Der Inferno Triathlon in der Schweiz ist eines der außergewöhnlichsten Triathlon-Rennen der Welt. Marc Pschebizin konnte es zehn Mal gewinnen. Er sagt: „Es ist eine mentale Gratwanderung und Grenzerfahrung zwischen Himmel und Hölle.“
Warum haben dich in den letzten Jahren eher die besonderen Events auf dieser Welt sportlich gereizt, weg von den Ironman- und Challenge-Rennen? Was muss ein Wettkampf mitbringen, damit du Lust hast, dort zu starten?
Den Reiz eines Rennens macht die Herausforderung aus, eine Strecke zu bewältigen, von der man nicht weiß, ob und wie man sie bewältigen kann. Der Inferno Triathlon hat für mich seit 1999 eine magische Anziehung. Eine unbeschreibliche Liebe zu einem Rennen, welches mir einfach auf den Leib geschnitten ist. Weg von Zeiten und Kommerz hin zu einem gewissen Abenteuer in einer unfassbar schönen Landschaft. Für mich muss ein Triathlon genau diese Zutaten haben – Abenteuer, Herausforderung, eine gute Organisation und ganz viel Menschlichkeit. Seit Beginn meiner Inferno-Karriere hat mich die extreme Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Organisation und der Helfer fasziniert. Da kommt man einfach immer gerne wieder, man fühlt sich wie zuhause.
Was gefällt dir am Inferno-Triathlon besonders gut?
Der Inferno ist für mich einfach der schönste Triathlon weltweit. Da gibt es nichts zu rütteln und wer nicht da war, hat etwas verpasst. Nicht nur die Landschaft macht es aus, es ist auch die mentale Gratwanderung und Grenzerfahrung zwischen Himmel und Hölle. Mal fühlst du dich überwältig von allen Eindrücken, mal denkst du – speziell beim Laufen im Kanonenrohr nach Mürren – es geht nichts mehr und du müsstest an Erschöpfung gleich sterben. Die Überwindung und die Freude, die du dann im Ziel auf dem Schilthorn erlebst, ist einfach grenzenlos und unbeschreiblich.
Wie kann man sich am besten auf die Schweizer Berge vorbereiten und wie auf die Höhenluft, die einen dort erwartet – du hast die Erfahrung als Athlet gemacht und hast auch schon viele Sportler beim Inferno Triathlon betreut.
Ich wurde oft gefragt, wie es sein kann, dass einer aus dem Flachland so ein bergiges Rennen gewinnen kann. Ich habe mich immer sehr speziell für diesen Anlass vorbereitet. Mit Bergintervallen beim Laufen und auf dem Rad habe ich versucht, die spezifische Kraft zu trainieren. Dabei mussten die Berge gar nicht so lange sein. Da wir unser Proficoaching-Trainingscamp jedes Frühjahr auf Gran Canaria abhalten, war dies immer eine erste perfekte Grundlage und ein erstes Austesten der langen Berge. Die Höhenlage beim Inferno ist sicher sehr speziell und sollte vorher trainiert werden. Ich habe im Juni/Juli immer eine Woche auf den Inferno-Strecken trainiert, um mich an die Anstiege und die Höhe zu gewöhnen. Eine frühzeitige Anreise vor dem Rennen ist genauso wichtig, um sich an die Höhen jenseits von 2.000 Metern zu akklimatisieren. Man braucht aber sicherlich auch eine gewisse Affinität und Liebe zu den Bergen, sonst bist du einfach falsch. Das sage ich auch jedem meiner vielen Athleten, die ich bereits aufs Schilthorn gebracht habe.
Wie muss man sich Verpflegen, um ohne Energiedefizite durchs Rennen zu kommen? Welche Fehler sollte man unbedingt vermeiden?
Die Verpflegung spielt sicherlich eine große, wenn nicht sogar die wichtigste Rolle in einem Langdistanz-Triathlon. Wird aber meiner Meinung nach von vielen Athleten als letztes bedacht. Ich habe 2012 nach meinem zehnten Sieg im Ziel gesagt, dass mein Ernährungsplan genau hingehauen hätte, sprich ich mich konsequent verpflegt habe und dadurch keine großen Leistungsschwankungen bzw. Einbrüche hatte. Meinen Ernährungsplan bin ich schon bei längeren Trainingseinheiten genau wie im Rennen mehrfach durchgegangen und habe mich so schon an die spezielle Ernährung gewöhnen können. Was für einen Athleten da am besten passt und schmeckt, muss definitiv schon im Training probiert werden. Der größte Fehler besteht sicherlich darin, zu spät zu essen, wenn die Speicher schon leer sind, hierauf sollte man speziell achten. Ich habe immer eine Trinkflasche mit Energie Gels und Mineralien vorbereitet, die ich schon recht früh im Rennen angezapft und konsequent durchgezogen habe. Auf der Kleinen Scheidegg gab‘s immer auch einen Schokoriegel an der Verpflegungsstelle. Das wurde über die Jahre zum Ritual und bergab konnte ich den perfekt verdauen.
Was war dein schönster und was dein härtester Moment beim Inferno Triathlon?
Der härteste Moment war 2011, als das Schwimmen abgesagt wurde und wir durch den Massenstart viel zu hart über die Radstrecke geflogen sind, ich beim Laufen enorm eingegangen bin und mich Sämi (Anmerkung der Redaktion: Samuel Hürzeler) am Winteregg so dermaßen hat stehen lassen und ich es kaum bis zum Schilthorn geschafft habe. Der schönste Moment war bei meiner ersten Teilnahme, als ich nach einer verregneten Rennwoche am Renntag selbst bei strahlendem Sonnenschein die einzigartige Bergwelt bewundern durfte. Wasserfälle, Gletscher, einzigartige Aussichten – ich war einfach nur geflasht. Ich hatte gar nicht mehr das Gefühl, in einem Rennen zu sein, sondern in einer Traumwelt. 2012 wollte ich unbedingt gewinnen und mir den zehnten Sieg holen. Es war ein unfassbarer Kampf und Krimi und ein noch unbeschreiblicheres Glücksgefühl im Ziel, als ich es geschafft hatte.
Bist du dieses Jahr auch am Start am Thunersee – wie sehen deine sportlichen Pläne derzeit aus?
Leider nein, mich plagen seit dem Winter Achillessehnen-Probleme und ich kam viel zu wenig zum Laufen. Zudem habe ich drei kleine Mädchen, die ihren Papa immer mehr fordern und zudem einen Job, der mir immer weniger Zeit zum Trainieren lässt. Eventuell werde ich einer Staffel antreten, ein Jahr ohne Inferno geht bei mir fast nicht. 2019 würde ich aber gerne noch mal ran.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute
Interview: Meike Maurer
Fotos: Swiss-Image.ch