03.10.1990. Tag der Deutschen Einheit. Spontan fällt mir der Unabhängigkeitstag der USA ein. 04.07.1776. George Washington war der erste Präsident. Ich erinnere mich noch genau an meinen Geschichtsunterricht, als unser Lehrer alle Einzelheiten des Unabhängigkeitskrieges mit blumigen Worten erzählt hatte, als sei er selbst dabei gewesen.
Ich konnte es mir nicht verkneifen, den netten Kaffeeeinschenker beim Frühstück zu fragen, was ihm zum Independence Day denn so einfallen würde. Seine Antwort ließ mich etwas stutzen. Er erzählte von Raumschiffen, die die Vereinigten Staaten bedrohten. Aber Will Smith sei Dank, alle haben überlebt. Meine Frage nach dem „wann“ wurde spontan mit 1996 beantwortet. Der Name George Washington verursachte bei ihm ein Stirnrunzeln und ein „kenn ich nicht, die Filme waren wohl nicht so erfolgreich“. Verblüfft, entsetzt und irgendwie konsterniert verließ ich die Kaffeebude, ging zum Strand und sinnierte in den folgenden Stunden über die viel diskutierten Pisa-Studien in Deutschland. Ich bin mir sicher, die haben bei uns nur die falschen Menschen gefragt. Hoffentlich verbindet in Deutschland jedoch niemand den „Tag der Deutschen Einheit“ mit dem „Tag der offenen Tür“. Im Gegensatz zum 04.07. in den USA haben die Geschäfte in Deutschland am 03.10. definitiv geschlossen.
Aber das ist mir hier jetzt ziemlich egal. Ich geh zum Strand und versuche es beim Bodysurfen krachen zu lassen. Was man so von einem Europäer ohne direkten Wasserzugang so erwarten darf. Nach einer Stunde war ich ziemlich platt, sodass ich dem Treiben aus sicherer Entfernung zuschauen musste. Im Gegensatz zu vielen anderen schützte ich meine blasse Haut vor der Sonneneinstrahlung. Während die mit einem Sonnenbrand als Häuptling „Roter Rücken“ beziehungsweise Squaw „dunkelrote Nase“ in Richtung Auto schlenderten, gehörte ich zu den aus Sonnencreme und Sand panierten Bratheringen, die Tage später noch überall dort Sand fanden, wo er wirklich nicht zu vermuten war. Da passt dann auch das Lied. Ich hab‘ noch Sand in den Schuhen von Hawaii.
Denkt dran, immer schön Locke bleiben,
Euer Locke
Illustration: Klemens Wahl