Triathlet Horst Reichel spricht im Interview über Magenprobleme, die Kona-Qualifikation für 2018 und das neue Ironman-Qualifikationssystem für 2019.
Wie fällt dein sportliches Fazit zur vergangenen Saison aus?
Die vergangene Saison war mit vier Siegen und zahlreichen Top-3-Platzierungen außerordentlich erfolgreich für mich. Vor allen Dingen war es mir wichtig, auch bei einer Langdistanz vorne zu landen, was mir in Hamburg mit Platz zwei gelungen ist.
Wie leicht ist es als Triathlon-Profi über die Runden zu kommen, wenn man nicht Sebastian Kienle oder Jan Frodeno ist?
Das Profitum im Triathlonsport ist nicht einfach, da es sehr leistungsabhängig ist. Meine Sponsoren und die errungenen Preisgelder decken nur einen Teil meiner Unkosten. Daher betreue ich projektbezogen ein paar Athleten und veranstalte unter anderem einige Trainingstage.
Wie wichtig ist für dich dein Team „Sport For Good“ und was konntest du von deinem langjähirgen Teambegleiter Timo Bracht in den letzten Jahren lernen?
Das Team Sport For Good ist mein Hauptsponsor und ermöglicht mir überhaupt erst, Triathlon auf höchstmöglichem Niveau auszuüben. Timo hat einen riesigen Erfahrungsschatz, von dem ich sehr viel profitieren konnte. Timo versteht es beispielsweise, auf den Punkt fit zu sein und abzuliefern. Ich konnte von ihm am meisten die richtige Mischung aus Gelassenheit und Fokus abschauen. Das war früher nicht unbedingt meine Stärke.
2014 konntest du deinen bisher einzigen Ironman-Sieg in Schweden einfahren. Immer wieder kämpfst du mit Magenproblemen auf den längeren Strecken. Weißt du, woran das liegt?
Wie sich letztes Jahr bei einer Beratung bei Ernährungsmediziner Herrn Dr. Zapf in Bayreuth herausgestellt hat, habe ich einen ziemlichen nervösen Magen. Ich konnte dadurch nur wenig bis gar keine Energie während der Wettkämpfe verarbeiten. Nach seiner Empfehlung muss ich in der gesamten Rennwoche genau auf meine Ernährung achten, um keine Reizzustände zu verursachen. Ich verzichte vor allen Dingen auf Weizen- und Milchprodukte. Außerdem achte ich auf einen ausreichenden Flüssigkeits- und Mineralhaushalt. Mit diesem individuellen Ernährungskonzept hatte ich seitdem keine Magenprobleme mehr.
Willst du dich 2018 für den Ironman Hawaii qualifizieren und was hälst du vom „neuen“ Qualiverfahren für die Profis ab 2019?
Nachdem ich 2013 das letzte Mal als Profi auf Hawaii war, möchte ich dieses Jahr erneut die Qualifikation angehen. Meine Ausgangslage ist aktuell ganz gut, da ich bereits in Bahrain, Cartagena und Barcelona einige Quali-Punkte sammeln konnte. Ich denke, mit einem Top-5-Platz bei einem der Championship-Rennen in diesem Frühjahr sollte ich das Hawaii-Ticket frühzeitig lösen können.
Prinzipiell begrüße ich es, mich 2019 mit dem neuen System direkt über eine Platzierung zu qualifizieren, anstatt auf Welttournee gehen zu müssen, um Punkte zu sammeln. Der Teufel steckt jedoch im Detail. Wenn man sich nur noch über einen Ironman-Sieg bei bestimmten Wettkämpfen qualifizieren kann, wird das Hawaii-Ticket zum Lotteriespiel da durch die hohe Leistungsdichte der Sieg oftmals tagesformabhängig ist. Die Hawaiiqualifikation ist damit schwer planbar. Besser wäre es, wenn man beispielsweise fünf weltweite Wettkämpfe hätte, bei dem sich jeweils die Top-10 bei den Frauen und bei den Männer direkt für Kona qualifizieren könnten.
Welche Pläne hast du für 2018 konkret und welche Partner und Sponsoren begleiten dich in die neue Saison?
Die Saison werde ich voraussichtlich mit dem Ironman Südafrika im April einleiten. Außerdem werde ich auf jeden Fall wieder bei einem der großen deutschen Langdistanzen antreten. Zudem plane ich einen Start bei der Challenge Heilbronn – für mich einer der schönsten Wettkämpfe im deutschen Triathlonsommer.
Aus Sponsorensicht freue ich mich, ein weiteres Jahr mit Giant Bikes unterwegs sein zu können. Das Giant Trinity gehört für mich zu den schnellsten TT-Bikes auf dem Markt. Das zeigt auch der Sieg von Tom Dumoulin bei der letztjährigen Zeitfahrweltmeisterschaft. Zudem hoffe ich, dass mein Vertrag mit dem Team Sport For Good demnächst verlängert wird.
Interview: Meike Maurer
Fotos: Klaus Arendt und Team Sport For Good
Foto Slider: Alex Caparros/Getty Images for IRONMAN