Kathrin Müller liebt das Außergewöhnliche. Das hat die 31-Jährige im März einmal mehr unter Beweis gestellt. Die ehemalige Nationalkaderathletin war im vergangenen Monat gleich bei zwei ganz besonderen sportlichen Großevents am Start – beim Wasalauf in Schweden und beim Mountainbike-Etapenrennen Cape Epic in Südafrika. Was sie sonst noch 2015 plant, verrät die Wahl-Freiburgerin im Interview.
Kathrin, du hast die Saison mit zwei spannenden und eher aussergewöhnlichen Rennen begonnen. Dem Wasalauf (Traditionsrennen über 90 km in klassischer Langlauftechnik) in Schweden und dem Moutainbike-Etappenrennen Cape Epic in Südafrika. Wie kam es dazu und erzähl uns mal, wie diese Rennen für dich als Triathletin waren?
Ja das stimmt, außergewöhnlich war es allemale! Zunächst bekam ich vor einem Jahr von Freunden, die 2014 zu den freiwilligen Helfern des Cape Epic gehörten, den Floh ins Ohr gesetzt, diese „Bike-Reise“ unbedingt einmal erlebt haben zu müssen. Durch diese Freunde haben wir auch erst die Möglichkeit bekommen, einen der heißbegehrten Startplätze in der Damenteam-Pro-Kategorie zu bekommen. Es brauchte keine Überzeugungsarbeit und meine niederländische Freundin Maud Golsteyn (Cross-Triathletin und Vizeeuropameisterin 2013) saß mit im Boot bzw. auf dem Rad. Kurz darauf überraschte mich mein Bruder mit einer „Geschwister-Urlaubsreise“ nach Schweden inklusive Start beim weltweit größten Skilanglaufveranstaltung. Als begeisterte Skiläuferin war das natürlich ein tolles Geschenk für mich.
Dass beide Abenteuer in den März 2015 fallen sollten, machte das Ganze nicht leichter, aber so kennt man das ja von mir – eben öfters mal viel Neues auf einmal ausprobieren;).
Beide Rennen an sich, habe ich nicht als echte Wettkämpfe wahrgenommen. Sie sind durch ihrer Länge und Größe allein eine Herausforderung!
Den Wasalauf wollte ich gemeinsam mit meinem Bruder laufen, der sich das Finish als Ziel gesetzt hatte und dafür auch gut zehn Monaten trainiert hat. Von 0 auf 100, als Newby zum Finisher! Das war unglaublich toll und inmitten von 16.000 Skilangläufern waren Zeiten und Platzierungen völlig nebensächlich. 90 km läuft man nicht auf einem Bein – umso stolzer war ich im Ziel. Im Vergleich zu Triathlon, bewegt man sich extrem lange mit der gleichen Belastung bzw. macht sehr lange ein und die selbe Bewegung. Das empfand ich als wesentlich schwieriger und ermüdender als einen Langdistanztriathlon. Mit dem Bruder das erleben zu dürfen, war etwas ganz besonderes.
Nur eine Woche später ging es dann mit Maud nach Kapstadt. Was uns dort erwartete, ist schwer in Worte zu fassen. Das Cape Epic ist so groß, solch eine logistische Herausforderung und in jeder Minute ein Abenteuer. Als Fahrerinnen und Managerinnen in Personalunion hieß es nicht nur 8 Tage 749 km/16.000 Höhenmeter zu radeln. Die organisatorische Vorbereitung im Vorfeld, vor Ort und nach den einzelnen Etappen ist mit keinem Triathlon vergleichbar. Es gehört viel mehr dazu, als nur sein MTB zu beherrschen und einen physisch starken Körper zu haben. Nach der 4. Etappe konnten wir spüren, wie die Begeisterung langsam der mentalen und physischen Erschöpfung wich. Jeden Tag um 5 Uhr morgens aufstehen, 5-8 h aufs Rad, berg hoch und runter, Singletrails, Wüste, Steppe, Dschungel und Staub. Staub überall!Und abends müde zurück ins Zelt. Das Cape Epic ist ein Teamrennen, bei dem du dich einhundertprozentig auf deinen Partner verlassen können musst und gemeinsam durch Himmel und Hölle gehst. Es war eine unglaubliche Erfahrung, die beim Anblick der Finisher-Medaille noch lange in mir ruhen wird.
Welche Rennen hast du noch geplant und was ist dein Hauptziel 2015?
