Aus dem Radsport kommend, haben sich Leistungsmesser auch zunehmend im Triathlon etabliert. Die wenigsten der Top-Athleten auf der Kurz- oder Langdistanz möchten auf die so gewonnenen Informationen verzichten.
Der Glaube, dass das Training dadurch automatisch besser oder effektiver wird, wäre allerdings etwas kurz gegriffen. Das bloße Montieren eines Leistungsmessers macht noch keinen besseren Athleten aus Ihnen. Und auch die viel zur kurz greifenden Phrasen nach dem Motto „Herzfrequenz war gestern, Leistungsmesser sind die Zukunft“ schießt an der Realität vorbei. Fakt ist, dass Leistungsmesser Ihnen durchaus sehr viele Informationen zum aktuellen Training und in der Auswertung bieten. Allerdings müssen Sie eben auch in der Lage sein, diese vielen Informationen richtig zu deuten und daraus eben die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Was bedeutet eigentlich Watt?
Watt ist die physikalische Maßeinheit für Energie über eine gewisse Zeiteinheit. Anschaulicher wird es, wenn man sich das einfach mal bildlich vorstellt: Zwei Radfahrer, die -bei gleicher Körpergröße, gleicher Sitzposition und gleichem Rad – auf einer flachen Strecke nebeneinander fahren und gleichschnell unterwegs sind, treten exakt die gleiche Wattzahl, egal in welchen Gängen sie jeweils unterwegs sind. Erst am Berg würde das jeweilige Körpergewicht die Wattwerte auseinander treiben, denn ein schwererer Fahrer muss mehr Energie einsetzen, um die gleiche Geschwindigkeit wie ein leichterer Fahrer zu erreichen. Werden dann noch zusätzlich weitere Rahmenbedingungen wie eine flachere Sitzposition, Aerolaufräder oder ein windschnittiger Rahmen verändert, wirkt sich dies auch auf die Wattwerte aus. So kann es schnell passieren, dass bei gleicher Geschwindigkeit auf flacher Strecke 20-30 Watt weniger getreten werden muss. Ein Vergleich Vergleichen Sie dies ruhig mit Glühbirnen und LED-Leuchten. Bei gleicher Lichtausbeute verbrauchen Sie deutlich weniger Strom. Das Wissen über Ihre objektive Leistung auf dem Rad in Watt gibt uns ein mächtiges Instrument an die Hand.
Was genau misst ein Leistungsmesser?
„Die Leistung“, so könnte man vermuten, sei die einfache Antwort auf diese Frage. In der Realität verhält es sich jedoch etwas komplizierter. Je nach Hersteller wird die Leistung an unterschiedlichen Orten gemessen. Der Kurbelarm und der Kurbelstern sind dabei die am weitesten verbreiteten Stellen zum Erfassen der Leistung. Auch in der Nabe des Hinterrades und im Bereich der Pedale werden von verschiedenen Herstellern Messsysteme integriert. Sogenannte „Dehnmessstreifen“ erfassen dabei die Verformung des Materials und wandeln diese in elektronische Signale um, aus denen die Leistung errechnet wird. Während ursprünglich allein SRM als Anbieter auf dem Segment der Leistungsmessung aktiv war, sind aktuell zehn verschiedene Angebote auf dem Markt. Die Preise reichen dabei von einem Einstieg um 550 Euro für den günstigsten Anbieter bis hin zu rund 3.000 Euro. Dass man dabei mit steigendem Preis auch eine höhere Genauigkeit erkauft, ist nicht unbedingt zu erwarten. Auch die Anbieter aus dem mittleren Preissegment sind durchaus in der Lage, die Leistung mit hoher Genauigkeit auf die Anzeige zu bringen. Die meisten Leistungsmesser nutzen dabei das offene ANT+-Protokoll, sind also mit verschiedenen Radcomputern kompatibel. Allein Polar bleibt hier bei einer geschlossenen Variante, sodass das Polar-Kéo-Pedalsystem nur mit einem Radcomputer aus dem eigenen Haus zusammenarbeitet. Ein Kritikpunkt, der angesichts der Überlegenheit der Anzeige anderer Radcomputer durchaus von Bedeutung ist.
Training steuern: Hat die Herzfrequenz ausgedient?
Immer wieder ist zu lesen, dass die Möglichkeit der Leistungsmessung „besser“ sei oder das herzfrequenzgesteuerte Training veraltet und zu ungenau sei. Wie so oft sind derartige Aussagen zwar plakativ, aber dennoch nicht ganz richtig, auch wenn sie auf einer richtigen Beobachtung beruhen: Wenn Sie ein lockeres Grundlagenausdauertraining auf dem Rad absolvieren, wird Ihre Herzfrequenz bei gleichbleibender Leistung ansteigen. Um im Trainingsbereich GA1 zu bleiben, müssten Sie also langsamer fahren als zum Start Ihrer Trainingseinheit. Der Grund für dieses Phänomen ist die einsetzende Ermüdung. Dieser sogenannte Puls-Drift oder Herzfrequenz-Shift wurde dahingehend als unerwünscht gesehen und argumentiert, dass eben auch nach vier Stunden Radtraining 100 Watt immer noch 100 Watt sind. Allerdings wird an dieser Stelle eben der Fehler gemacht, zwei komplett unterschiedliche Aspekte zu vergleichen. Die 100 Watt sind in diesem Beispiel die Belastung, während die Reaktion der Herzfrequenz eben die Beanspruchung Ihres Körpers widerspiegelt. Im Kern kann je nach Zielstellung Ihres Trainers beides Sinn machen. Trainingseinheiten, in denen man bewusst nach der Leistung trainiert, und andere Trainingsausfahrten, bei denen Ihre Herzfrequenz der Steuerparameter ist. Gerade Triathleten mit dem Ziel „Langdistanz“ brauchen unbedingt beide Trainingsformen in ihrem Training. Es wäre also ein Fehler, zu denken, dass man als Nutzer eines Leistungsmessers nun einfach die Herzfrequenzmessung durch die Leistung ersetzt. Tatsächlich kann die Leistung die direkte Aktion des Körpers abbilden, während die Herzfrequenz eher die Reaktion des Körpers auf die Belastung darstellt. Das wiederum ist ein Vorteil der Herzfrequenz: Sie kann auch ermüdungsbedingte Prozesse abbilden, während die Leistung alleine für sich genommen das nicht vermag. Die wichtigen Erkenntnisse und die spannendsten Informationen erhalten wir nur dann, wenn wir alle wichtigen Parameter in unserem Training berücksichtigen.
Quellen: Dennis Sandig (tritime-Ausgabe 2 | 2015) und wattmessung.de