Manchmal wird das unmöglich Geglaubte doch noch wahr. So geschehen in Zell am See bei der Ironman 70.3-WM. Svenja Thös wird Zweite in ihrer Alterklasse, obwohl sie Monate lang nicht laufen konnte.
Nach dem 70.3-Rennen auf Mallorca, das die 23-Jährige als Over-all-Siegerin aller Alterklassen beendete, hatten wir die Studentin und Flugbegleiterin in einem Interview vorgestellt. Danach wurde es ruhig um die talentierte Athletin. Aufgrund eines Ermüdungsbruches im Fuß musste sie zunächst alle geplanten Rennen der Saison 2015 absagen bzw. konnte nur noch schwimmen und radeln. In Zell am See wollte Svenja dennoch an den Start gehen, um zumindest das Schwimmen und die anspruchsvolle Radstrecke des WM-Kurses genießen zu können. Beim Laufen war der Plan, bei den ersten Schmerzen im Fuß sofort auszusteigen. Und siehe da … manchmal geschehen auch noch kleine, unerwartete Wunder und das Glück ist mit den Mutigen.
Svenja, wie hast du die Zeit zwischen dem 70.3-Rennen auf Mallorca und der WM in Zell am See verbracht?
Die Sommermonate waren für mich definitiv eine schwierige und mental sehr anspruchsvolle Zeit. Nachdem ich mir den Mittelfussknochen beim Rennen auf Mallorca gebrochen hatte, musste ich schweren Herzens die Deutschen Meisterschaften über die Mitteldistanz im Kraichgau absagen. Auch den Ironman 70.3 Wiesbaden habe ich mehr oder weniger gecancelt bzw. bin nach dem Radfahren ausgestiegen, da mein Arzt und Freund Frank Krämer mir kein Go gegeben hat, das gesamte Rennen zu absolvieren. Ob ich in Zell am See finishen können würde, wusste auch niemand bzw. alle, in meinem Umfeld meinten, dass es keinen Sinn machen würde, da ich seit Mai nicht mehr gelaufen bin. Ich selbst habe allerdings die Hoffnung nie aufgegeben.
Wie bist du mit der Verletzung umgegangen und wie konntest du dich weiter fit halten?
Ich hatte mental viel zu verarbeiten und habe quasi das gesamte Training ins Schwimmbad verlegt. Dass ich so tatsächlich einigermaßen fit geblieben bin, ist für mich auch sehr beeindruckend. Erst im Juli bin ich wieder aufs Rad gestiegen. Allerdings nur mit wenig Druck und normalen Pedalen und Turnschuhen.
Wann hast du den Entschluss gefasst, bei der 70.3-WM zu starten?
Der Entschluss war von Anfang an da. Die Frage war nur, ob ich es auch ohne Schmerzen ins Ziel schaffen würde.
Wie ist das Rennen in Zell am See für dich verlaufen und mit welchen Erwartungen bist du ins Rennen gegangen?
Meine Erwartungen waren eigentlich sehr bescheiden. Mein Ziel war es, nur eine tolle Radzeit zu fahren. Da ich meinen Fuß auch in der WM-Woche gespürt habe, hatte ich mich schon darauf eingestellt, wie in Wiesbaden nach dem Radpart das Rennen zu beenden. Am Renntag selbst war aber alles anders: ich fühlte mich morgens schon recht munter, schmerzfrei und gut gelaunt. Mein Ziel lautete, alles auf dem Rad zu geben und Vollgas zu fahren, da ich der Meinung war, dass ich das Laufen spätestens nach 5 Kilometern wegen der Schmerzen beenden müsste. Nach dem Radpart zog ich meine Laufschuhe an und lief los. Am Anfang lief es sich noch ganz gut, doch dann ging es mit Seitenstechen los. Das lag wohl an meiner mangelnden Fitness im Laufen. Ich versuchte, das Stechen zu ignorieren. Allerdings kamen etwas später auch noch Magenkrämpfe hinzu. Herrje, dachte ich mir – wann tut denn endlich mein Fuß weh? Dass ich so denken würde, hätte ich mich vorher nie zu träumen gewagt. Der einzige Grund aufzuhören, war allerdings definitiv, wenn mein Fuß schmerzen würde. Der Lauf war zwar der schlimmste Lauf meines Lebens, aber ich hab mich durchgebissen und der Fuß hat gehalten. Als Belohnung gab es den Vize-WM-Titel in meiner Altersklasse. Um ehrlich zu sein, das hätte ich selbst nie erwartet und dementsprechend glücklich bin ich natürlich auch.
Wie geht es deinem Fuß nach dem Rennen?
Ich spüre den Fuß ab und zu noch etwas, aber er darf sich jetzt erst einmal wieder richtig erholen.
Wie geht es jetzt weiter? Hast du noch ein Rennen 2015 geplant?
Ich bin für 2015 noch am Planen, aber wenn der Fuß nicht 100% in Ordnung ist, lasse ich es sein.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin alles Gute und viel Erfolg, Svenja.
Interview: Meike Maurer
Fotos: privat