Malte Bruns war mit einem 9. Gesamtplatz bei seinem ersten Ironman auf Lanzarote und mit dem WM-Titel aller AK-Athleten sowie Gesamtrang 24 beim IM Hawaii der Shooting Star der Saison 2015. 2016 möchte der 24-Jährige als Profi durchstarten.
Malte, hättest du dir Ende 2014 träumen lassen, dass du 2016 als Profi durchstarten würdest?
Auf gar keinen Fall! Bis 2015 war ich in keinem Sport so richtig gut. Das erste Mal habe ich 2007 an Wettkämpfen teilgenommen – an Cross Country-Läufen in den USA. Ich war okay gut, aber nicht herausragend. So war das auch mit meiner Mittelstrecken-Karriere über 1.500 Meter. Ich hab es bis zu den Westfälischen Meisterschaften geschafft, dann war aber auch Schluss. Auch in meiner ersten Triathlon-Saison auf der Sprintdistanz war der Erfolg, den ich jetzt habe, nicht zu erahnen. Nachdem ich mich nun aber 2015 in meinen ersten Rennen auf der Langdistanz im Profifeld platzieren konnte, wuchs so langsam die Idee, nächste Saison ins Profilager zu wechseln. Die Entscheidung ist aber erst nach Hawaii gefallen. Gerechnet hatte ich mit so einer Entwicklung beim besten Willen nicht – eigentlich wollte ich ja „nur mal“ einen Ironman finishen (lacht).
Du hast, dieses Jahr als AK-Athlet schon sehr professionell trainiert, da du im Frühjahr drei Monate auf Lanzarote warst und dich ab dem Sommer voll und ganz auf den Sport konzentriert hast . Zudem warst du bereits einige Wochen vor dem Ironman Hawaii auf Big Island und hast dich ganz gezielt auf die Weltmeisterschaft vorbereitet. Kannst du diese Vorbereitung 2016 überhaupt noch toppen?
Bestimmte Aspekte werde ich wohl eher nicht toppen können. Was die Umfänge und Wochenstunden angeht, habe ich mindestens so viel trainiert wie einige Profis. Da ich zum Wintersemester mein Masterstudium an der TU München (Maschinenbau und Management) angefangen habe, werde ich bei den Umfängen etwas runter schrauben müssen. Allerdings kann ich an der Qualität meines Trainings noch einiges verbessern, sodass ich hoffentlich noch besser vorbereitet in die nächste Saison gehen werde.
Was wird sich bei dir 2016 alles ändern?
Wenn ich darüber nachdenke – eigentlich alles! Ich werde mit einem Trainer zusammenarbeiten, um neue Impulse zu setzten und zum Beispiel strukturiertes Intervalltrainings einbauen, eine Trainingsplanung ausarbeiten, die über mein „Ich mache, was mir a) Spaß macht und b) sich gut anfühlt“ hinausgeht, um mich exakter auf die Wettkämpfe vorzubereiten. Der Alltag wird ziemlich umstrukturiert. Natürlich nimmt die Uni Zeit in Anspruch, aber die für mich wohl schwerwiegendste Veränderung ergibt sich dadurch beim Schwimmen. Das Schwimmbad, in dem ich trainiere, bietet kein Frühschwimmen an. Ich kann dort erst (Nach-)Mittags schwimmen, daher werde ich meinen Alltag deutlich stärker an meine Trainingszeiten anpassen müssen.
Die Geschichten mit den Sponsoren wiederum bieten Grund zur Freude, denn im nächsten Jahr werde ich auf jeden Fall nicht mehr alles aus eigener Tasche bezahlen müssen. So konnte ich bis dato schon einige Sponsoren finden, die mich zumindest ausreichend mit Material unterstützen. Die Suche nach potenziellen Trikotsponsoren und Geldgebern, die ich natürlich auch dringend brauche, um mich im nächsten Jahr optimal auf meinen Sport konzentrieren zu können, erweist sich allerdings als etwas schwieriger.
In diversen Interviews konnte man immer wieder lesen, dass du das Tapern hasst. Warum? Vertrittst du die Devise „viel, hilft viel?“
Ursprünglich kommt meine „Vieltrainiererei“ eher von „viel sieht viel“ beim Radfahren. Je mehr man rumfährt, um so weiter kommt man nun mal beim Radeln und es gibt mehr zu sehen. Da ich einfach sau gerne trainiere und es nur logisch erscheint, dass viel Ausdauertraining in diesem Sport nicht unbedingt gleich schadet, arbeitete ich bisher so. Vom Tapern fühle ich mich ziemlich eingeengt und unausgeglichen. Viele kennen dieses Gefühl wahrscheinlich von Verletzungen, wenn man total darauf brennt, zu trainieren, aber nicht trainieren kann – und beim Tapern ist das auch noch selbst auferlegt! Wenn ich mich dazu zwingen muss, nichts zu tun, dann tut mir das einfach nicht gut. Ich trainiere dann lieber weiter, einfach etwas lockerer und mit etwas reduzierteren Umfängen. Das ist für meinen Kopf viel besser.
Wie sieht deine Wettkampfplanung für 2016 aus und was sind deine sportlichen Ziele?
Meine Hauptwettkämpfe werden wie schon in diesem Jahr ein bis zwei Langdistanzen sein. Dazu noch einige Halbdistanzen, aber das wird sich 2016 alles in Deutschland oder in der näheren Umgebung abspielen. Eine Qualifikation als Profi für Hawaii sehe ich als langfristiges Ziel. In erster Linie möchte ich meine Leistungen aus dieser Saison verbessern und im Profifeld Fuß fassen. Darüber hinaus möchte ich mir gar nicht so viele spezifische Ziele setzen. Mit Studium, Trainer usw. gibt es so viele (neue) Variablen und natürlich hängen meine Platzierungen im Profifeld auch stark von der Konkurrenz ab. Wenn ich gut vorbereitet bin, die Rennen so bestreiten kann, dass ich mit meiner Performance zufrieden bin, und dabei jede Menge Spaß habe, dann ist das für mich die Hauptsache – der Rest kommt hoffentlich von alleine.
Danke, Malte für das Interview und wir freuen uns regelmäßig über deine Saison 2016 als Profi auf www.tritime-magazin.de berichten zu dürfen.
Mehr aktuelle Infos findet ihr auf der Facebook-Seite von Malte.
Interview: Meike Maurer
Fotos: Finisher Pix und privat