Was tun bei Gewitter?

Gewitter im Anmarsch
Gewitter im Anmarsch

Was fällt Ihnen ein, wenn Sie das Wort „Sommer“ hören? Sonne, Wärme, grillen, Urlaub, draußen trainieren …? Gewitter wird vermutlich nicht unter den ersten Assoziationen gewesen sein. Dennoch ist der Sommer, genauer die Zeit zwischen April und September, die gewitterreichste Zeit hierzulande. Und in diesen sechs Monaten spulen Triathleten in den heimischen Gefilden die meisten Trainings- und Wettkampfkilometer draußen ab. Was also tun, wenn sich ein Unwetter zusammenbraut und es um Sie herum ordentlich kracht?

Im Jahr 2021 blitzte es laut Statista fast 500.000-mal in Deutschland – und ist man dann gerade draußen beim Schwimmen, Radfahren oder Laufen, können solche Blitze leicht ziemlich gefährlich werden. Schließlich hat ein Blitz mit vielen Tausenden Grad Hitze und Hunderttausenden Volt und Ampere eine enorme Kraft. Laut dem Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. sterben im Durchschnitt pro Jahr vier Menschen bei Blitzunfällen, 52 Blitzunfälle mit Personenschäden geschehen jährlich – also ungefähr einer pro Woche. Dazu muss der Blitz einen Menschen gar nicht direkt treffen, seine elektrische Ladung kann sich in einem Radius von etwa zehn Metern über die Erde weiterverbreiten.

ZU SPÄT – SCHON UNTERWEGS

Was aber, wenn man schon unterwegs ist und sich plötzlich tiefschwarze Wolken am Horizont auftürmen? Dann gilt es, erst einmal einzuschätzen, wie weit das Gewitter noch weg ist und ob man es nach Hause schafft, bevor es losbricht. Das lässt sich bewerkstelligen, indem man zählt, wie viel Zeit zwischen dem Blitz in der Ferne und dem darauffolgenden Donnergrollen ist. Der Donner, der entsteht, wenn sich um den Blitzkanal die Luftschichten schlagartig ausbreiten, hinkt dem Blitz nämlich umso länger hinterher, je weiter das Unwetter noch entfernt ist. Die Sekunden zwischen Blitz und Donner werden anschließend mit 340 multipliziert – das entspricht ungefähr der Schallgeschwindigkeit in Metern pro Sekunde –, und das Ergebnis verrät, wie weit das Gewitter noch entfernt ist. Drei Sekunden bedeuten ungefähr einen Kilometer, und da wird es schon knapp. Reicht die Zeit nicht, um sich in die eigenen vier Wände zu retten, gibt es ein paar Dinge, die sich tun lassen, um heil durch ein Gewitter zu kommen.

Bei der Planung können Wetterapps wie AccuWeather, WetterOnline, wetter.com oder Regenradar helfen. Also am besten immer kurz checken, bevor es raus zum Training geht.

SCHWIMMEN

Wasser leitet Elektrizität gut, entsprechend lebensgefährlich kann es in See, Meer oder Freibad bei Gewitter werden. Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft DLRG rät deshalb, Gewässer bei Unwettergefahr sofort zu verlassen. In Freibädern und an öffentlichen Badestellen mit Aufsicht fordern Bademeister die Gäste dazu auf. Diese sollten dann möglichst weit vom Wasser weggehen. In Freibädern gibt es mitunter Unterstellmöglichkeiten mit Blitzableitern, zum Beispiel die Umkleidekabinen. Am See verkriechen Sie sich am besten im Auto oder, wenn Sie ohne unterwegs sind, in einer tiefen Mulde oder einem nahe gelegenen, öffentlichen Gebäude mit Blitzableiter. Das Auto, in dem Sie kurz darauf bestenfalls sitzen, bildet einen sogenannten Faradayschen Käfig, der den Blitzstrom durch die Metallkarosserie in den Boden leitet. Aber: im Auto keine Metallteile anfassen, die mit der Karosserie verbunden sind! Der DLRG zufolge passiert es nur sehr selten, dass jemand im Wasser vom Blitz getroffen wird. Falls Sie das doch einmal mitbekommen sollten: nicht ohne zu überlegen ins Wasser rennen, um zu helfen. Sie bringen sich dadurch selbst in Gefahr. Besser: Bademeister alarmieren oder Notruf (112) absetzen.

