Patrick Lange hat diese Saison großes vor. Seinen Job als Physiotherapeut hat der 29-Jährige an den Nagel gehängt. Sein neuer Coach ist kein geringerer als Faris Al-Sultan. Nach den ersten erfolgreichen Rennen sprachen wir mit dem Darmstädter über 2016.
Patrick, 2015 war sportlich gesehen ein durchwachsenes Jahr bei dir. Was hat die Analyse ergeben?
Ende 2014 hatte ich in Mont Tremblant einen schweren Radsturz. Neben zahlreichen Prellungen war unter anderem mein Kreuzband im Knie angerissen. Zwischenzeitlich bestand sogar die Gefahr, dass meine Profikarriere in Gefahr sein könnte. Als ich das Training wieder aufnahm, gab es zahlreiche Einschränkungen. Laufen war nur sehr reduziert möglich. Das war eher Reha- als Leistungssport – die ganze Mechanik und Muskulatur im Knie musste wieder aufgebaut werden. Das Jahr 2015 muss ich daher nicht wirklich analysieren. Ich wußte bereits vorab, dass nicht viel zu holen sein würde. Daher war das vergangene Jahr von Anfang an als Übergangssaison geplant. Ich habe viele neue Dinge getestet und an verschiedenen Stellschrauben gedreht. Vor allem im Radbereich habe ich einiges ausprobiert – beispielsweise am Aerohelm, bei den Radschuhen, beim Trinksystem ect. Ich habe in jedem Wettkampf etwas anderes versucht. Gleiches galt für die Ernährung in und außerhalb des Wettkampfs. Nachdem ich mit meinem Abschneiden bei der Weltmeisterschaft in Zell am See nicht zufrieden war, konnte ich dann aber beim 70.3-Rennen in der Türkei mit einem versöhnlichen 3. Platz die Saison beenden und wusste, dass ich auf dem richtigen Weg war. Das hat mich natürlich für 2016 motiviert.
Was hast du aktuell an Veränderungen vorgenommen?
Der größte Unterschied ist sicherlich, dass ich dieses Jahr meinen Beruf als Physiotherapeut an den Nagel gehängt habe und mich nun voll und ganz auf den Sport konzentriere. Dies ermöglicht mir, mehr Ruhezeiten einzuhalten und meinen Tagesablauf nach dem Sport auszurichten. Außerdem habe ich mit Falco Bikes und Citec neue wichtige Partner gefunden und weiß mit Faris Al-Sultan einen kompetenten Coach an meiner Seite. Den Kontakt zu Faris hat Profikollege Manuel Wyss hergestellt – das rechne ich ihm hoch an und dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Was hat sich seit dem Trainingsstart unter Coach Faris Al-Sultan geändert? Wie trainierst du jetzt?
Faris weiß genau, wie ich auch, was wir erreichen wollen. Das fordert er auch aktiv ein. Er hat den Blick für das große Ganze und verliert sich nicht in Kleinigkeiten. Ich habe mit ihm einen Trainer gefunden, der unglaublich viel Erfahrung hat und selbst schon in einer ähnlichen sportlichen Situation steckte wie ich. Außerdem ist er eine tägliche Inspiration für mich und pusht mich weit über mein Limit hinaus. Bei meinen ersten Rennen in dieser Saison, fuhr stets ein kleiner Faris auf dem Lenker mit, der mich angetrieben hat.
Wie waren die Trainingsbedingungen in Al-Ain? Was war anders zu Mallorca und den Kanaren?
Anders war vor allem eines: die trockene Hitze! Es war schon extrem – die Luft hatte bei einer Temperatur von circa 28 Grad eine Luftfeuchtigkeit von 30 Prozent. Das trocknet die Schleimhäute sehr aus und man muss sich dauernd zwingen, zu trinken. Die Radstrecken führen meist durch die Wüste. Aber selbst eine 180 Kilometertour durch die endlose Sandlandschaft, bei der wir gefühlt nur eine Kurve am Wendepunkt fuhren, war mit Faris nicht langweilig. Es war toll!
Du bist dieses Jahr mit einem neuen Rad unterwegs und mit einer neuen Sitzposition. Was ist das Besondere daran?
Beim „Falco V“ fällt auf den ersten Blick auf, dass die Sattelstütze und die Sitzstreben fehlen. Das Rad spielt meiner Meinung nach aerodynamisch in der Top-Liga mit und seine Konstruktion schont dabei auch noch den Rücken. Das Gesamtpaket mit Helm, Rahmen, Laufräder und allen Zusatzkomponenten wurde zudem sehr akribisch auf mich abgestimmt. Die Vorbereitungen dafür haben wir bereits im Sommer 2015 begonnen. Fazit: Das Besondere ist, dass das Radgesamtpaket erstmals individuell und professionell auf mich abgestimmt ist. Wir sind aber noch nicht am Ende mit den Tests. Mein Team hat noch viele Ideen, und es werden noch einige Änderungen in der Saison hinzukommen. Auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Deine beiden Auftaktrennen der Saison konntest du beim Triyas Triathlon in Abu Dhabi und beim Ironman 70.3 auf den Philippinen mit zwei sehr guten zweiten Plätzen beenden. Wie geht die Saison nun weiter und welche Rennen sind geplant?
Es geht auf die Langdistanz. Der Startschuss dafür fällt beim Ironman Texas. Dort werde ich meinen ersten Ironman bestreiten. Wahrscheinlich sieht man mich vorher auch beim Cannes Triathlon. Cannes soll ein letzter harter Trainingsblock vor meiner Langdistanzpremiere sein, direkt aus dem Trainingslager heraus. Daher habe ich auch keine Erwartungen an mein Abschneiden dort. Der Fokus liegt auf dem 14. Mai in Texas. Nach dem Rennen entscheiden wir im Team, wie die Saison weitergeht.