Unmittelbar nach dem Ironman auf Big Island zieht es die meisten Triathleten nach Maui, um sich am weißen Sandstrand unter der wärmenden Südseesonne und schönen Palmen von den Strapazen des letzten Samstags zu erholen. Oahu hingegen steht bei den wenigsten Sportlern auf der Agenda.
Zu überlaufen, zu busy, zu viele Hochhäuser und und und, höre ich immer wieder als Begründung, warum die Hauptinsel meistens gemieden wird. Aber ist dem wirklich so? Ich wollte es wissen und verbrachte auf meiner Weiterreise nach Tokyo dort 44 Stunden!
Diamond Head
Mein perfekter Tag begann in Waikiki am Kapiolani Park. Früh morgens um 6.30 Uhr wollte ich einen Teil der legendären Marathonstrecke entlang des Diamond Heads laufend erkunden. Der Parkplatz in unmittelbarer Nähe des Zoos war zu diesem Zeitpunkt schon gerammelt voll. Viele Einheimische nutzten die ersten Stunden des Tages, um vor der Arbeit auf ihrem Surfbrett DIE Welle zu bewältigen. Es ist schon ein surreales Bild, wenn das Straßenbild zu einer unmenschlichen Uhrzeit von sportlichen Menschen geprägt ist: die einen tragen ihr Surfbrett zum warmen Pazifik, die anderen laufen durch den Park oder entlang der Promenade in Richtung Diamond Head. Ich entschied mich für Letzteres und umrundete das Wahrzeichen Waikikis entgegengesetzt des Uhrzeigersinns auf der gleichnamigen Diamond Head Road, die viele herrliche Ausblicke auf die Küste und ihre Surfer bot. Den Abstecher in den Krater inklusive Lookout ersparte ich mir jedoch, schließlich wollte ich die Insel noch mit dem Auto erobern.
Waimanalo Bay
Nach dem sportlichen Aufgalopp fuhr ich auf den Spuren des Honolulu Marathons und des allerersten Ironmans in Richtung Osten, zur Hanauma Bay. Da mir die berühmte Schnorchelbucht dann doch viel zu überlaufen war, fuhr ich auf dem Highway 72 – entlang des Sandy Beach Park mit seinen nicht zu unterschätzenden Wellen – weiter in Richtung Waimanalo. Nicht zu unrecht werden die Strände der Waimanalo Bay alljährlich in die Liste der schönsten Strände der USA gewählt. Die im Internet gefundene Beschreibung „jaw-dropping dead gorgeous, with turquoise blue waters and miles of some of the softest white sand“ (Quelle) trifft definitiv zu. An diesem Donnerstag war es dort menschenleer, und ein Genuß, Seele und Beine baumeln und die Zeit verstreichen zu lassen.
Valley oft he Temples | Punchbowl Krater
Anstatt an der North Shore den Surfern zuzusehen, besuchte ich das von Waimanalo nur wenige Meilen entfernte Valley of the Temples. Die Anlage beherbergt mehrere Gotteshäuser unterschiedlicher Religionen, inklusive eines Nachbaus des japanisch buddhistischen Tempels Byōdō-in. Eine Oase der Ruhe, in der es definitiv mehr Kois als Touristen gibt. Nach einem nachdenklichen Rundgang fuhr ich über den Pali Drive und quer durch das Inselgebirge zurück nach Honolulu, direkt zum Punchbowl Krater, in dem sich der „National Memorial Cemetery of the Pacific“ befindet. Auch wenn Soldatenfriedhöfe nicht wirklich mein Ding sind, so hat mich diese perfekt in die Landschaft integrierte Anlage sehr bewegt. Die hawaiianische Bedeutung „Hügel des Ablegens“ könnte für die dort über 35.000 bestatteten Toten keinen besseren Namen haben.
Tantalus Drive
Das letzte Highlight meines perfekten Tages begann in unmittelbarer Nähe der Gedenkstätte: der Tantalus Drive, eine kurvige Straße hoch über Honolulu mit vielen einmaligen Ausblicken auf die Hauptstadt, Waikiki und den Diamond Head. Die Fahrt in den farbenfrohen Sonnenuntergang mit seinem Lichterspiel über dem Meer und der Stadt war atemberaubend! Ein absolutes „must have“ für jeden Oahu-Besucher!
Und ich gebe zu, zum Abschluss eines abwechslungsreichen Tages konnte ich mich dann doch nicht dem Gewusel der Kalakaua, der Flaniermeile Waikikis, und der Ala Moana Mall entziehen.
Fazit
Oahu bietet weitaus mehr als die typischen Klischees einer überlaufenen Touristenhochburg und braucht sich mit ihrem Charme und den vielen Sehenswürdigkeiten vor den anderen Inseln des Südseearchipels definitiv nicht verstecken.
PS. Leider hatte sich mein Smartphone verabschiedet, sodass ich lediglich mit zwei Fotos vom legendären Strand von Waikiki dienen kann.
Text | Fotos: Klaus Arendt