Ricarda entdeckt Kona: Goodbye

kona-2016_ricarda-lisk_ironman_img_6336Das Rennen ist vorbei. Der Mythos Hawaii legt sich schlafen, nur um nächstes Jahr im Oktober wieder Tausende von Triathleten in seinen Bann zu ziehen. Ich habe mir seit Sonntag viele Gedanken gemacht und möchte euch noch aus Sicht einer Athletin und Trainerin ein paar Tipps geben.

 

 

Akklimatisierung
Die Akklimatisierung ist hier das A und O. Hitze und eine hohe Luftfeuchtigkeit machen diesen Wettkampf härter als wir es in Europa gewohnt sind. Je früher man also vorher anreist, desto besser ist es. Allerdings auch teurer. Aufpreis kosten auch Unterkünfte mit Klimaanlage. Ich vertrete generell die Meinung, dass man sich ohne Klimaanlage besser und schneller akklimatisiert. Andere Profis hingegen schwören auf eine Klimaanlage, vor allem nachts, da die Regeneration bei kühleren Temperaturen deutlich besser sein soll. Aus meiner Sicht ist es wichtig, die für sich beste Methode herauszufinden und diese dann auf Hawaii entsprechend zu praktizieren.

Regeneration
Und damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt: Regeneration. Einen Profi würde man nie am Tag vor dem Rennen auf der Expo rumlaufen sehen. Sie war aber voll mit AK-Athleten. Auch ist kein Frodo oder Sebi beim Underpants-Run gelaufen. Dies ist ein großes Dilemma für all die AK-Athleten. Man qualifiziert sich mit größter Mühe, gibt ein Vermögen aus, ist dann endlich auf einer absolut sehenswerten Insel mitten im Geschehen, und dann soll man sich im Hotelzimmer verschanzen? Mein Tipp daher: Expo gleich am ersten Öffnungstag anschauen, Sightseeing-Touren für die Zeit nach dem Rennen aufheben und die letzten zwei Tage tatsächlich die Beine hochlegen. Glaubt mir, euer Körper wird es euch am Renntag danken.

kona-2016_ricarda-lisk_ironman_img_6194Der Wettkampf
Weiter geht’s mit dem Wettkampf selbst. Der Schwimmstart hat mich positiv überrascht. Auf Bildern sieht man immer nur, wie sich die rund 1.600 AK-Männer in die Bucht von Kona quetschen. Die Startlinie ist aber bestimmt 70m breit und somit hat man wenigstens auf den ersten Metern freie Bahn. Danach muss man aber mit Prügel rechnen, gerade am Wendepunkt. 80% des Feldes schwimmen schließlich zwischen 1:00 und 1:10 Stunden.

Was sich leider negativ aufs Radeln auswirkt. Ein großer Makel von Hawaii ist das Windschattenfahren. Wer will, kann in Pulks mit bis zu 100 Athleten mitrollen, unglaublich viel Kraft sparen und sich trotzdem im Ziel einen Ironman nennen lassen. Schon am Anfang der Radstrecke, wo es wirklich nicht nötig gewesen wäre, habe ich Idioten gesehen, die am Hinterrad des Vordermannes klebten. Wie groß war da der Frust meiner Jungs, die teilweise in gefährliche Situationen kamen, weil sie von solchen Massenpulks links und sogar rechts überholt wurden. Darum: bleibt cool und hängt euch nicht mit rein. Auch wenn solche Yogis dann vor euch im Ziel sein sollten, habt IHR einen richtigen Ironman gemacht und keine Touri-Ausfahrt.

Beim Laufen darf man sich dann umso mehr über jegliche Begleitung freuen. Bis auf die Wendepunktstrecke beim Energy Lab können Betreuer die Läufer sehen. Auch wenn man natürlich nicht nebenher radeln darf, bekommt man so von außen gut mit, durch was für eine „Hölle“ die Athleten müssen. Ab Km 17 hat man keinen Schatten mehr und kann nur

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hoffen, dass ein paar Wolken die pralle Sonne verdecken. Wie gut, dass es in der Hitze-Hölle „Partys“ gibt. Allen voran die Hannes Hawaii Tours Fan-Meile. Mit lauter Musik und Sprechgesängen herrscht hier absolute Party-Stimmung. Aber auch bei den vielen Verpflegungsstationen ist für Musik gesorgt und die vielen, vielen Freiwilligen reichen die Getränke im Groove des Beats. Vergesst aber vor lauter Party das Abkühlen nicht! Aber auch hier gilt es Maß zu halten: zu viel eiskaltes Wasser kann nämlich zu Magenkrämpfen führen.

Richtig auskosten können die Athleten den Ironman dann, wenn sie die Palani Road wieder runterkommen und die letzten Meter durch die mit Zuschauern gesäumten Straßen zurücklegen. Als Außenstehende kann ich das Gefühl natürlich nicht beschreiben, wie es ist, im Zielkanal zu laufen. Aber selbst mir sind die Glückstränen gekommen, als ich den steten Einlauf der Ironmänner und -frauen beobachten durfte. Ich kann mir vorstellen, dass mit jedem der letzten Schritte die vergangenen Qualen mehr und mehr in den Hintergrund rücken und dafür der Stolz über die Leistung immer größer wird.

mein persönliches Fazit
Der Ironman Hawaii ist aus meiner Sicht tatsächlich der härteste Ironman der Welt. Gut, dass man sich dafür qualifizieren muss. Denn Erfahrung, Respekt und insbesondere eine gute Vorbereitung sind hier wirklich wichtig. Ich wünsche jedem Triathleten, der Kona als Ziel hat, viel Erfolg. Bereitet euch gut auf den Höllenritt vor und vergesst letztendlich das Wichtigste nicht:

genießt es!

Text | Fotos: Ricarda Lisk