Für Julia Gajer ging es dieses Jahr zum Norseman nach Norwegen. Nicht als Starterin, sondern als Support für ihren Mann Markus. Was das für eine Erfahrung war, erzählt sie selbst.
„Ich hab mich sehr auf den Trip nach Norwegen gefreut. Es war für mich etwas ganz besonderes, endlich mal den Spieß umzudrehen und für Markus im Rennen da zu sein. Markus ist seit Beginn meiner Profikarriere an mein bester Support. Er ist bei jedem Triathlon-Rennen für mich da und es ist schön für mich, auch einmal etwas zurückgeben zu können und mich für seinen ständigen Einsatz zu revanchieren. Triathlon ist eine Individualsportart, nichtsdestotrotz kann man in einem Rennen meiner Meinung nach nur mit einem starken Team an seiner Seite wirklich erfolgreich performen.
Die Anreise nach Eidfjord verlief fast ohne Vorkommnisse. Nur unsere Räder waren in Oslo für zwei Stunden verschollen, tauchten dann aber glücklicherweise wieder auf. In den ersten Tagen nach unserer Ankunft war das Wetter schön, doch passend zum Renntag stand einmal mehr typisches Norseman-Wetter auf dem Programm: Es war kalt, neblig und regnerisch, und der Fjord extrem wellig.
Supporten ist hier gar nicht so einfach
Der Norseman ist eines der härtesten Langdistanzrennen. Jeder Athlet muss sein eigenes Support-Team mitbringen, da es auf den Strecken so gut wie keine Verpflegung gibt und es die norwegischen Wetterkapriolen erforderlich machen, dass man jederzeit auf Wind und Wetter reagieren kann. Ich hatte mit Markus ausgemacht, dass ich ihn auf dem Rad nach dem ersten Anstieg, der rund 30 Kilometer lang ist, erwarten würde, um ihm eine Jacke und etwas zu essen zu geben. Problem war nur, dass an diesem Anstieg ein derartiger Stau der Support-Autos war, dass ich Markus verpasste und erst einmal überhaupt nicht wusste, ob er an diesem ersten vereinbarten Treffpunkt schon durch war. Der GPS-Tracker funktionierte zu diesem Moment nicht, sodass ich irgendwann etwas verzweifelt im Rennbüro anrief, um zu erfahren, dass Markus schon bei Kilometer 50 war. Oh je! Er hatte weder etwas zusätzliches zum Anziehen bei 4 Grad Außentemperatur noch irgendetwas zu Trinken oder zu Essen und ich befürchtete bereits das Schlimmste.
Erst bei Kilometer 90 habe ich Markus endlich erwischt. Er war mächtig am Zittern, aber immer noch guter Dinge. Außerdem hatte er von einem Mitstreiter etwas Iso zu trinken bekommen, was zeigt, dass es beim Norseman nicht ganz so verbissen zugeht, wie vielleicht bei manchem Ironman-Rennen. Nach gefühlt einem Liter Tee und warmen und trockenen Klamotten, ging es für Markus auch schon weiter, um am nächsten Berg wieder vollständig aufzutauen.
Nebel und Regen soweit das Auge reicht
Glücklicherweise hatten wir bei schönem Wetter die Strecke bereits mit dem Auto abgefahren, denn am Renntag sah man vor lauter Nebel – und ab km 40 auf dem Rad auch Regen – teilweise die Hand vor Augen nicht mehr. Wir pendelten uns so ein, dass ich alle 15 Kilometer auf Markus wartete und die 180 Kilometer auf dem Rad mit circa 3.700 Höhenmeter und fünf Bergpässen ohne weitere größere Zwischenfälle über die Bühne gingen. Nach der letzten zehn Kilometer langen Abfahrt wechselte Markus in die Laufschuhe. Alle zwei Kilometer reichte ich ihm Wasser bis nach rund 25 Kilometer der Anstieg zum Gaustotoppen, auf dem sich auf einer Höhe von rund 1.850 Metern das Ziel befindet, begann. Auf der zweiten Hälfte des Marathons müssen die Athleten rund 1.600 Höhenmeter – zunächst auf Asphalt, dann auf einem alpinen Trail – bewältigen. Ab Kilometer 32 bin ich mit Markus am Berg mitgelaufen – das schreibt das Reglement vor. Markus konnte sein Rennen beim Laufen einwandfrei durchziehen und finishte auf Rang 44 und in einer Zeit von 13:12:40 Stunden – viel besser als wir es uns erhofft hatten.
Den Norseman gut ins Ziel zu bringen, war sein großer Traum und es ist gut möglich, dass es nicht sein letzter Start bei diesem außergewöhnlichen Triathlon-Event war.
Mein persönliches Fazit
Für mich war es ein absolut krasses Rennen, das trotz Kälte, Nässe und den insgesamt fast 5.500 Höhenmetern sehr reizvoll ist. Allerdings könnte ich mir nur vorstellen, bei einer Wettergarantie von 20 Grad und trockenen Bedingungen dort zu starten … aber wer weiß, was noch alles passieren wird ;-).
Für uns beide war es ein unvergessliches Erlebnis, das uns sicher als Team noch stärker gemacht hat.
Jetzt liegt der Fokus für die nächsten Wochen ganz auf meiner Hawaii-Vorbereitung, für die ich in Norwegen viel neue Energie getankt habe.
Schöne Grüße, Eure Julia