Bill Murray befindet sich in der Komödie aus dem Jahre 1993 „Und täglich grüßt das Murmeltier“ als Phil Connors in einer Zeitschleife. In Pennsylvania, durchlebt er tagtäglich wieder und wieder denselben „Tag des Murmeltiers“.
So oder so ähnlich erging es auch mir bei meinen letzten Reisen auf die Insel der Triathlonsehnsüchte. Jedes Jahr flog ich Anfang Oktober am Montag vor dem Wettkampf mit United Airlines gen Westen in Richtung USA und Kona.
Und da viele Triathleten bekanntlich im Training neue Wege gehen und ein „never change a running system“ auch Rückschritt statt Fortschritt bedeuten kann, entschloss sich die tritime-Redaktion dazu, bereits bei ihrer Anreise einen neuen Weg zu beschreiten, allerdings weit abseits der ausgetretenen und bekannten Pfade. In diesem Jahr reiste ich nicht nur fünf Tage früher an, sondern auch aus einer ganz anderen Himmelsrichtung. Statt über Chicago, Washington, San Francisco oder Los Angeles waren diesmal auf dem Flugticket Tokyo und Honolulu als Zwischenstopps vermerkt. Bereits der erste Blick auf die Abflug- und Ankunftszeiten der japanischen Fluglinie All Nippon Airlines brachte mehr als nur ein Lächeln hervor: Abflug am Dienstag Abend um 20.00 Uhr, Ankunft am Mittwoch vormittag um 12.30 Uhr, und das bei zwei Nachtflügen!
Das Überqueren der Datumsgrenze von Ost nach West machte diese Zeitreise – die Älteren werden sich daran erinnern, dass vor genau 30 Jahren der junge Marty McFly im Filmklassiker „Zurück in die Zukunft“ erstmalig durch die Zeit in seine Vergangenheit flog – erst möglich! Und das völlig entspannt, überpünktlich, ohne Fluxkompensator oder der Sorge, die Strukturen des Raum-Zeit-Kontinuums zu zerstören. Ich gebe zu, die Gefühle bei meiner Ankunft in Honolulu – wo ich unter tausenden von Asiaten als einziger Europäer in der Warteschlange der Einreisebehörde ausharrte – sind schwer zu beschreiben, schließlich landete ich nach einem gut siebenstündigen Flug lange vor der eigentlichen Abreise von meinem Stopover in Tokyo zu einer Uhrzeit auf Hawaii, die ich bei meineersten Etappe von Deutschland nach Tokyo schon einmal erlebt hatte, nämlich in der Vergangenheit!
Die Anreise auf der östlichen Flugroute scheint bislang aufzugehen. Nach zwei ruhigen Flugnächten – unter anderem im neuesten Dreamliner – bin ich nicht nur „ahead of schedule“, sondern auch weitaus entspannter und ausgeruhter in meiner Unterkunft in Kona angekommen als in den Jahren zuvor. Die nächsten Tage werden zeigen, ob diese Route auch Vorteile mit dem größten Feind der „Zeitreisenden“ mit sich bringt, dem Jetlag. Ich werde darüber an dieser Stelle berichten und den Artikel um diese Passage ergänzen. (Im Vergleich zur USA-Route hatte ich lediglich in den ersten beiden Nächten damit zu kämpfen, bereits um 5 Uhr in der Früh wach werden, aber das war mit dem Ausblick auf einen frühen Lauf entlang des Ali’i Drives wirklich zu verschmerzen.)
Liebe tritime-Leser, seit dem 30.09.2015 berichten wir tagtäglich aus Kailua-Kona. Lasst Euch von den Artikeln, Bildergalerien, Reisetipps, Interviews und Videos animieren, auch einmal einmal das „Projekt Ironman World Championship“ als Teilnehmer oder Zuschauer anzugehen.
Euer Klaus Arendt
Foto: Stephan Goerlich | All Nippon Airlines