Mit der Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele in Paris ging für Nina Eim ein Traum in Erfüllung. Im tritime-Interview stellt sich die gebürtige Itzehoerin nicht nur den Fragen zu ihren triathletischen Anfängen und ihren Werten/Einstellungen, sondern auch über die bevorstehenden Entscheidungen in Paris.
Nina, erinnerst Du Dich noch an Deine Triathlonanfänge in Itzehoe und Deinen allerersten Wettkampf?
Als Kind war ich Leichtathletin. Als mein damaliger Trainer, André Beltz, im Verein eine Kindertriathlonsparte ins Leben gerufen hatte, nahm ich an einem Schnuppertraining teil, was mir sehr gut gefiel. Von da an übte ich beide Sportarten parallel aus. Mit den Jahren verlagerte sich mein Schwerpunkt von der Leichtathletik hin zum Triathlon. Meinen ersten Wettkampf bestritt ich 2007 in Norderstedt. Als nicht so gute Schwimmerin – Rücken konnte ich noch am besten –, verließ ich als Letzte das Wasser, holte auf dem Rad und beim Laufen das Feld von ganz hinten auf und überquerte dann tatsächlich als Erste die Ziellinie. Ein schönes Erlebnis und eine bleibende Erinnerung.
Du lebst und trainierst am Olympiastützpunkt in Potsdam. Welche Vorteile bietet Dir der Standort und das Training in der Gruppe?
Neben einer leistungsstarken Trainingsgruppe liegen die Vorteile in den optimalen Trainingsstrukturen und -bedingungen: Schwimmhalle, die Havel für Open Water, eine tolle Umgebung für Laufen und Radfahren, Krafträume, physiotherapeutische Betreuung und vieles mehr. Und da ich auch nur einen Kilometer vom Stützpunkt entfernt wohne, profitiere ich zusätzlich von sehr kurzen Wegen und minimalen Verteilzeiten.
Und von Deinen Eltern?
Mach das, was Dir Spaß bringt. Glücklicherweise wurde ich nie dazu gedrängt, eine bestimmte Sportart auszuüben oder gar zum Training gezwungen. Darüber bin ich sehr froh und dankbar! Ich konnte selbst entscheiden, ob ich Lust darauf habe oder nicht. Das war und ist auch sehr wichtig, um die Freude am Sport beizubehalten.
Aktuell bist Du Sportsoldatin. Welchem Beruf würdest Du nachgehen, wenn es im Triathlon nicht geklappt hätte?
Wahrscheinlich irgendetwas mit Tieren. Das war früher immer mein Wunsch, und wer weiß, vielleicht wird nach meiner Karriere noch etwas daraus.
Was ist Dein größtes Laster?
Ich kann mich häufig schlecht entscheiden. Weniger beim Sport im Training oder Wettkampf, sondern vielmehr im Restaurant, an der Eisdiele … da brauche ich meist immer länger, bis ich meine Wahl getroffen habe.
Gibt es Dinge, auf die es Dir besonders schwerfällt, zu verzichten?
Definitiv auf Zeit mit meiner Familie, was auch dem geschuldet ist, dass ich in Potsdam lebe. Durch die vielen Wettkämpfe und Trainingslager sowie die täglichen Trainingsmaßnahmen ist ein Besuch im 350 Kilometer entfernten Itzehoe – insbesondere wenn Geburtstage und Familienfeiern anstehen – auch nicht so einfach einzuplanen.
Und wie chillst Du?
Am liebsten auf dem Sofa und dabei Shopping Queen oder irgendeinen spannenden Film schauen.
Du bist schon viel in der Welt rumgekommen. Welches Land hat Dich besonders fasziniert?
Durch den Triathlon durfte ich schon sehr viele schöne Orte besuchen. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Landschaft und Tierwelt an der Gold Coast in Australien. Eine Begegnung mit Kängurus beim Lauftraining im Park war schon einzigartig.
8 Fragen – 8 Antworten
Wo liegen Deine persönlichen Stärken? Kampfgeist
Wo liegen Deine persönlichen Schwächen? Ich kann mich schlecht entscheiden
Was macht Dich wütend? unfaires Verhalten
Was bringt Deine Augen zum Leuchten? mein Freund ;)
Was motiviert Dich? Wettkämpfe
Worauf musst Du am meisten verzichten? Zeit mit der Familie
Wie (und in welchem Umfeld) entspannst Du Dich am besten?
Auf dem Sofa
Wo siehst Du Dich in 10 Jahren? vermutlich immer noch am Sport treiben
12 Stichworte – 12 spontane Reaktionen
Leidenschaft Triathlon
Begabung Angeboren
Entscheidungen fallen mir schwer
Respekt sollte man Jedem gegenüber zeigen
Rivalität nur im Wettkampf
Fairness Essentiell
Intelligenz nicht nur eine Sache von Schulnoten
Image Außendarstellung
Angst hat Jeder
soziale Verantwortung Vorbildfunktion
Olympia oder Hawaii Olympia
früher war alles besser … Jetzt ist es genau so schön
Ausblick Paris
Bereits im letzten Jahr sichertest Du Dir einen von drei DTU-Startplätzen für Paris. Wie herausfordernd war die Qualifikationsphase?