Das Cape Epic war schon eines meiner großen Ziele 2015 und nun kann ich ganz entspannt die Saison auf mich zukommen lassen. Nach dem Gewinn der Xterra Europa Tour im vergangenen Jahr und dem Europa- und Weltmeistertitel verspüre ich keinerlei Erfolgsdruck mehr und kann jedes einzelne Cross-Rennen genießen, wenn auch mit der nötigen Ernsthaftigkeit des professionellen Sports. Ein besonderes Augenmerk lege ich auf die Europameisterschaft im heimischen Schwarzwald. Das wird sicher eine großartige Veranstaltung und ich bekomme die einmalige Möglichkeit, mich in meiner Wahlheimat, meinen Unterstützern zu präsentieren. Das gleiche gilt auch für den X-Terra Germany in Zittau, der jedes Jahr zu meinen Lieblingsrennen gehört.
Für tritime sport wirst du am 20./21.Juni 2015 am Schluchsee als Vorbereitung für den TNATURA-Crosstriathlon am 19. Juli 2015 ein Crosstriathlon-Wochenende als Trainerin betreuen. Um was geht es da genau und was sind die Inhalte dieses Camps?
In Kooperation mit tritime sport bekomme ich die Möglichkeit, meine Erfahrungen an andere begeisterte Cross-Triathleten oder diejenigen, die es noch werden wollen, weiterzugeben. Mir geht es vor allem darum, den Teilnehmern den Respekt vor dem Mountainbike zu nehmen und ihnen die vielfältigen Möglichkeiten dieses Off-Road-Sports aufzuzeigen. Neben den sportlichen-trainingswissenschaftlichen Aspekten einer gezielten Wettkampfvorbereitung für die Europameisterschaften, lege ich einen Schwerpunkt auf Technikschulung auf dem Bike und wir nehmen auch das Material unter die Lupe.
Wir haben 2015 wieder das Glück, eine internationale Meisterschaft auf deutschem Boden ausrichten zu dürfen. Auf diese Großereignis möchte ich die Teilnehmer mit Spaß und lockeren Einheiten vorbereiten. Bereits 2014 habe ich einen Einzelathleten sowie eine Firmen- und Familienstaffel zum erfolgreichen Finish am Schluchsee begleitet.
Neben dem Profisport hast du auch angefangen für Skinfit fest zu arbeiten.
Was machst du genau?
Ja, seit 05.01.2015 bin ich bei der österreichischen Sportbekleidungsmarke fest angestellt und betreue überregionale und internationale Events für die Skinfit Deutschland GmbH. Skinfit unterstützt mich seit Jahren in meinem Sport und nun freue ich mich sehr, mich auch beruflich bei Skinfit weiterentwickeln zu können. Einen besseren Arbeitgeber kann ich mir nicht vorstellen. Ich arbeite regulär 65% und bekomme sehr viel Verständnis für meinen Sport.
Wie schwer ist es für dich gerade, alles unter einen Hut zu bekommen –
Training, Arbeit, Wettkämpfe, Orga und sonstige?
Viel Zeit für Privates bleibt nicht, aber das ist alles Jammern auf sehr hohem Niveau. Sicherlich leidet das Training enorm unter der Arbeitsbelastung, aber das gehört für mich auch zum Prozess dazu. Ich wollte den Einstieg ins Arbeitsleben und versuche nun, das Beste daraus zu machen. Einfach ist es nicht aber mit der nötigen Konsequenz ist das machbar und macht mich glücklich.
Wie lange denkst du, wirst du dem Profisport noch erhalten bleiben? Und gibt es Rennen, die du noch unbedingt in deiner Karriere machen möchtest? Vielleicht sehen wir dich ja auch noch auf einer „normalen“ Langdistanz oder ist das keine Option für dich?
Das weiß ich noch nicht so genau, aber so alt bin ich ja noch nicht, dass ich ans Karriereende denken müsste ;).
Jedes Jahr bieten sich mir neue Ideen und Abenteuer, das lässt sich schwer planen.
Ich würde sicher gern noch einmal, zwei Multisportrennen wie das Cost-to-Cost in Australien machen wollen. Mehrtätgige Mountainbikerennen haben es mir definitiv angetan und mit dem Xterra auf Maui hab ich auch noch eine Rechnung offen. Klassische Langdistanzen haben für mich keinen Reiz. Im Grunde meines Herzen bin ich ein Kurzdistanzler mit Abenteuerinstinkt ;).
Interview: Meike Maurer
Fotos: TNATURA Crosstriathlon Schluchsee und privat