„Als gebürtiger Hilpoltsteiner der seine erste Langdistanz noch beim Ironman Europe in Roth absolvierte, brach eine Welt zusammen, als Frankfurt die Lizenz übernahm. Damals begann mein Film, Ironman sind die Bösen und Challenge die Guten.“ Mit diesen Worten bewarb sich Dominic Portisch um den von der „Mainova Energie Akademie“ ausgelobten Startplatz bei den Mainova Ironman European Championship. Mit der Auswahl begann vor genau fünf Wochen seine Konfrontationstherapie.
Dominic, wann wurdest Du vom Triathlonvirus infiziert?
1991, und zwar aus Frust. Leider nahm mein Sportverein Mitglieder auf, ohne nachzudenkenen, ein Limit gab es nicht. Zum Schluss „spielten“ wir mit 24 Personen auf 3 Feldern Badminton. mein Ausflug zum Basketball endete damit, als mir das Team mitteilte, dass es nie beabsichtigt, jemals gegen andere Mannschaften zu spielen. Nur trainieren? Ohne Wettkampf? Damit endete für mich auch die Ära Basketball.
Auf einer Party lernte ich einen Triathleten kennen … und alle anwesenden Mädels waren davon beeindruckt. Also sagte ich für einen Start beim zwei Wochen später stattfindenden 3. Rothseetriathlon zu, ohne überhaupt zu wissen, was da überhaupt genau zu machen ist. Von 300 Startern wurde ich als 16-Jähriger Drittletzter, der in seinem Leben noch nie soweit geschwommen oder gelaufen war. Das war ein Abenteuer! Außerdem war ich auf niemanden mehr angewiesen bin, kein Team, keine Halle, eine neue Sportart ohne feste Vereinsstruktur, die ich immer und überall ausüben konnte, alles war neu, aufregend und somit sehr motivierend. Beim Ironman Europe in Roth war ich dann ab 1993 Helfer an der Lände, und ab 1999 jedes Jahr (mit Ausnahme von 2003-2007) selbst am Start.
Kurz, Mittel oder Lang? Auf welchen Distanzen fühlst Du Dich am wohlsten?
Angefangen hat alles auf der olympischen, später kamen diverse Mitteldistanzen dazu. Schnell war ich nie, wollte aber mit minimalem Trainingsaufwand meine Grenzen austesten und einfach dabei sein. Ehrlich gesagt, fällt mir die Langdistanz am „einfachsten“. Ich genieße jedes Rennen in und um Roth, sozusagen jedes Jahr ein „Heimspiel“.
Was war Dein bisher schönstes Erlebnis im Triathlon?
Das auf eines zu reduzieren ist nicht möglich! Am wertvollsten sind die Begegnungen, die Personen, die ich im Zusammenhang kennenlernen durfte. Dadurch, dass wir jedes Jahr Athleten aus aller Welt bei uns aufnehmen, spannt sich inzwischen ein Netzwerk an Freunden von Neuseeland bis in die USA. Auch Teil dieses Triathlon verrückten Landkreises Roth zu sein, diese spezielle Woche vor dem Wettkampf, tausende Athleten aus aller Welt zu Gast und dieses „Knistern“ in der Luft , ist ein Erlebnis, das man mit Geld nicht kaufen kann.
Was ist Deine Lieblingsdisziplin? Und warum?
Eigentlich komme ich in allen drei Disziplinen gut durch. Schwimmen war früher meine größte herausforderung, doch durch Training im Verein macht auch das Schwimmen inzwischen Laune. Beim Radfahren habe ich inzwischen meinen Smarttrainer lieben gelernt und hoffe, dass ich mich im Wettkampf nicht wieder nach 120 km übergeben muss. Im Wettkampf ist ganz klar das Laufen das Schönste, nah an den Zuschauern und danach kommt das Ziel mit Massage und viel Essen.
Als gebürtiger Hilpoltsteiner hast Du Dich ganz bewusst um diesen Startplatz bei den Mainova Ironman European Championship beworben. Erzähl mal!
Mein erstes Langdistanzrennen bestritt ich in Roth noch unter Ironman-Label. Mit dem Wechsel nach Frankfurt hatte ich danach das Gefühl, Ironman versucht Roth beziehungsweise mir etwas wegzunehmen, das mir sehr wichtig war. Das Gefühl fundiert nicht auf der Entscheidung der Familie Walchshöfer, sondern auf der Angst, dass der Triathlon jetzt aus der Region verschwindet. Daraus ist eine persönliche Aversion gegenüber dem Ironman-Label entstanden. Und jetzt ergab sich die Möglichkeit, dieses persönliche Vorurteil, nur in Roth wird Triathlon gelebt, mal über den Haufen zu werfen. Sozusagen eine persönliche Konfrontationstherapie.
Wie war die Reaktion in Deinem Umfeld, dass Du Dich in die Höhle des Löwen wagst?
Freunde und Vereinskollgen sagten, ich hätte einen an der Klatsche, mit nur fünf Wochen Spazial-Training den IM in Frankfurt zu absolvieren. Mein Training hatte ich nach der Absage des Challenge Roth 2020 fast auf Null heruntergefahren, was bei gesperrten Bädern und Verbot für Vereinstraining nicht schwer fiel. Private Projekte standen nun im Focus, sehr zur Freude meiner Frau. Auch meinen Start in Roth hatte ich auf 2022 verschoben, da ich nicht an einen persönlichen Start in 2021 glaubte.
Meine Familie unterstützt mich bei diesem Vorhaben von Anfang an, alle glauben an mich und ich fühle mich hier sehr „getragen“. Besonderer Dank an meine Frau Maria: „Ich liebe Dich!“ Danke, dass Du mir dieses Abenteuer ermöglichst!
Und die Deines Trainers? Wie sah Dein Training in den letzten fünf Wochen aus?
Meine Trainerin Rebekah Keat hielt es anfangs für einen guten Scherz und dachte, ich meine den Ironman 2022. Als ich ihr dann den Hintergrund erklärte, meinte sie, sie glaube an mich und würde mich schon in den fünf Wochen so in Form brigen, dass ein „gesunder“ Zieleinlauf stattfinden könne.
Bek kenne ich als aktive Athletin, seit sie unser Homestay war, etwa 2008. Danach war Sie noch mehrmals bei uns und daraus entwickelte sich eine enge Freundschaft. 2018 ging ich auf sie zu und bat um Hilfe im Training und der Planung für Roth 2019. Dank Ihrer Unterstürzung konnte ich meine Bestzeit aus dem Vorjahr um 1:11 Stunden auf 10:43 Stunden verbessern!
Mit welcher Erwartungshaltung gehst Du am 15. August in das Rennen?
Endlich wieder Triathlon! Darauf freue ich mich am meisten. Ich starte jetzt wirklich unvoreingenommen in einen für mich neuen Wettkampf und sauge alles Positive auf. Ich freue mich riesig auf das Rennen, das ich nur aus dem TV kenne, in diesen Tagen live mitzuerleben. Auch mit dem Wissen, das es die Coronaauflage ist. Aber jetzt ist schon sicher, ich komme wieder nach FFM !
Dominic, für Deinen längsten Tag in der Höhle des Löwen wünsche ich Dir viel Freude und Erfolg.
Dankeschön, freu‘ mich sehr. See you all at the Finishline!
Interview: Klaus Arendt
Fotos: Privat