Kaum neigt sich die Zeit zwischen den Jahren dem Ende zu, stellen sich viele Sportler die Frage, mit welchem guten Vorsatz 2018 begonnen werden könnte. Brett Sutton hat hierzu seine ganz persönliche Meinung.
Hinsichtlich der guten Vorsätze zum Jahreswechsel denke ich immer wieder darüber nach, wie viele Menschen das gleiche Dilemma haben? Und warum eigentlich ein Dilemma? In diesem Zusammenhang möchte ich allerdings nicht zu tief ins Detail gehen, „erwarte“ jedoch, dass ein jeder von uns einmal einen Blick in den Spiegel wirft und sich folgende Frage stellt: warum brauche ich für das neue Jahr eigentlich eine Motivation, um das zu tun, was ich jeden Tag meines Lebens tun sollte? Was fehlt denn eigentlich? Gehöre ich zu denjenigen, die jeden Tag oder Monat eine Motivationsrede brauchen, damit sie nicht aus den Augen verlieren, was ihnen wirklich wichtig ist? Das muss nicht sportbezogen sein, aber wenn ich erst eine mitreißende Rede oder einen Neujahrsvorsatz benötige, um mich auf den richtigen Weg zu bringen, dann stimmt doch etwas nicht, oder?
Motivations-Mantras
Als „Neujahrsvorsatz-Spielverderber“ sage ich: ja, da ist etwas nicht in Ordnung! Überlegen wir also, welche Gründe es geben könnte, dass wir die selbst gesetzten Ziele und Vorsätze nur teilweise erfüllen oder mit deren Umsetzung erst gar nicht beginnen. Vielleicht war das gesteckte Ziel doch viel zu hoch? Ist es in Relation zu den eigenen Fähigkeiten gegebenenfalls unerreichbar oder nur für einen kurzen Zeitraum umsetzbar? All dies sind nachvollziehbare und berechtigte Fehler, die normalerweise von der „Motivationsbrigade“ verursacht werden, deren Mantra „unisono“ lautet: „Du kannst alles erreichen, solange du nur daran glaubst!“
Natürlich hören sich all diese Mantras gut an, und verpackt in einem hübschen Paket klingt fast alles erreichbar. Jedoch gehöre ich nicht zu diesen Hoffnungslieferanten oder Traumsequenzregisseuren. Denn die Suche nach dem Heiligen Gral „gib mir eine Nachricht, die mich zu etwas machen wird, was ich nicht bin“, kann in der echten Realität häufig sogar den umgekehrten Effekt bewirken, indem das Selbstwertgefühl immer weiter in den Keller sinkt.
Der Vorsatz allein erzeugt noch lange nicht die Leidenschaft für das, was Du in deinem Leben genießt oder tun möchtest. Verfolgst Du das Ziel, weil es tatsächlich Deins ist oder tust Du es nur, weil Du von anderen mehr oder weniger dazu gedrängt wurdest? Diese Art von fremdbestimmten Vorsätzen sind zum Scheitern verurteilt! Und warum? Ganz einfach, weil in der Realität Dein Herz nicht zu 100 Prozent für die Erreichung des Ziels schlägt! Denn solange es nicht Dein Ziel ist und Du nicht daran glaubst, führt Dich der Weg garantiert aufs Abstellgleich, auch wenn alle anderen sagen, es ist gut für Dich.
Jeder ist seines eigen Glückes Schmied
Und an genau diesem Punkt komme ich ins Spiel: Niemand hat mir bislang vorgeworfen, Menschen oder Athleten dabei zu helfen, sich selbst zu überwinden oder gar Hindernisse zu umfahren, die sie selbst „aufgebaut“ haben. Wir müssen wieder das lernen, was in unserer Gesellschaft teilweise verloren gegangen ist, Verantwortung für uns selbst zu übernehmen. Bei Trisutto lehren wir unsere Trainer, dass beispielsweise das Anschreien eines Athleten in einem Rennen Unsinn ist! Wenn er aufgrund eines „tritt härter“ tatsächlich härter tritt und seine Leistung pusht, dann habe ich als Trainer versagt. Unsere Trainer erkennen sehr schnell, dass „das Beste geben“ kein Luxus oder Extra ist, sondern eine Grundvoraussetzung, die nicht beklatscht wird. „Das Beste geben“ wird als Grundlage erwartet, um für die Zukunft aufbauen zu können. Wenn ich einen Athleten anschreien muss, dass dieser härter tritt, dann sollte dieser Athlet genauso wie die „Neujahrsvorsatz-Fraktion“ seine grundsätzliche Einstellung zu seinem eigenen Leben nochmals überdenken beziehungsweise sich zumindest damit auseinanderzusetzen.
KISS: Keep It Short and Simple
Als einfacher Mann versuche ich die Dinge extrem klar und simpel zu halten. Ich habe meinen eigenen Weg gefunden, als mich ein weiser Mann mit der simplen Aussage beeindruckt hat, dass man nur mit dem, was man gerade hat, sein Bestes geben kann. Er bemühte sich hervorzuheben, dass 99 Prozent der Bevölkerung keine Ahnung hat, was es bedeutet, das Beste zu geben! Ich höre es immer noch in meinen Ohren, auch 40 Jahre später:
„Du wirst nur dann dein Potenzial entfalten, wenn du an jedem Tag, an dem du aufwachst und deine Füße den Boden berühren, zu dir sagst, dass du heute dein Bestes geben wirst, um besser zu sein als gestern, und du die nächsten acht Arbeitsstunden damit verbringst, um dieses Ziel zu erreichen. Es wird Tiefen und Höhen geben, aber die schlechten Tage werden verschwinden.“
Auf meine Frage „Was ist der Unterschied zwischen den Tiefen und schlechten Tagen?“ zitierte der weise Mann den amerikanischen Schriftsteller Jack London: „Der Mann, der sein Bestes gibt, ist gut genug! Wenn du nachts deinen Kopf auf dieses Kissen legst, wissend, dass du alles getan hast, was du konntest, gibt es keine schlechten Tage, nur schwierige. Morgen stehst du auf und kämpfst wieder den guten Kampf. Darum geht es im Leben wirklich.“
Fazit
Wenn Du also jemand bist, der zum Jahreswechsel motiviert werden muss, werfe einen Blick in den Spiegel, gib Dir einen Klaps und sage: „Ich muss es täglich besser machen. Ich muss es simpel halten und mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln mein Bestes geben, JEDEN Tag, nicht nur an bestimmten Tagen.
Text: Brett Sutton
Fotos: trisutto.com