Stavro Petri ist seit 25 Jahren begeisterter Triathlet, seine Lebensgefährtin Melanie Lüdorf seit 2010. Kein Wunder, dass der 51-Jährige seine Passion 2003 zu seinem Beruf machte. Die Agentur „YEAH SPORT! Personal und Triathlon Training“ spricht nicht nur Triathleten und Ausdauersportler an, sondern auch Gesundheitssportler, die durch eine gezielte Ernährungs- und Bewegungsbetreuung an Gewicht verlieren und einen gesunden Lebensstil erlangen möchten. Darüber hinaus betreibt die Agentur in Wuppertal und Velbert vier EMS-Studios.
Stavro, Melanie, Euer Firmenmotto lautet „Nimm’s persönlich!“. Wie persönlich trifft Euch die COVID-19-Pandemie, und wie seid Ihr mit den Verfügungen umgegangen?
Melanie: Die Corona-Pandemie hat uns persönlich schon sehr hart getroffen. In all unseren Lebensbereichen wurden wir von heute auf morgen komplett ausgebremst und lahmgelegt. Aufgrund der behördlichen Verfügungen durften wir unseren Beruf als Personal- und Triathlon-Trainer sowie als Inhaber unserer EMS-Studios nicht mehr ausführen. All das mussten wir stillschweigend ertragen, obwohl wir täglich für und an der Gesundheit unserer Kunden arbeiten. Es ist immer noch nicht nachvollziehbar, dass gerade wir Gesundheitsberater nichts mehr machen durften.
Stavro: Für uns als langjährige Unternehmer ist es selbstverständlich, auch mal mit Rückschlägen konfrontiert zu werden. Diese resultierten meist aus persönlichen Entscheidungen, und da hieß es immer „Mund abwischen und weitermachen!“ Durch die Entscheidung der Politik waren wir jedoch absolut macht- und schuldlos, und dies ist nur schwer zu akzeptieren. Als Selbstständiger lernt man mit der Zeit auch, mit Existenzängsten umzugehen. Nur dieses Mal ist es komplett anders, da wir tagtäglich mit neuen Situationen konfrontiert wurden und nichts unternehmen durften.
Melanie: Und zwar behördlich als auch moralisch. Sehr viele Leute, die finanziell nicht von der Pandemie betroffen sind, können nicht nachvollziehen, dass wir weiterhin für die Gesundheit und Fitness unserer Kunden da sein wollen. Zudem zeichnen wir Verantwortung für zwölf Mitarbeiter, für die wir zum Teil auch Kurzarbeit anmelden mussten. Und auch das stellt eine zusätzliche Belastung dar.
Mit ein Grund, warum Ihr im November das Land Nordrhein-Westfalen auf Öffnung der EMS-Studios verklagt habt. Erfolgreich?
Stavro: Wir betreuen in unseren Studios sehr viele Kunden mit medizinischer Indikation, die auf das Training angewiesen sind. Leider wurde die Klage beim Oberverwaltungsgericht Münster abgelehnt. Wir blieben hartnäckig und setzten schlussendlich bei der Bezirksregierung Düsseldorf den Einsatz unserer medizinischen EMS-Geräte durch.
Doch dann folgte der zweite Lockdown …
Melanie: Obwohl wir alle Schutzmaßnahmen einhalten konnten – ein Kunde wurde von einem Trainer auf 200 m2 betreut – mussten wir unsere Studios schließen. Leider wird zwischen einer 1:1-EMS-Betreuung und einem Fitnessstudio nicht differenziert.
Stavro: Inzwischen haben wir es aber akzeptiert, dass wir den Entscheidungen der Regierung ausgesetzt sind. Wir ärgern uns nicht mehr darüber, dass ständig neue – für uns teilweise nicht nachvollziehbare – Maßnahmen ergriffen werden und wir nicht absehen können, wann es weitergeht. Dies stellt nur eine Verschwendung unserer Ressourcen da.
Wie haben Euch in diesem Zusammenhang eigentlich die Werbespots der Bundesregierung zur Pandemie-Bekämpfung gefallen?
