Malte Bruns ist bei seinem ersten Profi-Rennen bei der Challenge Venedig Dritter geworden. Was bis dahin passiert ist und warum er nach dem Rennen beim Abbau geholfen hat, erzählt er in seinem Blog.
560 Schwimmkilometer, 11.200 Kilometer auf dem Rad und 1.600 Kilometer zu Fuss habe ich dieses Jahr schon absolviert. Am vergangenen Wochenende stand ich zum ersten Mal als Profi an der Startlinie. Es galt zu schauen, wie das etwas umgestellte Training – weniger Umfang, mehr Intensität und Intervalle – über den Winter angeschlagen hat. Die große Frage war, hat sich die Form verbessert und wie fühlt sich der Start im Profifeld an?
Nach dem guten Formaufbau im Trainingslager auf Mallorca im April und entsprechenden Leistungstest im Training war die Entscheidung gefallen, die Saison direkt mit einer relativ frühen Langdistanz zu starten. Ich entschied mich, meine erstes Rennen als Profi bei der Erstaustragung der Challenge Venedig anzugehen.
Erster NADA-Besuch
Aber eigentlich habe ich die erste „Erfahrung als Profi“ schon eine Woche früher gesammelt – als am Abend während einer Rollen-Session die NADA klingelte und zur Dopingkontrolle bat. Es war rundum eine recht entspannte Angelegenheit – das Prozedere kannte ich bereits von den Wettkampfkontrollen im letzten Jahr. Die üblichen Fragen wurden gestellt: Gab es eine Bluttransfusionen in den letzten Monaten? Liegen medizinische Ausnahmegenehmigungen vor? Welche Nahrungsergänzungsmittel wurden in den letzten Tagen eingenommen? Es folgten die Probenabgabe und die Versiegelung und schon war alles erledigt. Im Grunde habe ich mich über die Kontrolle gefreut – denn schließlich möchte ich, wie alle anderen auch, wissen, dass ich mit „sauberen“ Athleten am Start stehe!
Die ersten Erfahrungen im „echten“ Profi-Zirkus
Im Vorfeld der Challenge Venedig hatte ich mich auf meine erste große Pressekonferenz gefreut. Leider wurde diese aufgrund des Wetters, es war am Vortag des Rennens ziemlich regnerisch, abgesagt, sodass ich erst beim Schwimmstart mit den anderen Profis im Rennen in Kontakt kam.
Die Szenerie beim Start war genial – es wurde an den Kanälen von Venedig mit der Stadt im Rücken gestartet. Bevor es ins Wasser ging standen alle entspannt im Startbereich und es wurde locker gequatscht. Die Atmosphäre war super. Beim Schwimmen selbst gab es weniger Gedränge, als ich das schon bei anderen Rennen erlebt habe – das fand ich ziemlich gut ;-).
Auf dem Rad war das Feld recht entzerrt – bei Kilometer 15 konnte ich sogar die Führung übernehmen und circa 30 Kilometer halten. Das habe ich mir in meinem ersten Profirennen nicht zu träumen erhofft. Zumal der Kurs sehr flach war und ich ja eher zu den leichten Bergfahrern gehöre. Im weiteren Rennverlauf konnte ich mich einer Gruppe anschließen, was eine willkommene Abwechslung zu den Solofahrten im letzten Jahr war.
Erstes Profirennen, 8:20:18 h, Podium, dritter Platz – ein Wahnsinn!
Beim Laufen war es dann besonders spannend. Nachdem ich als Dritter gewechselt hatte, konnte ich auf den 2. Platz vorlaufen. Die Finish-Line war mitten im Park und auf der ganzen Laufstrecke konnte man den Kommentator hören – das war echt ein abgefahrenes Gefühl, immer wieder seinen Namen und die Position zu hören! Meinen vollständigen Rennbericht findet ihr übrigens auf meiner Facebook-Seite.
Außerdem hat mich die Fairness und das sportliche Miteinander der Profis untereinander absolut positiv überrascht – wenn man sich an Wendepunktstellen entgegen kam, wurden regelmäßig High 5’s ausgetauscht, und selbst als mich Sergio Marques um meinen 2. Platz gebracht hatte – meine Beine wollten einfach nicht richtig mitspielen – hat er mich motiviert, dranzubleiben und nochmal alles zu geben. Das fand ich einfach nur spitze!
Familiäre Stimmung
Begeistert hat mich einmal mehr die Challenge Family! Von Roth kannte ich bereits die super Stimmung – auch unter den vielen Helfern. In Venedig hatte ich die Möglichkeit, die Renn-Organisatoren kennen zu lernen. Ich quatsche vor dem Schwimmstart ganz entspannt mit den Organisatoren, an der Laufstrecke feuerte uns einer der Geschäftsführer an und während man auf die letzten Finisher wartete, liess man bei einem Kaffee gemeinsam das Rennen Revue passieren.
Und am nächsten Morgen? Da habe ich die Zeit vor der Siegehrung mit meinem Bruder dazu genutzt, beim Abbau zu helfen. Denn das ist doch genau der Spirit – We are family!
Weiter geht es nun Ende Juni mit der Halbdistanz am Chiemsee. Mal schauen, wie ich mich auf einer so „kurzen“ Distanz schlagen werde!
Euer Malte
Fotos: gettyimages/Lennert Preiss und privat