Ziemlich herausfordernd, insbesondere vor dem Hintergrund, dass ich einen Tag vor dem WTCS-Rennen in Cagliari umknickte, den Wettkampf zwar beenden konnte, das Ergebnis der MRT-Untersuchung jedoch eine Laufpause von fünf Wochen zur Folge hatte. Definitiv keine optimalen Voraussetzungen für das Testevent. Somit startete ich mit minimalem Lauftraining in Paris, dafür jedoch mit höheren Schwimm- und Radumfängen, ergänzt um etliche Crosstrainer-Einheiten. Im Wettkampf waren die Schmerzen im Fuß zwar immer noch präsent, aber es lief wirklich, wirklich gut. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich mit meiner Verletzung und dem Alternativtraining die direkte Qualifikation schaffe.
Wie gehst Du mit Leistungsdruck – von außen, aber auch von Dir selbst – um? Arbeitest Du mit einem Mentaltrainer zusammen?
Ich arbeite mit keinem Mentaltrainer zusammen. Mit Drucksituationen vor und während eines Wettkampfes kann ich sehr gut umgehen.
Am 31. Juli erfolgt die Startsirene für das Einzelrennen der Damen statt. Mit welcher Erwartungshaltung stehst Du in Paris an der Startlinie? Unterscheidest Du dabei zwischen Minimal- und Maximalziel?
Meine ersten Olympischen Sommerspiele werden eine ganz besondere Erfahrung, die mich bestimmt prägen. Ich freue mich sehr auf die Rennen und meinen Aufenthalt in Paris. Eine bestimmte Platzierung setze ich mir nicht, ich gebe mein Allerbestes und sehe auf der Ziellinie, was dabei herauskommt.
Welcher Rennverlauf in der Vergangenheit gibt Dir für Paris die meiste Motivation, oder ist die Teilnahme selbst der allergrößte Ansporn?
Ganz klar das Testevent vom vergangenen Jahr und die damit verbundene direkte Olympia-Qualifikation. Das gute Schwimmen mit Platz 15, dem Schließen der Lücke zur Spitzengruppe beim Radfahren und dem erstaunlich guten Lauf bis auf Platz 6.
In Paris finden die Triathlonrennen in der ersten Hälfte der Spiele statt. Somit bleibt genügend Zeit, Entscheidungen in anderen Sportarten vor Ort zu verfolgen. Auf welche freust Du Dich da am meisten?
Natürlich möchte ich auch andere Sportarten und Entscheidungen besuchen, habe mir allerdings noch keine detaillierten Gedanken dazu gemacht. Das entscheide ich ganz spontan, schließlich steht mein Einzelrennen und die Nominierung für die Mixed-Relay im Vordergrund.
Entweder … oder
Mein Wohnzimmer
Großstadt oder Land? Land
Berge oder Meer? Meer
Haus oder Appartement? Haus
Trainingsvorlieben
Schwimmen oder Radfahren? Radfahren
Radfahren oder Laufen? Radfahren
Bergauf oder bergab? Bergauf
Gegen- oder Rückenwind? Rückenwind
Hitze oder Kälte? Kälte
Indoor oder Outdoor? Outdoor
Skilanglauf oder Indoor? Skilanglauf
Bahn oder Natur? Natur
Laufband oder Rolle/Ergometer? Laufband
DVD, Musik oder virtuelle Welt? Musik
Pool oder Open Water? Pool
Neo oder Swimskin? Einteiler
Rennrad oder Zeitfahrrad? Rennrad
Intervalle oder Grundlage? Grundlage
Physio oder Faszientraining? Physio
Daten- oder Equipmentfreak/Technikfreak? Nichts davon
Training mit oder ohne Musik? meistens ohne
Ernährung
Vegan, vegetarisch oder Flexitarier? Flexitarier
Supermarkt oder Hofladen? Am Liebsten im Hofladen
Selbst kochen oder Restaurant? selbst kochen
Buffet oder à la carte? Buffet
Lieblingsgericht? Wraps
Schokolade oder Gummibärchen? Schokolade
Wasser oder Süßgetränk? Wasser mit Sprudel
Riegel oder Gel? Riegel
Regenerationsshake oder alkoholfreies Bier? Regenerationsshake
Informationsquellen
Fernsehen, Radio, Print (Zeitung/ Magazin) oder Online? Online
Audio-/Video- oder geschriebenes Interview? Video
Homepage oder Social Media? Social Media
Facebook oder Instagram? Instagram
Allgemeines
Spontan oder geplant? Was den Sport angeht geplant, in der Freizeit spontan
Achterbahn oder Karussell? Achterbahn
Punk, Rock, Klassik, Schlager oder Volksmusik? Nichts davon
Sprachen, Natur- oder Gesellschaftswissenschaften? Naturwissenschaften
Auto oder Bahn? Auto
Kombi/SUV oder Zweisitzer? Kombi
Benzin, Diesel oder Elektro? Hybrid
Oper oder Theater/Schauspiel? Theater
Kino, DVD, Fernsehen oder streamen? Fernsehen
Elegant oder Leger? Leger
Film oder Foto? Film
Lesen oder Hören? Hören
Krimi oder Liebesroman? Krimi
Steckbrief Nina Eim
Geburtstag: 01.08.1998
Verein: Triathlon Potsdam e.V.
Trainer: Ron Schmidt
Berufsausbildung: Sportsoldatin
Lieblingseinheit
lange lockere Radausfahrt oder Koppeleinheit Rad+Lauf
Interview: Klaus Arendt
Fotos: World Triathlon