Michael Raelert: Das ist Leben

Auf Fuerteventura trifft man in den Wintermonaten stets viele Profitriathleten. Derzeit trainiert nicht nur die deutsche Nationalmannschaft auf der Kanareninsel, auch Michael Raelert war für eine Woche hier. Die www.tritime-magazin.de-Redaktion nutzte die Chance, um mit dem Rostocker über seine nicht ganz einfache Saison 2014 zu sprechen.

Anfang des Jahres war es ziemlich ruhig um den 34-Jährigen geworden. Jeweils zwei Rad- und Autounfälle hatten den erfolgreichen Profi ziemlich aus der Bahn geworfen. An Wettkämpfe war bis August aufgrund seiner Verletzungen nicht zu denken. Rückblickend analysiert Michael Raelert die vergangene Situation relativ nüchtern, „ so ist eben das Leben!“ Und ergänzt: „Es gibt immer Höhen und Tiefen, und auch im Sport lernt man immer wieder die andere Seite kennen – es geht eben selten immer nur bergauf.“

Jetzt scheint der blonde Athlet aber wieder zurück auf der Erfolgsspur: In den vergangenen Wochen meldete  sich Michael Raelert eindrucksvoll im Wettkampfzirkus zurück. Bereits Ende August zeigte er bei der Challenge Walchsee mit einem dritten Rang, dass er künftig wieder ein Wörtchen mitreden möchte. Es folgten vier 70.3-Siege in Folge – auf Rügen, in Miami und bei den australischen Rennen in Mandurah und Ballarat.

Kaum aus Down Under zurück,  ging es für den Jüngeren der beiden Raelert Brüder wieder auf Reisen – zum „Erdinger Alkoholfrei & Schlag den Raab-Camp“ nach Fuerteventura, in dem er unter anderem zusammen mit seinem Bruder Andy einen Teil der Teilnehmer coachte und auch selbst noch ein bisschen für seinen nächsten Wettkampf – dem Challenge-Rennen in Bahrain – trainierte.

Hallo Michael, wie war die Woche Fuerte für Dich?
Die letzten Tage waren eine schöne Abwechslung für mich. Das Training mit den Kandidaten aus dem Schlag den Raab-Camp war wirklich interessant. Wir haben mit den Teilnehmern mitgefiebert und versucht, ihnen mit guten Ratschlägen zur Seite zu stehen. Außerdem fand ich es sehr spannend zu sehen, wie ein TV-Film produziert wird, da das ganze Camp von einem Fernsehteam begleitet wurde.

Wie geht es Dir im Moment?
Die letzten Monate waren nicht immer einfach für mich. Ich habe den Sport von einer anderen Seite kennengelernt und gesehen wie schnelllebig alles ist: Im Sport geht es immer um Leistung  – das ist natürlich sehr ehrlich – aber  es ist eben auch ein Business. Wenn es dann mal nicht so läuft, wie man das gerne hätte, muss man das erst einmal verkraften lernen. Aber jetzt geht es mir gesundheitlich wieder gut. Allerdings fühle ich mich von den Rennen und den ganzen Reisestrapazen, die ich in den letzten Wochen auf dem Programm hatte, etwas kaputt.

Bist Du schon wieder ganz der Alte und schon wieder richtig leistungsfähig?
Nein, ich bin definitiv noch nicht wieder in Topform, das hat mir das Mammut-Programm gezeigt. Ich bin mit meinen letzten Rennen zwar wirklich sehr zufrieden, aber in Australien musste ich mir die Siege auch hart erkämpfen. Das hat richtig Substanz gekostet und mir klar gemacht, dass mir noch eine stabile Basis fehlt, um auch die Rennen besser wegstecken zu können.

Was hast Du Dir für dein nächstes Rennen in Bahrain vorgenommen?
Ich reise eher mit gedämpften Erwartungen in den Wüstenstaat. Das Rennen ist top besetzt und ich bin derzeit eben noch nicht wieder in Bestform. Aber ich freue mich darauf, mich endlich wieder mit den Top-Jungs messen zu können. Ich werde einen kurzen Zwischenstopp in Deutschland einlegen und am Sonntag weiter nach Bahrain fliegen, um mich vor Ort noch ein bisschen auf das Rennen vorbereiten zu können.

Wie geht es nach Bahrain weiter?
Nach Bahrain mache ich definitiv zwei Wochen Urlaub und fliege nach Vietnam. Danach werde ich mit moderatem und eher spielerischem Training für die Saison 2015 einsteigen. Geplant ist, dass ich viel mit Andy und unserem Coach Wolfram Bott trainieren werde. Im Januar werde ich vermutlich mit meinem Team von Erdinger Alkoholfrei wieder auf Fuerteventura sein und mich mit allen Teammitgliedern zusammen auf die neue Saison vorbereiten. Außerdem freue ich mich schon darauf, mit der Nationalmannschaft von Luxemburg an der Form zu arbeiten. Dies ist nur möglich, weil Wolfram Bott auch Nationaltrainer der Luxemburger ist und er mit solchen Trainingsgruppen den Benefit für alle Athleten fördern möchte.

Und was hast Du für 2015 geplant?
2015 soll nach meinem Verletzungsjahr ein Testjahr sein. Ich möchte aber auf jeden Fall nächstes Jahr beim Ironman Hawaii an der Startlinie stehen. Dafür muss ich natürlich davor noch einen Ironman absolvieren. Wo das sein wird, ist noch nicht entschieden. Aber auf jeden Fall hat mich der Sieg von Sebastian Kienle richtig motiviert, das Projekt Hawaii selbst wieder anzugehen.

Bedeutet das auch, dass die Raelert Brothers weiter an dem großen Ziel vom gemeinsamen Podium auf Hawaii festhalten?
Ja, definitiv. Andy und ich glauben noch fest an dieses Ziel. Ich war 2012 bei meinem ersten Start auf der Insel noch jung und habe einige Fehler im Training gemacht, die mein Körper im Rennen nicht toleriert hat. Aber mit konstantem Training sollte noch einiges möglich sein. Und auch Andy glaubt weiter an sich und seine Leistungsfähigkeit, obwohl das Rennen 2014 natürlich nicht wirklich gut war. Auch Andys Saison war nicht optimal, aber er hat gezeigt, dass er mit wenig Training viel rausholen und bis zum Halbmarathon ganz vorne mitlaufen konnte, was so gesehen sehr positiv für ihn war. Wir sind beide top motiviert und werden uns künftig wieder gemeinsam für unser großes Ziel Hawaii pushen.

Interview und Fotos: Meike Maurer