Neue Studie
zum Thema glutenfreies Essen

Sportler sind allgemein empfänglich dafür, neue Dinge auszuprobieren, um das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit zu erhöhen –  zum Beispiel auch bei Ernährungsfragen. Ein relativ neuer und schon recht verbreiteter Trend ist, auf glutenhaltige Nahrungsmittel, sprich auf bestimmte Getreidesorten zu verzichten. Zu diesem Thema ist gerade eine neue Studie erschienenen, die uns Ernährungsexpertin Caroline Rauscher zu Verfügung gestellt hat. Das Ergebnis ist auf jeden Fall interessant – Mahlzeit!

 

Die Frage, die sich die Experten bei dieser Studie gestellt haben lautet: Ist die neue Popularität von glutenfreier Ernährung in Athletenkreisen uneingeschränkt sinnvoll? Die aktuelle Studie kanadischer und australischer Wissenschaftler zeigt folgendes:

Das Einhalten einer glutenfreien Diät bei Athleten, die nicht an Zöliakie (laut Wikipedia: Glutenunverträglichkeit charakterisiert durch eine chronische Erkrankung der Dünndarmschleimhaut aufgrund einer Überempfindlichkeit gegen Bestandteile von Gluten, dem in vielen Getreidesorten vorkommenden Klebereiweiß. Die Unverträglichkeit bleibt lebenslang bestehen, sie ist zum Teil erblich und kann derzeit nicht ursächlich behandelt werden leiden), wird immer populärer, obwohl es wenige medizinische und leistungssteigernde Belege für diese Ernährungsvariante gibt.

Die Studie versuchte die Demographie von „Nicht an Zöliakie erkrankten Athleten“ (= NCA) zu quantifizieren, untersucht die Erfahrungen der Sportler, ihre Vorgehensweisen und Informationsquellen, die in Zusammenhang mit glutenfreier Diät (GFD) stehen.

910 Athleten beteiligten sich an der Studie und füllten einen online Fragebogen, bestehend aus 17 Fragen aus.

41 Prozent der Studienteilnehmer waren nicht an Zöliakie erkrankt, darunter 18 Weltmeister/Olympiasieger, dennoch halten zu 50 -100 Prozent dieser Teilnehmer eine glutenfreie Diät ein.

Selbstdiagnose eher kritisch
Grund für die Ernährungsumstellung sind oder waren dabei Beschwerden, von denen angenommen wurde, dass sie von Gluten verursacht werden, zu therapieren. Wobei bei gut der Hälfte die Zöliakie selbst diagnostiziert wurde  und nicht medizinisch nachgewiesen war.

Bei 50 Prozent der Sportlern, die eine glutenfreie Ernährung einhalten, handelt es  sich meist um ambitionierte Wettkampf-Ausdauersportler im Alter von 31 und 40 Jahren. Diese klagten über folgende Symptome: GIT Beschwerden (z. B. Bauchschmerzen). Alleine oder mit zwei oder drei weiteren Symptomen, wie Müdigkeit, von denen sie glaubten, dass sie ebenfalls durch Gluten ausgelöst wurden.

84 Prozent dieser Sportler gaben an, dass sich die durch die Diät die Symptome besserten. Symptombasierte und symptomfreie Selbstdiagnose von Zöliakie war dabei der primäre Grund für eine Diät. Dies bedeutet gleichzeitig, dass die Diät der meisten Athleten nicht auf einer gesicherten ärztlichen Diagnose basiert, sondern auf der Annahme, der Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel sei gesundheits- und leistungsförderlich. Meist informierten sich die Sportler online, über den Trainer und im Austausch mit anderen Athleten.

Studienergebnis ziemlich eindeutig
Die Wissenschaftler zeigen mit ihrem medizinischen Gutachten, dass nur ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung wirklich an Zöliakie oder Weizenallergie leidet. Dieser besagte Personenkreis muss sich unbedingt glutenfrei ernähren. Ein weiterer, relativ geringer Anteil hat eine klinische Glutenüberempfindlichkeit und profitiert deswegen von einer glutenfreien Ernährung. Allerdings lag bei keinem der Studienteilnehmer eine medizinische Indikation für eine glutenfreie Ernährung vor. Aus diesem Grund schlossen die Forscher auf einen Placebo Effekt, der zur Verbesserung der Symptomatik führte.

Zudem sehen die Wissenschaftler in der medizinisch nicht notwendigen glutenfreien  Ernährung auch die Gefahr der Unterversorgung mit Kohlenhydraten, Ballaststoffen, Eisen, einigen B-Vitaminen und gewissen probiotischen Stoffen für Ausdauerathleten.

Da die meisten Athleten eine Selbstdiagnose durchführten, besteht auch die Gefahr, dass die wahre Ursache von diversen Beschwerden übersehen wird. Langfristig ist es daher also immer wichtig, dass eine genaue medizinische Abklärung der gesundheitlichen Probleme erfolgt.

Text: Caroline Rauscher
Foto: Klaus Arendt

Caroline Rauscher ist studierte Pharmazeutin mit Ernährungsweiterbildung. Sie besitzt fundierte Kenntnisse im Bereich der Leistungsphysiologie. Ihre Kontakte zu weltweit führenden Forschern nutzt sie u.a. für eine optimale und individuelle  Konzeption von Sportgetränken, für die Herstellung von Mikronährstoffen je nach Bedarf eines Sportlers sowie für die Ernährungsberatung von Profis und Amateuren. Sie betreut international erfolgreicher Winter- und Sommersportler. Darunter bekannte Namen wie  Julia Gajer, Andi Böcherer, Daniela Sämmler, Stefan Schmid und Paratriathlon-Weltmeister Thomas Frühwirth.
www.nutritional-finetuning.com