Welcher Anlass lässt Samstagmorgens um 5.00 Uhr in der Früh den Wecker klingeln? Es ist Raceday! Das war am 11. Oktober aber auch früh genug. Thank God I’m not racing! Denn sonst hätte ich ja schon zwei Stunden früher auf sein müssen, um früh genug vor dem Start gegessen zu haben und um alle nötigen Vorbereitungen zu treffen. So schlürften wir nur einen Kaffee und machten uns – noch nicht wissend, dass an diesem Tag historisches geschehen würde – auf den Weg in Richtung Kona Downtown!
Wettkampf einmal anders
Nachdem wir einen strategisch günstigen Platz für unser Auto gefunden hatten, stürzten wir uns ins Getümmel. Meine Tagesaufgabe bestand darin, die Atmosphäre aufzunehmen, persönliche Eindrücke zu gewinnen, einige Bilder zu machen und diverse kleine anfallende Aufgaben zu erledigen. Im Gepäck hatte ich zwei T-Shirts. Das offizielle Ironman-Media-Shirt steckte in der Tasche, mein normales Svenja-Shirt hatte ich am Leib. Sehr bald traf ich die Supportcrew von Nils Frommhold um Sarah (Fladung), und schon wurde mir klar, mit wem ich den Tag verbringen werde.
Beim Schwimmstart waren wir alle fast so angespannt wie bei einer eigenen Teilnahme. Ständig guckte jemand nervös auf die Uhr und gab die verbleibende Zeit bis zum Startschuss an. Ich merkte, wie ich zunehmend nervöser und hibbeliger wurde, je näher die Athleten im Wasser zur Startlinie schwammen. Bei dem Gedanken daran, ob ich jetzt tauschen würde, muss ich zugeben, dass sich die Anspannung beim Zuschauen wesentlich angenehmer anfühlt als wenn ich mittendrin stecke. Unmittelbar nachdem Altersklassenathleten auf die 3,8 Kilometer lange Schwimmstrecke „entlassen“ wurden, begann unser Einsatz. Ein Teil begab sich auf die Radstrecke kurz hinter dem Wechsel, der andere bezog Stellung, um die Zwischenzeiten nach dem Schwimmen zu übermitteln. Alles funktionierte einwandfrei und ich merkte, dass es sehr interessant ist, einen Wettkampf auch mal aus der völlig anderen Perspektive zu betrachten. Mein Trainer Lubos (Bilek) sagt immer, als Athlet hat man es ab dem Startschuss selbst in der Hand, als Trainer steht man nur draußen. Das „draußen stehen“ konnte ich an diesem denkwürdigen Samstag nun auch mal erleben.
Unterwegs im Media-Shirt
Dass ich im „an der Strecke stehen“ noch nicht so gewieft war, stellte sich schon beim Anschalten des Livestreams raus. Als die Jungs auf der Radstrecke waren, verfolgten wir das Geschehen am Computer. Ich muss leider zugeben, dass ich beim Finden des Livestreams nicht die Schnellste war. Dafür war ich allerdings die rasende Reporterin, als es darum ging, Bilder aus dem ARD-Lager von der Moderation und der Regie zu liefern. Rasch schlüpfte ich ins Media-Shirt und schon stand ich Dirk Froberg und Thomas Hellriegel gegenüber, die munter moderierend auf dem Balkon eines zum Studio umfunktionierten Hotelzimmers saßen. Höchst beeindruckt vom Wunder der Technik war ich im Regieraum. Auch in dieser Hinsicht war es sehr interessant, einen Wettkampf mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Zurück im Svenja-Shirt
Ich muss schon zugeben, dass – als wir die Jungs und Mädels beim Laufen anfeuerten – ich schon ganz gerne im Renngeschehen mit dabei gewesen wäre. Viel Zeit zum Nachdenken hatte ich aber auch gar nicht, denn zum großen Finale hin ging alles ganz schnell. Nils und Jan zündeten auf den letzten Kilometern noch einmal richtig den Turbo, Julia kämpfte sich immer weiter nach vorne und Sebbi machte das Rennen seines Lebens. Alles einfach nur genial.
Im Wechselbad der Gefühle
Am Ende dieses ereignisreichen Tages war ich ziemlich verwirrt. Es ist ja nicht so, dass ich mich noch nie mit der Langdistanz beschäftigt hätte, aber bisher fand ich diese Disziplin unserer Sportart immer nur sehr beeindruckend. Ich kann mir zwar noch immer nicht ganz genau vorstellen, wie man eine solch lange Strecke bewältigen kann, aber dafür müsste man dann das eben auch mal speziell üben. Und die Bedingungen auf Hawaii machen den Wettkampf dort dann auch nochmals zu einer ganz anderen Nummer. Bislang habe ich noch nie ernsthaft daran gedacht, das einmal selbst zu machen! Am vergangenen Samstag wurde ich dann aber richtig mitgerissen, von der Atmosphäre, der Stimmung und dem Spirit, den der Ironman auf Hawaii hat. Ich denke, ich habe den viel beschworen Mythos von Hawaii gespürt.
Bin ich jetzt also infiziert? Infiziert vielleicht schon, was ich aber daraus machen werde, das weiß ich hier und heute noch nicht.
Mein Fazit lautet auch deshalb: Es lebe der Sport mit all seinen Emotionen. Selten sind Freud und Leid so nah beieinander.