Design your own Dress

Individuelles SportbekleidungsdesignIndividualität ist Trumpf. Dies gilt auch bei der eigenen Sportbekleidung. Wir haben mit Uli Mutscheller von Ruhepuls 40 gesprochen, auf was man achten sollte, wenn man seinen eigenen Look gestalten möchte und was heute technisch möglich ist .

 

Uli, was hat sich in den letzten Jahren bei der individuellen Sportbekleidung getan?
Der größte Fortschritt ist auf dem Gebiet der Druckvorstufe festzustellen, die mittlerweile komplett digitalisiert wurde. Man muss heute keine Siebe mehr herstellen, sondern kann die Trägerpapiere für den eigentlichen Stoffdruck direkt per Plotter erzeugen. Das bedeutet für den Kunden eine größere Gestaltungsfreiheit, besonders bei Klein- und Kleinstserien. Auch die Anzahl der Farben ist für die Druckkosten mittlerweile unerheblich. Zudem werden die Stoffe immer technischer. Sie sind spezifisch auf die Einsatzbereiche und Sportarten zugeschnitten. Im Triathlon gibt es zum Beispiel superschnelle Materialien, die durch Teflonbeschichtung weniger Wasser aufnehmen, schneller trocknen und im Wasser pfeilschnell sind. UV-Schutz und Atmungsaktivität sind für Hitzerennen ein großes Thema. Und bei kalten Trainingsbedingungen kommen bedruckbare Klimamembrane zum Einsatz, die nicht nur wasserdicht, sondern auch atmungsaktiv sein müssen. All dies ist heute alles kein Problem mehr.

Wo liegen die Hauptunterschiede bei verschiedenen Anbietern in Europa?
Die Unterschiede liegen hauptsächlich im Umfang des Produktprogramms. Manche Hersteller setzen auf Topseller und werfen alles andere aus dem Programm. Das hält die Produktion schlank, schränkt jedoch den Kunden ein. Zudem gibt es Unterschiede in der „Flexibilität“: Es gibt Anbieter, die mit Grundmodellen und mit zusätzlichen Optionen bei den Details arbeiten. Andere setzen auf fixe Modelle, die je nach Anbieter mit verschiedenen Details vorspezifiziert sind. Ein weiterer Unterschied liegt in der Aufbereitung der Druckdaten auf verschiedene Größen. Im besten Fall wird für jede Größe eine eigene Druckvorlage erstellt, damit die Relationen optimal sind. Wenn man sich diesen Schritt spart, kann es passieren, dass bei den extremen Größen Logos zu klein oder zu groß werden. Darüber hinaus gibt es auch Unterschiede in der Druckqualität. Der Druckprozess als solcher ist überall nahezu identisch. Die Qualität des Drucks hängt allerdings von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel von der Güte der Druckfarben und Stoffe, der Qualität der Druckmaschinen sowie vom Arbeitsumfeld. Hier sind Schlagworte wie Sauberkeit und Temperaturkonstanz von Bedeutung. Natürlich bringt auch das schönste Kleidungsstück nichts, wenn es nicht passt oder im täglichen Einsatz – beim Training oder im Wettkampf – nicht funktioniert. Hier hilft nur die Erfahrung des Herstellers und die Rückmeldung von Aktiven bei der Produktentwicklung.

Kannst Du uns die unterschiedlichen Implementierungs- und Druckverfahren erklären, die es derzeit im Bekleidungsbereich gibt?
Richtig individuell kann man nur mittels Sublimationsdruck arbeiten. Hier wird ein Trägerpapier verwendet, um mit Hitze und Druck den Stoff zu bedrucken. Vorteil: Die Farbe verbindet sich mit dem Stoff und bildet eine Einheit. Dies verspricht Langlebigkeit und beständige Qualität. Jede Stoffbahn wird einzeln bedruckt und danach zu einem Kleidungsstück zusammengefügt. Das Bedrucken von fertigen Standardprodukten mit verschiedensten Druckverfahren erlaubt nur eine sehr eingeschränkte Personalisierung und ist zum Beispiel bei elastischen Stoffen oder hochfunktionellen Materialien meines Erachtens problematisch.

