2005 bestritt der fünffache Ironman-Sieger Stefan Holzner seinen letzten Triathlon-Wettkampf. Seitdem hält sich der ausgebildete Koch und Hotelier in Berchtesgadener Alpen fit: Trailrunning ist seine neue Passion!
Eigentlich wollte ich mich nach meiner aktiven Triathlonzeit etwas aus dem Wettkampfsport zurückziehen und mich „nur und ausschließlich“ unserem Hotelbetrieb am Thumsee zu widmen. Doch recht schnell wurde mir klar, dass ich tägliche Probleme am besten im Wald oder auf den Bergen bewältigen kann. Die Liebe zum Trailrunning war somit nur noch eine Frage der Zeit, schließlich kann man durch unsere Lage in den Berchtesgadener Alpen diese tolle Sportart gar nicht umgehen, und so war ich auch schon zu meinen Triathlonzeiten eigentlich schon ein Trailrunner, wenn auch nur unbewußt!
Obwohl die vielen Triathlonwettkämpfe zwischen 1989 und 2005 ihre Spuren hinterlassen haben, verspürte ich immer noch große Lust, mich mit anderen sportlich im Wettkampf zu messen und nahm deshalb auch in den vergangenen Jahren regelmäßig an Laufveranstaltungen teil. So auch in diesem Jahr, in dem der Ultra Trail Lamer Winkel und der Transalpine-Run meine Saisonhöhepunkte sein sollten.
Burn out am Berg bedeutet umdrehen!
Doch ohne zu wissen, wie es am Gipfel aussieht, gibt es beim Trailrunning auch kein Burn out! Und damit mir so etwas bei den geplanten Herausforderungen nicht passiert, habe ich mich gut darauf vorbereitet. Das tägliche ein- bis zweistündige Training – bedingt durch mein Alter auf super gedämpften Schuhen und mit einem Trinkrucksack auf dem Rücken – führte dazu, dass ich so um die 100 Kilometer pro Woche im Gelände lief. Durch die Arbeit im Hotel kamen dann noch – dank meiner Kinder bin ich über neuestes Hightech- und Activtitytracker bestens informiert – zusätzlich bis zu 30.000 Schritte pro Tag zusammen. Addiert sind das dann gefühlte 30 Kilometer am Tag! Hinzu kommt dann noch die psychische Belastung, wenn bei uns in den Bergen das Wetter wieder einmal nicht so gut ist und sich unsere Hotelgäste dann sich bei mir darüber den Kopf zerbrechen, was an so einen Tag überhaupt zu tun möglich ist!?
Raceday
Bereits im Vorfeld verspürte ich bereits jene Aufregung, die ich nur bei den langen Ironman-Wettkämpfen hatte, und die ich so eigentlich so nicht mehr erleben wollte.
Doch Trailrunner sind da etwas entspannter, einige mit Vollbart, andere mit Tattoos oder so wie ich, ganz normal! Gemeinsam mit 700 Athleten stellte ich mich Ende Mai im Rahmen der Ultra Trails Lamer Winkel der Herausforderung „König vom Bayerwald“: 53 Kilometer mit 2.600 Höhenmeter.
Nach dem Start lief ich die ersten fünfzehn Kilometer gemeinsam mit meinem heurigen Transalpine-Run Partner Florian Holzinger, der zunächst auch die meiste Führungsarbeit leistete. Nachdem ich mir zwei Tage zuvor den Leonardo di Caprio Film „The Revenant“ angesehen hatte und ich somit im bayerischen Wald auf alles vorbereit war, lief es mental an diesem Tag einfach super. Nach vier Stunden Renndauer, in denen ich eigentlich auch nie langsamer wurde, war ich mir sicher, das Rennen gewinnen zu können. Über 30 Kilometer lag ich in Führung, doch am Ende waren es lediglich 27 Sekunden, die mir zum Sieg fehlten. Nach 5:09:12 Stunden wurde Matthias Dippacher zum „König vom Bayerwald“ gekrönt.
Natürlich ärgern mich die 27 Sekunden schon, zumal ich glaubte, zwischendurch einen Vorsprung von gut und gerne sechs Minuten zu haben, doch als Führender war ich da nicht ganz so informiert, als die, die hinter mir liefen. Als ich dann von meinem Kontrahenten überholt wurde, war ich völlig überrascht und auch nicht mehr in der Lage, diesen auf den letzten Kilometer zu kontern. Trotzdem war es für mich ein sehr sehr gutes Rennen und ich bin hoch zufrieden. Das Gefühl, einen großen Wettkampf über eine sehr lange Distanz wieder einmal anzuführen – innerlich hatte ich mich schon auf meinen Zieleinlauf in Lam vorbereitet – war einfach genial.
Lessons learned
Nachholbedarf habe ich sicherlich noch beim Downhill-Laufen, insbesondere wenn sie lang und sehr technisch sind. Aber bis zum Start des Transalpine-Run, den ich vom 04.-10.09.2016 im Zweierteam mit Florian Holzinger, der übrigens Gesamtsechster wurde, bestreiten werde, vergehen noch einige Wochen, in denen ich an diesem Schwachpunkt arbeiten kann.
Burn nicht out Stefan, kann ich da selbst nur hoffen!
Text: Stefan Holzner
Fotos: Martha Holzner