Nach seinem Hawaii-Sieg bewältigte Patrick Lange bis zum Jahresende einen Medienmarathon. Vor kurzem trafen wir den Weltmeister bei einem Sponsorentermin.
Patrick, welches Interview, Fernsehauftritt oder Ehrung ist Dir nach Deinem Sieg auf Hawaii bleibend in Erinnerung geblieben und verursacht immer noch Gänsehaut?
Markus Lanz ganz knapp vor der Wahl zum Sportler des Jahres. In der Talkshow habe ich es sehr genossen, den früheren Formel 1-Weltmeister Nico Rosberg getroffen zu haben. Aber auch die Sportlerwahl war ein krasser Gänsehautmoment, weil man im Vorfeld wirklich nicht weiß, ob man es auf das Podium schafft. Auch wenn es vielleicht politisch nicht ganz korrekt ist, absoluter Negativpunkt war der Jahresrückblick bei RTL. Dort habe ich mich extrem unwohl gefühlt und würde eine erneute Einladung wohl auch nicht mehr annehmen.
Wie bist Du nach diesem Medienmarathon wieder mit Deinem normalen Berufsalltag zurechtgekommen?
Das war tatsächlich nicht so einfach, weil immer wieder einige Termine dazwischen lagen. Glücklicherweise hat mein Management dann dem ganzen Rummel – soweit möglich – einen Riegel vorgeschoben. Wie bei allen anderen auch, fühlte ich mich nach den ersten Einheiten im Januar „wie Grütze“, als ob ich noch nie vorher Sport gemacht hätte. Die gerade auskurierte Grippe machte den Einstieg sicherlich auch nicht einfacher. Mittlerweile bin ich jedoch auf einem ansprechenden Niveau und freue mich auf das erste Rennen in Buschhütten.
Wie gehst Du mit der sicherlich hohen Erwartungshaltung Deiner Sponsoren und Fans um?
Das ist eine ganz interessante Frage, denn der von außen generierte Druck ist immer sehr interpretationswürdig. Wenn man im Leistungssport vorne ankommt und dort oben mitspielt, ist es die große Kunst, zu lernen, dass Druck von außen generiert ist und mich als Sportler das eigentlich gar nicht interessieren sollte. Ich kann ihn hoch aufhängen oder versuchen, ihn für mich eher niedrig zu halten. Glücklicherweise verspüre ich weder von meinen Sponsoren noch von meinem unmittelbaren Umfeld überhaupt Druck. Letztere nehmen mir den Druck sogar eher ab! Meine Fans erwarten jetzt natürlich, dass ich alles gewinne. Wie im Fußball freuen sie sich über Erfolge, sollten aber mit ihrem Idol auch durch Niederlagen gehen.
Und Deine eigene Erwartungshaltung?
2016 bin ich auf Hawaii mit dem Ziel ins Rennen gegangen, mich unter den Top 15 zu platzieren, und bin Dritter geworden. 2017 hatte ich die Erwartungshaltung, an einem soliden Tag eine Top 10 und an einem guten Tag eine Top 5 zu erreichen. Aufgrund der Verletzung im ersten Halbjahr wussten wir alle nicht, was möglich war. Natürlich schrauben sich mit den Erfolgen die eigenen Erwartungen auch immer höher, jedoch würde ich jetzt nicht in so ein Rennen gehen und sagen, ich muss das jetzt gewinnen. Schließlich bin ich mit bislang lediglich vier Starts auf der Langdistanz noch ein Neuling in der Szene. Und das sollte man sich auch immer mal wieder ins Gedächtnis rufen. Aber ich kann nicht verleugnen, dass ich das Podium anstrebe.
Vielen Dank Patrick, wir wünschen Dir einen guten Saisonauftakt im Siegerland.
Interview: Klaus Arendt
Fotos: Isaak Papadopoulos | weitsprung.de