die bislang ungeliebten Langlaufski heran. Eine gute Freundin nahm im Frühjahr an einem Wintertriathlon teil und klagte an den Tagen danach über unheimlichen Muskelkater. Ich bin mir sicher, dies ist eine willkommene Abwechslung. Irgendwie ernte ich bei den um mich herumstehenden Hardcoresportlern nur konsternierte Blicke. Als sie nach einem kurzen Augenblick der Entgeisterung das Gespräch über die Vorzüge einer möglichst fettarmen und kohlenhydratreichen Ernährung während der trainingsextensiven Zeit fortsetzen, wird es mir zu bunt. Ich lasse die Unverbesserlichen zurück und gehe essen. Das habe ich mir verdient. Aber keine Nudeln und keinen Salat, sondern eine richtig fette Pizza mit Meeresfrüchten und extra viel Käse. Vier verschiedene Sorten. Mindestens.

Denkt dran, immer schön locker bleiben,

Euer Locke

weitere Anmerkungen und Beobachtungen von Freund Locke
Illustration: Klemens Wahl