Familie Kiesel hat zwar mittlerweile bereits den Heimweg ins Schwabenland angetreten, den letzten Teil des Mooloolaba-Blogs von Robin wollen wir euch natürlich dennoch nicht vorenthalten. Und ja: Fan sein ist nicht immer einfach!
Die Zeit ist gekommen. Die Wellen sind flach, die Sonne brennt vom Himmel und tausende Fans stehen aufgeregt neben der Strecke. It’s Showtime.
Um 7:30 Uhr beginnt der Schwimmstart für die Altersgruppe meines Vaters. Schnell esse ich mit Romy zusammen ein, zwei Toastbrote und laufe mit einem Rucksack voller Verpflegung und einem Rucksack voller Kamerazubehör zur Wechselzone. Gerade als mein Vater das Wasser verlässt, kommen wir an. Schnell jubeln wir ihm zu und sprinten fast schon gleichzeitig an der Wechselzone entlang Richtung Radstrecke. Ich bekomme meinen Vater nur noch von hinten zu sehen und auch Romy habe ich aus den Augen verloren. Ich hatte ganz vergessen, wie viel Stress man an so einem Renntag hat.
Gar nicht so einfach
Obwohl mein Vater mir extra einen Zeitplan, in dem er detailliert aufgelistet hat, wo er und Anja zu welcher Zeit sind, geschrieben hat, verliere ich den Überblick. Man kann eben nicht gleichzeitig am Meer und beim Radkurs stehen. Also beschließen wir, erst einmal auf Anja zu warten, die etwas später gestartet ist. Kaum ist sie mit ihrem Rad an uns vorbeigeschossen, laufen wir auch schon wieder zurück nach Hause, um die Deutschland-Australien-Flagge zu holen, die mein Vater im Ziel überreicht bekommen wollte. Ein Glück gibt es Smartphones, denn mit einem Tracker können wir die Position der Athleten abrufen, um sie somit besser abzupassen. Dumm nur, das dieser nicht immer aktuell ist und ich meinen Vater somit ein zweites Mal auf dem Rad verpasse.
Hard Knock Life
Die Sonne brennt stärker als sonst und auch die Deutschlandflagge über unseren Köpfen bietet nicht genug Schutz, um einem Sonnenbrand zu entgehen. Dass sich das stundenlange in der Sonne Herumsitzen auch nicht wirklich positiv auf den Gemütszustand von Romy auswirkt, ist fast vorherzusehen gewesen. Da helfen auch keine Schokokekse mehr. Nach 1,9 Kilometer schwimmen, 90 Kilometer Rad fahren, und 10 Kilometer laufen, sehen wir meinen Vater das zweites Mal. Auch wenn ich stolz behaupten kann, einen junggebliebenen Vater zu haben – fit sieht er in diesem Moment nun wirklich nicht mehr aus. Eine Mischung aus Meersalz und Schweiß klebt an seiner Hose, die Augen sind halb geschlossen und das Gesicht wird emotionslos von dem immer weiter trabenden Körper mitgezogen. Der ganze Körper schreit „Chill mal!“, doch es geht immer weiter. Hoffnungsvoll rufe ich ihm zu: „Auf geht’s Papa, du siehst gut aus!“, doch wirklich motivierend kann das nicht sein. Einen Kilometer später wird er von Frank, einem befreundetem Triathleten, eingeholt, was ich gerade so noch filmen kann. 10k to go.
Platzangst
Auf dem Weg ins Ziel fragt Romy mich nebenbei, ob es denn zufällig hier irgendwo in der Nähe auch Dixi-Klos gäbe. Nein, gibt es HIER gerade zufällig nicht. Dann muss plötzlich alles ganz schnell gehen. Nachdem ich ihr geraten hatte, kurz ins Gebüsch zu gehen und ich ihr in aller Ruhe die Tempos aus dem Rucksack raussuche, fährt sie mich hektisch an und wirft vor lauter Druck fast noch meine GoPro hin. Folgendes verstehe ich an dieser Situation immer noch nicht: 1. denken Kinder, dass sie, egal wo und wann, immer sofort aufs Klo gehen können, wenn sie auf müssen? Und 2.: gibt ihnen der Körper erst in aller letzter Sekunde, kurz bevor er platzt, Bescheid, sodass auch nur die geringste Vorausplanung unmöglich ist? Tu doch was, liebe Evolution!
Endlich an der Ziellinie angekommen, quetschen wir uns irgendwo zwischen die jubelnde Menschenmasse, um die Fahne zu übergeben und gut filmen zu können. Kaum ist das geschafft, ergibt sich auch schon das nächste Problem. Auf die Frage, wo denn meine GoPro sei, bekomme ich nur Schulterzucken und Gestammel „als ich aufs Klo bin, hatte ich sie noch…“ als Antwort. Also sprinte ich den ganzen weiten Weg zum Gebüsch zurück. Laut Zeitplan soll mein Vater in 10 bis 15 Minuten kommen, und finde die Kamera im hohen Gras liegen. Glück gehabt.
Die Stimmung am Ziel beschert einem Gänsehaut. Diese Euphorie und die Partystimmung reißen einen jedes Mal von Neuem mit. Kinder werden von den Athleten abgeklatscht, alle Nationen jubeln und rufen den Athleten zu, der Sprecher brüllt Namen und Zeiten. Und diesen Zustand erlebt jeder Triathlet noch tausend Mal stärker. Und das sieht man meinem Vater auch an, als er uns strahlend die Flagge abnimmt und den Wettkampf in einer Zeit von 5:07 Stunden beendet. Einfach geil.
Keine Zeit zum Verschnaufen
Eine kurze Weile, nachdem mein Vater gefinished hat, versuchen wir auch schon Anja mit Applaus aufzupäppeln, die bei Kilometer Elf des Laufes ist. Auch sie ist am Limit. Während wir weiter warten, beschließen wir, noch einen Happen zu essen. Leider dauert es ewig, bis die Pizza kommt, weswegen wir, noch am Verdauen, zurück zur Ziellinie laufen. Nur Sekunden später hechelt Anja mit Deutschlandflagge in den Händen an uns vorbei ins Ziel. Ein anstrengender Tag – nicht nur für die Teilnehmer.
Text, Video, Fotos: Robin Kiesel /www.robinkiesel.com