Sebastian Kienle: Alles ist möglich!

Mit 14.770 Punkten dominierte der amtierende Ironman-Europameister Sebastian Kienle das diesjährige Kona Punkteranking. Seit Anfang September bereitet sich der 30-Jährige in Kona auf das Rennen am 11.10.2014 vor. www.tritime-magazin.de unterhielt sich mit dem aktuell besten deutschen Triathleten auf der Langdistanz.

Sebi, in 2014 hast Du Dich erneut souverän und frühzeitig für Hawaii qualifiziert. Wie bist du mit der bisherigen Saison zufrieden und mit welchen Gefühlen und Wünschen gehst du dieses Jahr in Kona an den Start?
Die Saison hatte einige Hoch- und Tiefpunkte. Frankfurt war ganz klar ein großes Ziel. Und mit neuem Streckenrekord Europameister zu werden, noch dazu an meinem 30. Geburtstag, das war schon eine geile Sache. Auch konnte ich endlich mein Heimrennen im Kraichgau mal wieder gewinnen. Nach dem ersten Erfolg dort ist doch ganz schön viel Zeit vergangen. Nicht zufrieden bin ich ganz klar mit dem Abscheiden beim 70.3 in Utah und bei der 70.3-WM in Kanada. So gehe ich auf der einen Seite sehr zuversichtlich in den Wettkampf, schließlich habe ich dieses Jahr auf der Langdistanz schon gezeigt, was möglich ist. Und ich auch weiß, dass es für mich noch nicht das Optimum war. Auf der anderen Seite lässt das Ergebniss in Kanada natürlich auch Zweifel an der aktuellen Form aufkommen.

Wie sehr belastet Dich der Jetlag und wie viele Tage benötigst Du, bis Du richtig im normalen Tagesablauf bist?
Ich brauche doch relativ lange, bis ich vollständig angepasst bin, das ist – neben dem Trainieren in der Hitze – ein weiterer Grund, warum ich direkt von Kanada aus nach Kona geflogen bin.

Wohnst Du in einem Appartement/Haus mit Küche und Selbstverpflegung oder im Hotel?
Im Appartement, ohne Küche geht hier nichts.

Ist Dein Trainer Lubos Bilek mit vor Ort? Welche Bedeutung hat dies für Dich im Vorfeld und im Rennen selbst?
Lubos ist seit Kanada die ganze Zeit mit dabei. Das ist extrem wichtig für mich, denn es gibt Einheiten, die ich sonst einfach nicht durchstehen würde. Außerdem nimmt er mir schon sehr viel Arbeit ab: Er kümmert sich nicht nur um das Training, er ist gleichzeitig auch Fahrer, kauft ein und macht vieles mehr. Das Kochen übernehme aber ich! 😉

Wirst Du auf Deiner Reise nach Hawaii von Freunden und Deiner Familie begleitet? Welche Rolle nehmen sie dort ein?
Ich habe wirklich ein Klasse Team hier. Die wichtigste Person kommt in der Rennwoche, meine Freundin. Dann sind dieses Jahr auch meine Schwester sowie mein Freund und Mechaniker Micha Wagner, das Team von Hannes Hawaii Tours, die Jungs von Scott und Susann Kräftner von Biestmilch vor Ort. Sie sind immer da, wenn ich sie brauche.

Wie viele Tage vor dem Rennen hast Du mit dem Tapering begonnen?
13 Tage!

Wie sehen Deine letzten Einheiten vor dem Wettkampf aus?
Trainiert wird natürlich auch noch in den Tagen vor dem Rennen, aber nur noch kurz und locker mit ein paar kleinen Intervallen.

Wie schätzt Du Deine realistischen Chancen ein?
Alles ist möglich!

Wer sind die großen Favoriten auf den Sieg im Rennen der Herren?
Ich, Frodo, Van Lierde, Ivan Rana und Eneko Llanos, den wohl niemand mehr auf der Rechnung hat. Aber es können sicher noch fünf andere Athleten  gewinnen. Aus deutscher Sicht sind wir extrem stark aufgestellt. Auch Nils Frommhold hat gute Chancen auf das Podium.

Und wie könnte aus Deiner Sicht das Podium bei den Herren und Damen aussehen?
Das Tippen überlasse ich Euch.

Worauf wirst Du in der Rennwoche und am Wettkampftag ernährungstechnisch besonders achten?
Nichsts anders zu machen wie sonst auch. Wenn man ein gutes Produkt hat, braucht man keine großen Tricks, ich weiß, dass ich mit Power Bar in der Vergangenheit sehr gut gefahren bin, und daran ändere ich nichts.

Womit verbringst Du in Kona die trainingsfreie Zeit? Wie entspannst Du Dich?
Lesen, Kaffee Trinken und Interviews schreiben.

Auf was musstest Du in den letzten Wochen am meisten verzichten?
Das verrate ich nicht!

Worauf freust Du Dich nach dem Rennen am meisten?
Auf das Ende des Trainingslagers und den dann anstehenden Urlaub auf Hawaii mit meiner Freundin.

Steht in diesem Jahr noch ein abschließender Wettkampf an?
Nach der kurzen Pause steige ich wieder ins Training ein, denn ich starte noch bei der Challenge Bahrain.

10 Stichworte – 10 spontane Reaktionen
Was fällt Dir spontan zu folgenden Begriffen ein?

Ali’i Drive: Geht noch gut.
Palani Road: Geht noch.
Energy Lab: Hoffentlich nicht gehen!
Mumuku: Je stärker desto besser!
Underpants Run: Ich glaube, die meisten wissen gar nicht, warum es den gibt!
Mauna Kea: Irgendwann fahre ich da noch einmal mit dem Rad hoch!
Kona Coffee: Jamaica Blue Mountain.
Island Lava Java: Bis 3 Wochen vor dem Rennen ein guter Platz zum chillen.
ABC-Store: Muss man hin, wenn man im im Lava Java ein Longboard zum Abendessen haben will.
LuLu’s: Nie gehört!

tritime-Portrait Sebastian Kienle (Ausgabe 3|2012)

Fotos: Sebastian Kuhn | Scott Sports SA und Armin Schirmaier | tritime-magazin.de