Melanie: Wir können absolut nicht nachvollziehen, warum wir uns im Alter an eine Zeit erinnern sollen, wo wir faulenzend mit Cola und Chips auf dem Sofa rumsuhlten. Dies ist nicht unser Ansatz. Die Politik legt absolut keinen Wert auf Gesundheit, Ernährung und Sport. Genau dies wäre doch in der jetzigen und auch späteren Zeit von enormer Bedeutung und könnte noch viel mehr Menschenleben retten. Kinder-, Jugend-, Vereins- und auch Breitensport finden überhaupt keinen Platz. Man denke an die vielen älteren Menschen, die tagtäglich schwimmen gegangen sind.
Stavro: Und deshalb haben wir auch einen eigenen Videoclip produzieren lassen, der auf die Bedeutung von Sport und Ernährung hinweist. Der größte Schutz vor COVID-19 ist ein gesundes Immunsystem, und bekannterweise stärkt moderater Sport Letzteres.
Viele Unternehmen „fahren auf Sicht“ und hoffen auf ein baldiges Ende der Pandemie. Wie habt Ihr die letzten Wochen genutzt, um YEAH! SPORT fit für die Zukunft zu machen?
Stavro: Direkt zu Begin der Pandemie haben wir reagiert. Wir führten regelmäßig Onlinevorträge zu Themen wie Zielsetzungsmanagement, Ernährung, Motivation sowie Mentale Power durch, zudem ein wöchentliches Zoom-Online-Athletik-&-TRX-Training. Dies alles nahmen unsere Athleten sehr gut an und ist mittlerweile ein fester Bestandteil unserer Services. Darüber hinaus organisierten wir eigene Wettkämpfe und einen Spendenmarathon, bei dem wir über 8.000 Euro für ein Kinderheim sammelten. All dies trägt auch dazu bei, dass wir einen noch intensiveren und persönlicheren Umgang mit unseren Athleten haben.
Welche Chancen bietet die aktuelle Situation den Triathleten?
Melanie: Der für viele Athleten durch Kontaktbeschränkungen, Homeoffice, Kurzarbeit und vieles mehr sich häufig verändernde Alltag erhielt durch den Trainingsplan eine neue Struktur mit einer Konstanten, den Trainingseinheiten. Außerdem können durch die Verschiebung der Ziele gerade Einsteiger und Once-in-a-Lifetime-Triathleten an ihren Schwächen arbeiten.
Kundenmotivation kann sehr herausfordernd sein, besonders in Zeiten wie diesen. Wer und was motiviert Euch?
Stavro: Ich bin sehr stark intrinsisch motiviert. Ich liebe und lebe die Sportarten Schwimmen, Radfahren und Laufen einfach und benötige nicht unbedingt Ziele. Zudem haben wir einen sehr schönen Trainingsraum mit Fotos von unseren Zieleinläufen wie auf Hawaii und in Südafrika. Wenn ich auf der Rolle oder auf dem Laufband trainiere und diese schönen Bilder sehe, bekomme ich jedes Mal ein Grinsen ins Gesicht. Dies entschädigt vieles.
Melanie: Bei mir verhält es sich da genauso. Für mich stellen die drei schönen Sportarten einen perfekten Ausgleich zum Alltag und zu den ganzen Widrigkeiten dar. Die Erinnerung an unsere schönen Reisen und Erlebnissen motivieren mich immer wieder aufs Neue.
Letzte Frage: Habt Ihr einen Plan B, wenn 2021 ebenfalls zu einer „Nullnummer“ wird?
Stavro: Ich benötige keinen Plan B. Ich denke immer und bin davon überzeugt, dass in diesem Jahr, wann und in welcher Form auch immer, Wettkämpfe stattfinden. Ich gehe davon aus, dass die positive Entwicklung und Akzeptanz unseres Sports der vergangenen Jahre trotzdem weitergeht.
Melanie: Ich bin mir auch sicher, dass im Sommer wieder Triathlon-Veranstaltungen stattfinden. Aus unseren täglichen Gesprächen mit unseren Athleten geht klar hervor, dass alle sehr motiviert sind und große Lust verspüren, Rennen zu bestreiten. Hoffen wir, dass es da noch all die schönen Veranstaltungen gibt.
Interview: Klaus Arendt
Foto: YEAH! SPORT | Uwe Schinkel