Svenja Bazlen: Thank God I’m not racing!

Ich bin da und obwohl ich nun schon wirklich eine Weile im Triathlongeschäft bin, ist das meine erste Hawaii-Reise – ich gebe sozusagen mein Debüt hier auf der Pazifikinsel. Ich bin gespannt wie ich die vielen Eindrücke der nächsten Tage hier aufnehmen und verarbeiten werde und was sie am Ende mit mir anstellen werden. Infiziert oder nicht infiziert, lautet dann wohl die Frage.

Angekommen!
Nach einer langen Reise einmal um die halbe Welt bin ich gestern Abend nun tatsächlich auf Hawaii in Kailua-Kona gelandet. Einfach um die Ecke liegt dieses Stückchen Erde hier wirklich nicht und ich habe mich auch während der gesamten Flugzeit gefragt, warum die Menschheit eigentlich noch keinen Tunnel zwischen Tübingen und Kona gebaut hat. Dann könnte man sich Wartezeiten wegen kaputten Flugzeugen, Zwischenstopps an unterkühlten Flughäfen und ewige Schlangen an Grenzkontrollen sparen. Aber nun gut, was noch nicht ist, kann ja noch werden.

Mein allererster Eindruck gestern als ich aus dem Flugzeug stieg, „Schön warm!“ Das war allerdings um Mitternacht. Heute beantworte ich die Frage nach dem Temperatur schon eher wie folgt. „Puh, ziemlich heiß! Zum Glück muss ich hier keinen Wettkampf machen.“
Daher steht mein Blog die nächsten Tage auch ganz unter diesem Motto … thank God I‘m not racing ;-).

Schwer beeindruckt
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll: Ich habe heute so viel Neues gesehen, dass ich schon wieder die Hälfte vergessen habe. Nach einer kurzen Nacht, in der ich wie ein Murmeltier geschlafen habe, war unser erster Programmpunkt heute morgen Schwimmen im Ozean. Sehr schön! Leider habt ich nur gleich beim los Schwimmen die Beine von Sebi (Kienle) verpasst, weil ich einfach von der Meereslandschaft, die sich unter mir auftat, zu überwältigt war. Fische in allen Farben des Regenbogens, Korallen und weißer Sand, ich kam mir vor wie im Aquarium und zugegebenermaßen konnte ich die Füße von Sebi später nach einer Pause am Wendepunkt auch nicht halten. Thank God I’m not racing.

Kona heaven … auch schön
Anschließend war natürlich Kaffeetrinken angesagt. Kona Heaven hieß das Café unserer Wahl und zur allgemeinen Stimmung hier passt dieser Name sehr gut. Nicht nur die Natur mit all den schönen Blumen und besonderen Tieren ist himmlisch, sondern auch die Stimmung ist irgendwie friedvoll. Es schwirren hier zwar echt viele Menschen herum, aber ich habe das Gefühl keiner ist gestresst, genervt oder in Eile – mal abgesehen von ein paar Läufern die den Alii Drive entlang rasen.

Das Städtchen Kailua/Kona hat sich herausgeputzt und zeigt sich von seiner besten Seite. Sogar im einem Reiseführer wird der Wettkampf erwähnt. „Die Stadt ist jedes Jahr Austragungsort des wohl härtesten athletischen Wettkampfs, des Ironman Triathlon. … Und das alles ohne Pause nacheinander, ohne sich einmal hinzusetzen.“ (Vista Point, 2013, S. 202 – nicht, dass ich noch als Abschreiber entlarvt werde).

Fremd und doch heimisch
Ohne Hinsetzen, ist allerdings echt eine Herausforderung auf der Laufstrecke am Alii Drive, denn es locken viele schöne Plätze in netten Cafés oder Restaurants – das kann ich jetzt alles genießen. Weil … thank God I´m not racing.

Ich habe sehr schnell begriffen, dass Sehen und gesehen werden hier ganz wichtig ist. Es werden die neuesten, schrillsten und auffälligsten Sachen zur Schau getragen, die es zur Zeit auf dem Markt gibt. Kein Wunder, dass jeder, der im Triathlon-Business etwas Geld verdienen möchte, präsent ist. Jede Marke hat ihr eigenes Haus, in dem ausgestellt, verkauft und gefeiert wird. Außerdem ist die Messe natürlich Zentrum der Veranstaltung und ein Gang darüber, hat mir heute schon einige lustige Momente beschert.
In dem Ganzen Trubel fühle ich mich abwechselnd fremd und auch wieder sehr heimisch. Letztlich ist es ja alles auch „nur“ Triathlon. Bemerkenswert und toll finde ich es immer wieder wie viele Menschen auf der ganzen Welt unseren Sport ausüben. Jeder, der hier ist, hat sein ganz persönliches sportliches Ziel erreicht. Für Profis wie Altersklassen-Athleten ist es die Weltmeisterschaft in der Langdistanz und sehr wahrscheinlich der wichtigste Wettkampf des Jahres. Stolz sein, darf also jeder und bei der Nationenparade, die ich mir heute mit meiner tritime-Kollegin Jule Adam genau angesehen habe, wird das auch ausgiebig gefeiert. Danach haben wir unseren ersten Sonnenuntergang auf Big Island genossen.

Mein Fazit des ersten Tages: Hawaii ist beeindruckend und alles ist eine riesengroße Party … aber thank God I’m not racing 😉