Anstatt auf Mallorca bei angenehmen 20 Grad Celsius und Sonnenschein meine erste längere Radrunde zu drehen, musste ich daheim bleiben. Urlaubssperre. Trotzdem versuchte ich, mein Training zu intensivieren und verabredete mich mit meinem besten Freund zur ersten zweistündigen Ausfahrt des Jahres. Aber irgendwie war der Wurm drin. Regen, Regen und noch mal Regen. Wir versuchten der Nässe ein Schnippchen zu schlagen, entschieden uns für das Mountainbike und eine Strecke durch den nahegelegenen Stadtwald. Auf dem Weg dorthin übersah so ein Volltrottel von Autofahrer eine Pfütze. Klasse. Das fing ja gut an.
Im Wald angekommen, wurde es etwas trockener und weniger hektisch. Zunächst. Fünfzehner Schnitt. Sehr angenehm. Runder Tritt. Puls 125. Letzterer variierte allerdings, je nachdem, über welche hell- oder dunkelhaarige Schönheit wir gerade sprachen. Nach knapp einer halben Stunde war jedoch Schluss mit lustig. Zwei Vereinskameraden fuhren auf uns auf. Schade. Anstatt weiter über die schönsten Aussichten des Lebens zu philosophieren, ging es um Termine, Zeiten und Platzierungen. Als die beiden nach 45 Minuten das Tempo etwas beschleunigten, entbrannte eine Grundsatzdiskussion über Sinn und Unsinn von langen ruhigen progressiven Ausfahrten. Vor- und Nachteile von Fahrtspielen, Ortseingangsschildersprints, RFT’s und schnellen Einheiten. Und überhaupt, immer nur gaaanz laaangsam durch die Gegend rumeiern hätte sowieso noch niemanden schneller gemacht. Mein bester Freund und ich schauten uns an. Eindeutig. Wir befanden uns im falschen Film. Dass bei dem ganzen Hin und Her das Tempo ordentlich angezogen wurde, fiel mir erst auf, als sich mein Puls bereits im roten Bereich befand. Meine Beschwerde wurde mit einer erneuten Tempoverschärfung und einem „Du musst auch mal im Training Deine anaeroben Grenzen ausloten“ gekontert. Als ich mich dieser Beschleunigung verweigerte, vernahm ich noch ein „und genau deshalb bist Du in den vergangenen zwei Jahren auch nicht schneller geworden“. Wir bremsten ab, ich nahm einen Schluck des immer noch warmen Tees und wir beendeten das Ausscheidungsfahren auf unsere Art und bogen ab. Unsere Saisonhöhepunkte Sind im August und nicht im April zwischen zwei Weggabelungen im Stadtwald.
Denkt dran, immer schön locker bleiben,
Euer Locke
Text: Freund Locke
Illustration: Klemens Wahl