Kerstin Buchzik: Die Ironmum von Frankfurt

Kerstin Buchzik (Gewinnerin Startplatz Mainova Ironman European Championship)
Kerstin Buchzik (Gewinnerin Startplatz Mainova Ironman European Championship)

Kerstin Buchzik ergatterte beim Mainova-Gewinnspiel einen der beiden Startplätze für die Mainova Ironman European Championship. Wie die 32-Jährige Niedersächsin ihre Liebe zum Triathlonsport fand und mit welcher Erwartungshaltung sie in Frankfurt das Rennen aufnimmt, verrät sie im Interview.

Kerstin, wann wurdest Du vom Triathlonvirus infiziert?

Eigentlich wollte ich im September 2015 nur einen Halbmarathon laufen. Das Laufen hat mir in der Zeit dann so viel gegeben, dass ich unbedingt damit weitermachen musste. Im Oktober 2016 lief ich in Bremen meinen ersten Marathon. Das Erlebnis war unglaublich euphorisch: Das Glücksgefühl im Moment des Zieleinlauf war einzigartig, erfüllend und erleichternd zugleich. Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke.

Allerdings dachte ich gleich nachdem ich durch war: Und was kommt als Nächstes? 2017 absolvierte ich dann noch zwei weitere Marathons, stellte jedoch schnell fest, dass ich mehr will. Während meines Marathons Training „stolperte“ ich immer mal wieder auf folgenden Spruch:

Oh, You Ran A Marathon? That's So Cute! Maybe When Grow Up, Your Mommy Will Let You Do The Rest Of The Race! Swim 3,8 km /Bike 180 km / Run 42,195 km

Und dieser schürte in mir den Wunsch und die Faszination für eine Triathlon-Langdistanz. 2017 begann ich dem Triathlon-Training und finishte direkt zwei olympische Distanzen und drei Sprint Distanzen absolviert. 2018 folgte in Hamburg meine erste Langdistanz, 2019 zwei weitere beim Challenge Roth und Ironman Italy.

Warst Du schon immer eine Ausdauersportlerin oder hattest Du „früher“ ein Faible für andere Sportarten?

Seit ich denken kann, sind Schwimmen, Radfahren und Laufen schon immer die Sportarten in meinem Leben. Nur halt nicht hintereinander und nicht mit Wettkampfcharakter als Triathlon. Ich erinnere mich an die Donnerstage aus Kindheitstagen, das war der Warmbadetag und wir waren mit der ganzen Familie im Hallenband.  Im Sommer ging es zum Schwimmen entweder in das Freibad oder in den See. Samstags wurde immer eine längere Radtour gemacht und sonntags morgens nach dem Frühstück rief der Wald zum Dauerlauf. Ich fühle ich mich bei allem drei Sportarten sehr wohl und verbinde mit den Ausdauersport wichtige Werte aus meiner Kindheit, die ich später unbedingt auch selbst an meine Tochter weitergeben möchte.

Kurz, Mittel oder Lang? Auf welchen Distanzen fühlst Du Dich am wohlsten?

Triathlon ist immer toll. Mein Herz schlägt für die Langdistanz. Halbe Sachen waren noch nie so wirklich meins. 😉 

Was war Dein bisher schönstes Erlebnis im Triathlon?

Als Vorbereitungsrennen für meine erste Langdistanz startete ich in 2018 beim Challenge Heilbronn und qualifizierte mich dort direkt für die The Championship in Samorin. Das war schon richtig geil. Nicht nur an das Rennen in der Slowakei erinnere ich mich gern zurück, dieser Erfolg pusht und motiviert mich weiter an meinem großen Ziel einer Hawaii Qualifikation zu arbeiten.

Was ist Deine Lieblingsdisziplin? Und warum?

Laufen. In dieser Zeit kann ich alle Sorgen zur Seite schieben und bin völlig bei mir selbst.

Du bist im Januar dieses Jahres Mutter einer Tochter geworden. Wie hast Du Schwangerschaft, Geburt, Familie, Beruf und Training – und das inmitten der COVID-19-Pandemie – unter einen Hut gebracht?

Puh.. das war schon eine große Herausforderung und auch ein ziemliches Chaos. In Schwangerschaft und Stillzeit gibt der Körper das Tempo und die Möglichkeit für das Training vor. Hier ist Planung nur auf kurze Sicht möglich. Der Ausdauersport ist fester Bestandteil meines Lebens und begleitete mich auch in der Zeit soweit es mir möglich war.

Wie war die Reaktion in Deinem Umfeld, dass Du nur wenige Monate nach der Entbindung einen Ironman absolvierst?

Kalotta bleibt an dem Wochenende bei Ihrer Oma in ihrer gewohnten Umgebung. Ich bin meiner Mutter sehr dankbar, dass Sie mir die Chance ermöglicht hat. So wirklich habe ich mein Umfeld noch nicht in meine Pläne eingeweiht, das hole ich dann nach dem Rennen gemeinsam mit einem ausführlichen Rennbericht nach.

Und die Deines Trainers? Wie sah Dein Training in den letzten sechs Wochen (seit dem Gewinn) aus? Welche Schwerpunkte habt Ihr gesetzt?

Da gab es erst einmal eine kleine Diskussion. Wie häufig im Leben sprachen wir über das Thema „Verstand vs. Sehnsucht“. Mein Trainer sagte mir , dass er das Projekt für verrückt hält, sowohl im positiven als auch negativen Sinne, er jedoch die Leidenschaft dafür absolut verstehen kann, auch wenn er der Meinung ist, dass es klüger wäre, noch ein Jahr zu warten und vernünftig aufzubauen. Eigentlich hatten wir für dieses Jahr nur einen „kleinen“ Spaßtriathlon anvisiert, und er hatte etwas Sorge um mich und dem Start in Frankfurt. Mit ein bisschen Betteln, Planen meines Impftermins und zwei Nächte drüber schlafen war er dann aber mit im Boot.

Viel Trainingszeit blieb letztendlich nicht mehr. Auf Basis einer Leistungsdiagnostik übertrugen wir meinem aktuellen Leistungsstand „einfach“ auf die lange Distanz. Mein Trainer erzählte mir sehr, sehr viel über die Wichtigkeit der Verpflegung beim Rennen, und dass ich mich beim Laufen etwas zurückhalten muss.

Mit welcher Erwartungshaltung gehst Du am Sonntag in das Rennen?

Außer das Rennen zu genießen und wichtige Erfahrungen für zukünftige Rennen zu sammeln, nehme ich mir wirklich nichts Besonderes vor.  Aber natürlich wäre es schön, meine Leistung abrufen zu können.

Kerstin, ich wünsche Dir für Deinen längsten Tag des Jahres viel Freude und Erfolg.

Interview: Klaus Arendt
Foto: Privat