Welche optischen Möglichkeiten hat man beim Design, und wo sind Grenzen gesetzt?
Grundsätzlich kann man fast alles, was am Bildschirm darstellbar ist, auch drucken. Da die Stoffbahnen zuerst bedruckt und dann genäht werden, sollten keine Gestaltungselemente, wie zum Beispiel Logos, über die Nähte hinweglaufen. Ansonsten gibt es fast keine Grenzen. Für farbverbindliche Drucke gibt es auf Stoff gedruckte Farbcodes oder einen Andruck.

Welche Schritte vom Layout-Entwurf bis zum fertigen Produkt sind nötig?
Wie bei allen Projekten spielt der Faktor Zeit eine wichtige Rolle. Unter Zeitdruck leidet die Kreativität. Für ein gelungenes Design sollte man genügend Zeit einplanen. Erfahrungsgemäß wird dieser Punkt oft unterschätzt. Ich kann deshalb nur raten, rechtzeitig mit der Planung zu beginnen und nicht erst kurz vor der Saison. Die technischen Schritte sind:

Auswahl der Modelle und Größenbestimmung durch den Kunden
Designentwicklung – entweder selbst gestalten, durch einen Grafiker oder durch den Produzenten designen lassen
Erstellung von Druckdaten
Druck der Transferpapiere für den Textildruck
Zuschnitt der Stoffbahnen
Bedruckung der Stoffbahnen mittels Sublimationsdruck
Erstellung des Kleidungsstücks durch Zusammennähen der bedruckten Stoffteile

Für den Kunden ist der aufwendigste Bereich die Designentwicklung. Der Zeitbedarf ist abhängig von der Qualität der gelieferten Logos und der Anzahl der Korrekturrunden. Wir schaffen die Freigabe eines Designs im Extremfall in wenigen Tagen, und auf der anderen Seite dauert es manchmal Wochen bis zur Freigabe. Danach braucht der Kunde nur noch etwas Geduld, da die Produktion der Bekleidung rund sechs bis acht Wochen in Anspruch nimmt.

Auf was sollte man generell in Sachen Komfort sowie Stoffe, Schnitte und Sitzpolster achten? Gibt es in diesen Bereichen große Unterschiede bei einzelnen Anbietern?
Mich persönlich würde interessieren, wo und wie die Textilien produziert werden. Daraus kann man schon sehr viel über die Qualität, die Arbeitsbedingungen vor Ort, aber auch über den Bezug zum Produkt erfahren. Schließlich geht es bei Sporttextilien auch um Emotionen, und da spielen oft kleine Details die entscheidende Rolle. Ansonsten gilt wie so oft: Das Gesamtpaket muss stimmen. Kein Hersteller hat nur Highlights im Programm. Es gilt, für ein Teamprojekt einen Partner zu finden, in dem sich sehr viele Mitglieder wiederfinden können. Bei den Themen Stoffen und Sitzpolstern sollte man auf Marken setzen, besonders wenn man kein Insider ist. Eine gute Beratung durch den Hersteller hilft, um die beste Auswahl zu treffen.

Ab welcher Stückzahl kann man seinen individuellen Look umsetzen?
Einzelstücke zu fertigen, ist sehr teuer, und deshalb bieten dies die meisten Produzenten nicht oder nur zu einem recht hohen Preis an. Eine sinnvolle Mindeststückzahl sind zehn Stück pro Modell, wobei die Größe normalerweise keine Rolle spielt. Größere Stückzahlen werden in der Regel preislich attraktiver.

Danke Uli für den interessanten Einblick in die Produktion von individueller Sportbekleidung.

 

Weitere Hersteller:
Individualität ist im Triathlon Trumpf, nicht umsonst haben sich auch nachfolgende Hersteller auf spezielle Kundenwünsche beim individuellen Design ihrer Trainings- und Wettkampfbekleidung eingestellt: u. a. Bioracer, Castelli, Champion System, Ekoi, Orca, ReneRosa, Specialized

Die Produktion eigener Sportbekleidung mit individuellem Look

Interview: Meike Maurer
Fotos: Ruhepuls 40