RADFAHREN

Zwar schlagen Blitze nicht immer in das höchste Objekt in der Umgebung ein, aber relativ häufig. Sind Sie mit dem Triathlonbike oder Rennrad auf freier Strecke unterwegs, ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass Sie dieses höchste Objekt sind. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club ADFC empfiehlt entsprechend, vom Rad abzusteigen und sich mindestens zehn Meter vom Fahrrad zu entfernen, wenn Sie in ein Gewitter geraten. Dies gilt besonders, wenn Ihr Bike Anbauteile oder einen Rahmen aus Aluminium hat – das leitet Strom nämlich. Stellen Sie sich nicht unter alleinstehende Bäume, und seien Sie auch mit einfachen Schutzhütten aus Holz auf einem freien Feld vorsichtig. Die haben oft keinen Blitzableiter und sind entsprechend nicht viel sicherer als ein Baum. Besser: ein Wald mit gleichmäßig hohen Bäumen, allerdings besteht hier die Gefahr, von einem herunterfallenden Ast getroffen zu werden. Lässt sich kein sicheres Gebäude zum Unterstellen finden, zum Beispiel eine Tankstelle, ein Gasthof oder ein Bushäuschen, gehen Sie laut ADFC am besten an der tiefsten Geländestelle in die Hocke, halten Sie Beine und Füße geschlossen und legen Sie die Arme an. Sind Sie in der Gruppe unterwegs: nicht im Pulk zusammenkauern, sondern mit mindestens zehn Metern Abstand verteilen.

LAUFEN

Regen kann beim Laufen manchmal eine willkommene Abkühlung darstellen. Gewitter ist aber eine ganz andere „Hausnummer“. Bestenfalls haben Sie deshalb, bevor Sie losgelaufen sind, Ihre Wetter-App gecheckt und die Laufstrecke so gelegt, dass Sie jederzeit abbrechen und innerhalb von zehn oder 15 Minuten nach Hause laufen können. Ist das nicht der Fall, verhalten Sie sich so, wie Sie es auch tun sollten, wenn Sie auf dem Rad von einem Gewitter erwischt werden. Haben Sie ein Handy dabei? Super, vielleicht können Sie sich abholen lassen. Mobiltelefonieren ist bei Unwetter gefahrlos möglich. Sie sollten außerdem nicht versuchen, aus dem Gewitter herauszulaufen. Schlägt ein Blitz in Ihrer Nähe ein, könnte es passieren, dass Sie als Läufer eine sogenannte Schrittspannung herstellen. Das bedeutet: Zwischen den Beinen, die sich beim Laufschritt voneinander entfernen, entsteht ein Spannungsunterschied, und der Blitzstrom kann durch den Körper fließen. Besser: mit geschlossenen Beinen hüpfend fortbewegen, wenn es nicht anders geht.

INDOOR-ALTERNATIVEN BEI GEWITTER

Idealerweise verlegen Triathleten die geplante Trainingseinheit bei einem drohenden Gewitter nach drinnen oder auf einen späteren Zeitpunkt. Besprechen Sie am besten mit Ihrem Coach, ob Sie die Einheit verschieben, ausfallen lassen oder ersetzen können. Wer ohne Coach trainiert, kann bei Unwetter auf diese Alternativen ausweichen:

  • statt Schwimmtraining: Zugseiltraining. Das stärkt die spezifische Beweglichkeit und Kraft von Armen und Oberkörper. Anregungen für Programme finden sich unter anderem online mit der Suchkombi „Zugseiltraining Schwimmen Programme“.
  • statt Radtraining: Wer eine Rolle oder einen Smarttrainer besitzt, kann die Einheit einfach von draußen nach drinnen verlegen. Wer diese Möglichkeit nicht hat, ersetzt sie durch Rumpfstabi. Mit einer kräftigen Rumpfmuskulatur sitzen Sie nämlich ruhiger auf dem Sattel, die Energie landet im Pedal und verpufft nicht in Wackelbewegungen. Geeignet sind zum Beispiel Seitstütz, Ausfallschritte oder Plank.
  • statt Laufen: Steht kein Laufband zur Verfügung, arbeiten Sie an Ihrer Sprungkraft. Solche sogenannten plyometrischen Übungen verbessern unter anderem Kraft, Koordination, Schnellkraft und Explosivität. Beispiele: Strecksprünge aus der Hocke, Seilspringen oder Hopserlauf.

FAZIT

Wer sich an diese Empfehlungen hält, sollte ein Gewitter unbeschadet überstehen. Bestenfalls kommen Sie als Triathlet aber gar nicht erst in eine solche Situation, da Sie sich über die Wetterprognose informieren und Einheiten vorausschauend planen. Mehr Informationen dazu, wie Sie sich vor Blitzen schützen können, finden Sie auf verschiedenen Internetplattformen, zum Beispiel unter vor-blitzen-schuetzen.eu/de .

Text: Carola Felchner
Foto: Klaus Arendt