Von NICHTS kommt auch NICHTS

Open Water-Schwimmtraining in der Gruppe
Open Water-Schwimmtraining in der Gruppe

Wie haben Sie sich eigentlich auf Ihren allerersten Lauf- oder Triathlonwettkampf vorbereitet? Sind Sie völlig unvorbereitet in das Rennen gestartet, oder haben Sie in den Wochen vor Ihrer Premiere an Ihrer Ausdauer und Technik gefeilt? Auch wenn bekanntlich viele Wege nach Rom führen, ist die aus einer spontanen Bierwette resultierte Teilnahme eines untrainierten Menschen nicht nur äußerst fragwürdig. Diese sportmedizinisch nicht weiterzuempfehlende Vorgehensweise widerspricht auch der gängigen Bewältigung eines ausdauersportlichen Ziels. Erst wenn Sie dieses für sich genau definiert haben und Ihnen die Erreichung dieses einen Ziels wirklich wichtig ist, sollten Sie sich intensiv damit beschäftigen, wie Sie diese neue Herausforderung umsetzen können.

Vor dem Hintergrund, dass der menschliche Organismus nicht nur lernfähig, sondern auch sehr anpassungsfähig ist, geht es beim Training darum, diese beiden fantastischen Eigenschaften mit der psychischen und physischen Ebene in Einklang zu bringen und auf die Erreichung des definierten Zieles hin zu optimieren.

INDIVIDUELLE VORGEHENSWEISE

Wie aber finde ich meinen ganz persönlichen Weg nach Rom? Ihre auf Wissen und Erfahrung sowie Ratschlägen und Empfehlungen beruhende Vorgehensweise bei Entscheidungen im Alltag lässt sich auch auf Ihr Triathlontraining übertragen. Die „völlig unvorbereitete“ Herangehensweise einmal außen vor lassend, bleiben drei Varianten übrig:

– nach Bauchgefühl und Lust und Laune
– selbststrukturiertes Training
– wissenschaftlich strukturiertes Training (unter Aufsicht)

Das Lust-und-Laune-Prinzip passt zu Hobbysportlern, die einen Wettkampf einfach nur finishen möchten, oder eignet sich für erfahrene Athleten, die über ein sehr gutes Körpergefühl verfügen und auf einen umfangreichen Erfahrungsschatz zurückgreifen können. Sobald ein Athlet jedoch ehrgeizige Ziele verfolgt, sollte das Training einer gewissen Struktur folgen. Das dafür erforderliche Wissen können Sie sich mit ein wenig Fleiß und Verständnis aneignen. Zeitschriften, Bücher und das Internet versorgen den interessierten Sportler mit mehr oder weniger sinnvollen Informationen. Seminare und Lehrgänge sowie Gespräche mit anderen Athleten und Trainern erweitern das Theorieverständnis. Schmerzhafte Erfahrungen im Rahmen des selbst strukturierten Trainings gehören allerdings auch dazu. Diese spürt man am eigenen Leib, spätestens im Wettkampf, meist sogar schon in der Vorbereitungsphase durch falsch oder zu hart dosierte Trainingseinheiten. Erfahrung ist das Zauberwort. Gepaart mit den Grundlagen der Trainingswissenschaften im Triathlon und der Fähigkeit, die Signale des Körper richtig zu interpretieren, sollte das Erreichen der Finish-Line kein Hexenwerk sein. Diejenigen jedoch, die ambitionierte Ziele verfolgen, neue Wege ausprobieren möchten, ein bisschen mehr Struktur benötigen – inklusive einer extra Portion Sicherheit – oder einfach keine Lust und Zeit haben, sich in ihrer Freizeit in die komplexe Thematik des Trainings einzuarbeiten, sollten sich einem ausgebildeten und lizenzierten Trainer anvertrauen, der sich regelmäßig weiterbildet und auf dem neuesten Stand der Trainingswissenschaft ist.

DISZIPLIN: Von NICHTS kommt auch NICHTS

Für welchen dieser Wege Sie sich auch entscheiden, vergessen Sie nicht die wichtigste Komponente im Training: die Durchführung! Wer glaubt, allein durch die Übertragung der Verantwortung zur Erstellung eines wissenschaftlich strukturierten Trainingsplans unmittelbar einen Leistungsschub zu erfahren, befindet sich auf dem berühmten Holzweg. Es bringt dem Athleten gar nichts, von dem besten Trainer der Welt mit dem größten Erfahrungsschatz betreut zu werden oder das neueste Equipment im Sportkeller stehen zu haben, wenn er sich nicht an die (weitestgehende) Umsetzung des Trainingsplans hält. Ein guter Trainer zeigt den Weg, er bremst ab und drückt an anderer Stelle auf das Gaspedal. Die eigentliche Arbeit jedoch, das harte und stundenlange Training, nimmt er dem Triathleten jedoch nicht ab. Dafür sind Sie, Ihr innerer Antrieb und Ihre Disziplin verantwortlich! Von nichts kommt bekanntlich auch nichts!

Text: Bennie Lindberg
Foto: Klaus Arendt