Flora Duffy ist Olympiasiegerin. Lindemann wird Achte.

Tokyo 2020: Damenrennen (Olympiasiegerin Flora Duffy)
Tokyo 2020: Damenrennen (Olympiasiegerin Flora Duffy)

Flora Duffy ist Olympiasiegerin. Von Anbeginn des olympischen Damenrennens zeigte Duffy in keiner der drei Disziplinen auch nur den Hauch einer Schwäche. Beim Radfahren übernahm sie in der Führungsgruppe Verantwortung, war meist vorne und ließ ihren Mitstreiterinnen beim Laufen keine Chance. Mit großem Vorsprung wurde sie vor Georgia Taylor-Brown und Katie Zaferes Olympiasiegerin. Laura Lindemann wurde hervorragende Achte, Anabel Knoll belegte bei ihrer Olympiapremiere den 31. Platz.

Wer wird in der Bucht von Tokyo im Odaiba Marine Park die Nachfolgerin der US-Amerikanerin Gwen Jorgensen? Schafft es die 39-jährige Schweizerin Nicola Spirig bei ihren fünften Sommerspielen nach Gold in London (2012) und Silber in Rio de Janeiro (2012) zum dritten Mal auf das Podium? Welche Rolle spielen die starken Französinnen, Amerikanerinnen und Britinnen? Wie geht Laura Lindemann – neben der eigenen Erwartungshaltung, eine Top-Platzierung zu erreichen – mit dem „Druck“ der sportlichen Leitung der Deutschen Triathlon Union (DTU) um, unter den Top-8 zu finishen? Und wie schlägt sich Anabel Knoll bei ihrer Olympiapremiere?

Rennverlauf

Tokyo 2020: Herausfordernde Wetterbedingungen beim Damenrennen
Tokyo 2020: Herausfordernde Wetterbedingungen beim Damenrennen

Wie beim gestrigen Einzelrennen der Herren waren die Rahmenbedungungen extrem: ABER, anstatt mit 30 Grad Celsius Wassertemperatur und schwülen Außentemperaturen von 27 Grad Celsius mussten sich die 51 Athletinnen mit den Auswirkungen des bereits gestern angekündigten Taifuns arrangieren, und die begannen bereits mit einer Verschiebung des Starts um 15 Minuten. Starkregen, Windböen und diesige Sicht waren angesagt, bei 83 % Luftfeuchtigkeit, 28 Grad Celsius Wassertemperatur und 24 Grad Celsius Außentemperatur.

Tokyo 2020: Startschuss Damenrennen
Tokyo 2020: Startschuss Damenrennen

Nach dem reibungslosen Start nahmen die Athletinnen den 1.500 Meter langen Schwimmkurs in Angriff. Bereits bei der ersten Wendeboje zog sich das Feld wie an einer Perlenkette aufgereiht auseinander, und das Tempo war hoch. Beim ersten Landgang nach 950 Metern führte Jessica Learmonth (GBR) vor Vittoria Lopes (BRA) und Katie Zaferes (USA). Laura Lindemann hatte als Siebte lediglich einen Rückstand von 12 Sekunden. Anabel Knoll nahm mit einem Rückstand von 1:11 Minuten als 45. die verbleibenden 550 Meter in Angriff. Und vorne wurde weiter aufs Tempo gedrückt. Sieben Athletinnen setzten sich vom Rest des Feldes ab, und zwar sichtbar.

Beim ersten Wechsel betrug der Vorsprung der siebenköpfigen Gruppe – bestehend aus Learmonth (GBR), Lopes (BRA), Zaferes, Rappaport (USA), Taylor-Brown (GBR), Duffy (BER) und Lindemann (GER) – auf die Verfolgerinnen gut 50 Sekunden. Danach ging es auf den mit vielen engen Kurven gespickten 5-Kilometer-Rundkurs, der nicht nur fahrerisches Können abverlangte, sondern auch hohen Kraftaufwand bei den harten Antritten. Nach der ersten Radrunde betrug der Vorsprung auf die Verfolgerinnen – unter ihnen Nicola Spirig (SUI), Rachel Klamer (NLD) und Vicky Holland (GBR) bereits 1:04 Minuten. Anabel Knoll befand sich in der zweiten Verfolgergruppe.

Tokyo 2020: Damenrennen (Führungsgruppe)
Tokyo 2020: Damenrennen (Führungsgruppe)

Bereits zu Beginn der zweiten Disziplin ereigneten sich auf der nassen Strecke zahlreiche Stürze. In der Wechselzone und dem Start-Ziel-Bereich soll das Wasser „einige Zentimeter“ hoch gestanden haben, sodass auf dem „blauen Teppich“ doppelt Vorsicht geboten war.

