Noch zwei Wochen und die Mitteldistanz, auf den ich mich so lange intensiv vorbereitet habe, steht bevor. Ich beginne, mein Training kontrolliert nach unten zu fahren. Keine langen Trainingseinheiten mehr. Ab und zu ein paar kurze Einheiten im Wettkampftempo. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Schinderei hat ein Ende. Endlich.
Auch wenn ich unruhiger werde, fällt es mir gar nicht schwer, die freie Zeit anderweitig zu verbringen. Viel ist liegen geblieben. Einige Rechnungen müssen unbedingt bezahlt werden. Ich möchte im Winter schließlich nicht ohne Versicherungsschutz in einer kalten und dunklen Wohnung sitzen. Allerdings fühlte ich mich wie ein eingesperrter Tiger kurz vor der Öffnung der Käfigtür. Meine Vereinskollegen versuchten mich zu überreden, bei einem 10-Kilometer-Lauf an den Start zu gehen. Ich lehnte dankend ab und rief stattdessen den Veranstalter an, um mich als Helfer registrieren zu lassen. Mit dem Hinweis, mich bei Laufkilometer drei um 10.00 Uhr an der Verpflegungsstelle, direkt hinter der Weggabelung der Wanderwege C2/R7 einzufinden, wurde das Telefonat beendet.
Kurz vor der vereinbarten Zeit traf ich am Treffpunkt ein. Punkt 10.00 Uhr erklärte der Einsatzleiter im Bundeswehrton, dass alles auf sein Kommando hört. Nachdem die Tische aufgebaut und das Isogetränk zubereitet war, befahl unser General um 10.20 Uhr, die Bananen von den Schalen zu befreien und in mundgerechte Stücke zu schneiden. Mein Einwand, dass mit dem ersten Athleten frühestens in 40 Minuten zu rechnen sei und die Bananen bis dahin braun sind, führte dazu, dass er mich beiseite nahm. Er erläuterte mir die Bedeutung der Wettkampfverpflegung und wies dabei auf die korrekte Zubereitung hin. Er müsse es ja wissen, schließlich übt er sein Amt bereits im dritten Jahr aus. Am liebsten hätte ich Mister Oberwichtig vors Schienbein getreten. Mein Kommentar „dann müsst Ihr mal eure Prozesse überarbeiten und flexibel reagieren“, ging an ihm vorbei. Ich ignorierte seine weiteren Anweisungen und genoss an der Isoausgabe einen kurzweiligen Vormittag. Dass am Ende fast alle Bananen halbverfault auf dem Verpflegungstisch liegen blieben, überraschte mich nicht.
Denkt dran, immer schön locker bleiben,
Euer Locke
Text: Freund Locke
Illustration: Klemens Wahl