Wer von uns Triathleten hegt nicht den Traum, am ersten oder zweiten Samstag im Oktober bei Sonnenaufgang in der Bucht von Kailua-Kona auf den Startschuss des Ironman Hawaii zu warten, um 226 herausfordernde Kilometer schwimmend, radelnd und laufend zu bewältigen. Auf Big Island werden Mythen und Legenden erschaffen, denn der Weg bis zur Ziellinie ist nicht einfach. Und in 2021 wird er für Triathleten aus Europa noch steiniger.
Neben den nicht unerheblichen Kosten einer Reise zum Ironman Hawaii – Flug und Unterkunft sowie gegebenenfalls vor Ort Betreuung und Mietwagen – wird bei der Slotvergabe auch die Startgebühr sofort fällig. Das sind bei den am 15. August in Frankfurt ausgetragenen Mainova Ironman European Championship – bei denen insgesamt 100 Startplätze für die WM auf Hawaii vergeben werden –1.050 US-Dollar zuzüglich 4,712 Prozent Hawai’i GE Tax zuzüglich Active processing fees. So weit, so gut, und bei der Slotvergabe auch ein übliches Prozedere.
Quelle: Startgebühren Ironman Hawaii 2021 (Athletes Guide Ironman Frankfurt)
Vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie und der immer noch bestehenden internationalen Reisebeschränkungen stellen sich für die am 9. Oktober ausgetragenen Ironman World Championship 2021 qualifizierten Altersklassenathleten aus Deutschland und der Europäischen Union folgende Fragen:
Ist eine Einreise aus touristischen Zwecken aus der EU in die USA ab Ende September überhaupt möglich?
Stand heute ein klares NEIN.
Aufgrund der Proklamation des Präsidenten 10143 dürfen ausländische Staatsbürger, außer Daueraufenthaltsberechtigten, nicht in die Vereinigten Staaten einreisen, wenn sie sich unter anderem in den 26 Ländern des Schengen-Raums, dem Vereinigten Königreich und Irland aufgehalten haben. (Der Schengen Raum besteht aus: Österreich, Belgien, Tschechien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Island, Italien, Lettland, Lichtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Slowakei, Spanien, Schweden und die Schweiz. Wenn Sie sich innerhalb von 14 Tagen vor Ihrer geplanten Reise in die Vereinigten Staaten in einer der oben aufgeführten Länder befunden haben oder befinden werden – inklusive Transit – benötigen Sie, zusätzlich zu einem gültigen Visum oder ESTA, eine Sondergenehmigung im nationalen Interesse, um in die Vereinigten Staaten einreisen zu können.
Quelle: US Embassy
Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel, jedoch liegt die Messlatte bei der „Extension of validity for National Interest Exceptions (NIEs)“ extrem hoch. Touristische Gründe fallen nicht darunter.
Quelle: US Embassy
Das direkte EU-Einreiseverbot kann – diversen Berichten zufolge – theoretisch mit einem vorherigen 14-tägigen Aufenthalt in bestimmten Ländern umgangen werden, über das eine Einreise mit dem Flugzeug in die USA möglich ist. Jedoch sind auch hier entsprechende Impf- und Testregelungen zu berücksichtigen.
Welche Voraussetzungen müssen – neben der üblichen ESTA-Einreisegenehmigung – noch erfüllt werden?
Sollten sich die Grenzen für Europäer wieder öffnen, wird die vollständige Impfung wohl eine zwingende Voraussetzung für die Einreise sein. Das berichten übereinstimmend mehrere Zeitungen und Magazine wie beispielsweise Spiegel Online am 5. August 2021 in seinem Artikel „USA planen Impfpflicht für internationale Reisende“
Quelle: Spiegel Online
Was bedeutet das für die Slot Allocation?
Unabhängig von diesen für Bürger der EU nicht sicher planbaren Einreisebedingungen, werden in Frankfurt 100 Startplätze für Hawaii angeboten. Es liegt also im Ermessen eines jeden qualifizierten Athleten, den Startplatz anzunehmen und zu bezahlen oder nicht.
Kann ich den Startplatz auf 2022 verschieben?
Bei der Slot Allocation gilt es jedoch zu bedenken, dass – sollte sich für uns EU-Bürger an dem Einreiseverbot in die USA nichts ändern – der Startplatz 2021 NICHT auf 2022 verschoben werden kann. Außerdem erhält der Athlet von seiner bezahlten Startgebühr lediglich 175 US-Dollar erstattet.
Eine entsprechende E-Mail der Ironman Group aus den European EMEA Headquarters liegt der tritime-redaktion vor.
Natürlich ist nachvollziehbar, dass die Ironman Group eine gewisse Planungssicherheit benötigt und nicht „alle“ 2021er-Startplätze der EU-Bürger „ohne wenn und aber und vorbehaltlos“ auf 2022 verschoben werden können. Die Frage „was passiert dann mit den „neuen“ in 2022 zu vergebenen Startplätzen?“ ist definitiv erlaubt, auch vor dem Hintergrund der begrenzten Teilnehmerkapazität auf Hawaii.
Glücklicherweise haben Reiseanbieter, wie zum Beispiel Hannes Hawaii Tours, diesbezüglich eindeutige Regelungen. Fällt die Ironman WM 2021 aus oder findet die Reise nicht statt, wird der Reisepreis auch nicht fällig. Weitere Details können auf den Webseiten der Anbieter eingesehen oder telefonisch erfragt werden.
ABER TROTZDEM
Die Wahrscheinlichkeit, dass die in Frankfurt qualifizierten Athleten aus der EU ab Mitte/ Ende September nicht nach Hawaii reisen kann, ist nach aktuellem Stand sehr groß.
Ich drücke uns allen die Daumen, dass die Politik schnellstmöglich eine Regelung findet, für EU-Bürger bis Mitte/ Ende September die direkte Einreise in die USA wieder zu ermöglichen. Trotzdem bin ich sehr gespannt, wie viele Athleten bei der virtuellen Slotvergabe in Frankfurt das Risiko eingehen, letztendlich auf rund 1.000 US-Dollar Startgebühr sitzen zu bleiben.
Kommentar/Foto: Klaus Arendt