Tokyo 2020: Damenrennen (Führungsgruppe in der Wechselzone)
Tokyo 2020: Damenrennen (Führungsgruppe in der Wechselzone)

In der dritten Radrunde musste die Amerikanerin Rappaport abreißen lassen, sodass vorne ein Sextett weiter aufs Tempo drückte. Laura Lindemann beteiligte sich – mit wenigen Ausnahmen – nicht aktiv an der Führungsarbeit, das übernahmen meist Katie Zaferes und Flora Duffy. Lindemann behielt ihre Konkurrentinnen aus dem Windschatten im Blick, auch um Körner für das „Ausscheidungsrennen“ beim Laufen zu sparen. Aber noch war das Radrennen nicht zu Ende. Nach der Hälfte der 40 Radkilometer betrug der Vorsprung auf die Verfolgerinnen immer noch bei rund 65-70 Sekunden.

Und auch im zweiten Teil drückten Zaferes, Duffy und Co weiter aufs Tempo und bauten Runde um Runde ihren Vorsprung weiter aus, auch mit der Konsequenz, dass in der sechsten Radrunde Vittoria Lopes aus der Führungsgruppe fiel. Kurz vor dem zweiten Wechsel musste Georgia Taylor-Brown aufgrund eines Plattfußes am Hinterrad ebenfalls etwas abreißen lassen. Da waren es nur noch Vier, inklusive Laura Lindemann. Der Vorsprung auf die Verfolgergruppe um Nicola Spirig betrug 1:01 Minuten.

Tokyo 2020: Damenrennen (2. Wechsel)
Tokyo 2020: Damenrennen (2. Wechsel)

Flora Duffy ist Olympiasiegerin

Auf der abschließenden 10-Kilometer langen Laufstrecke – bestehend aus einem viermal zu bewältigenden 2,5 Kilometer langen Rundkurs – ging es dann vom ersten Meter an zur Sache. Geschenke werden bekanntlich Weihnachten gemacht, aber definitiv nicht bei Olympischen Spielen. Flora Duffy zündete sofort den Turbo und setzte sich bereits auf den ersten Metern von Katie Zaferes und Laura Lindemann ab. Dahinter nahmen dann Taylor-Brown und Learmonth die Verfolgung auf. Lindemann musste sichtbar beißen und Learmonth ziehen lassen. Zum Ende der ersten Laufrunde hatte die zweifache Kurzdistanz-Weltmeisterin Duffy bereits einen Vorsprung von 17 Sekunden herausgelaufen. Lindemann lag mit einem Rückstand von 38 Sekunden zurück auf Rang vier. Und Flora Duffy? Die 33-Jährige spulte die verbleibenden Laufkilometer wie ein Uhrwerk ab, vergrößerte den Vorsprung Runde um Runde und sicherte sich souverän den Olympiasieg. Zweite wurde Georgia Taylor-Brown (GBR) vor Katie Zaferes (USA).

Tokyo 2020: Damenrennen (Olympiasiegerin Flora Duffy)
Tokyo 2020: Damenrennen (Olympiasiegerin Flora Duffy)

Laura Lindemann musste beim Laufen Federn lassen und lief – nach einem insgesamt starken Rennen beim Schwimmen und Radfahren – als sehr gute Achte über die Ziellinie. Das beste Ergebnis einer deutschen Triathletin bei den Olympischen Spielen überhaupt. Herzlichen Glückwunsch, Laura. Top-8-Mission accomplished! Anabel Knoll wurde bei ihrer Olympiapremiere 31.

Rückblick 2000 – 2016

Während die Damen aus Sydney, Athen, Peking, London und Rio de Janeiro bislang ohne Medaille beziehungsweise einer Top-10-Platzierung die Heimreise antreten mussten – lediglich Anja Dittmer überzeugte in Athen (2004) mit Rang 11 -, waren die Herren erfolgreicher:

2000 Silber durch Stephan Vuckovic 
2004 Platz 6 durch Andreas Raelert
2008 Gold durch Jan Frodeno
2008 Platz 6 durch Daniel Unger
2012 Platz 6 durch Jan Frodeno

offizielle Pressemitteilung der Deutschen Triathlon Union e.V.

Text: Klaus Arendt
Fotos: Screenshots Livestream sportschau.de