Tattoos verändern die Schweißflussrate

"AIX-EN-PROVENCE, FRANCE - MAY 01: A participant shows off his leg tattoo during Ironman 70.3 Aix en Provence on May 01, 2016 in Aix en Provence, France. (Photo by Charlie Crowhurst/Getty Images for Ironman) *** Local Caption ***"Tattoos verändern die Schweißflussrate und den Natriumgehalt des Schweißes. Ganzkörper-(Tattoos) sind auch unter Sportlern sehr beliebt, aber was bedeuten dieser Körperschmuck für die Athleten beim Schwitzen.

 

 

Tattoos haben nicht nur einen ästhetischen Aspekt, sondern beeinflusst auch das Schweißverhalten des Menschen. Eine sehr interessante, aktuelle wissenschaftliche Arbeit beleuchtet den Einfluss von Tattoos auf das Schwitzen.

Mit Tinte, Pigment oder anderen Farbstoffe wird bei der Tätowierungstechnik ein Motiv mit Hilfe von einer oder mehreren Nadeln in die Haut eingebracht und zwar in die zweite Hautschicht, 3 bis 5 Millimeter unter der Hautoberfläche. Durch den Vorgang des Punktierens werden Entzündungsprozesse ausgelöst, die zu einem Anstieg von bestimmten Abwehrzellen des Immunsystems – Makrophagen und Neutrophile – im Blut führen. Diese transportieren die Farbstoffe über das Lymphsystem unseres Körpers in die Lymphknoten. Die Abwehrzellen bleiben mit dem Farbstoff beladen in der Hautregion, in der sich das Tattoo befindet, zurück. Zusammen mit anderen farbstoffgefüllten Bindegewebszellen und noch nicht eingelagerten Farbstoffen bilden diese farbstoffbeladenen Zellen die Basis für die permanente Farbe in der Haut: die Motive sind verewigt!

Schweiß kühlt uns runter und schützt uns vor Überhitzung

Die Haut ist unser größtes Organ. Die verschiedenen Hautschichten sind unterschiedlich aufgebaut und bestehen aus Kollagenfasern, Blutgefäßen, Nerven, Drüsen – einschließlich der sogenannte ekkrinen Schweißdrüsen. Diese Schweißdrüsen haben nur einen Durchmesser von rund 0,5 Millimetern. 2 bis 4 Millionen dieser Drüsen sind zwischen Haut und Unterhaut verteilt. Sie sitzen, genau wie Tattoos, drei bis fünf Millimeter unter der Hautoberfläche. Sie produzieren Schweiß und spielen somit eine wichtige Rolle bei der Thermoregulation des Körpers. Durch die Verdunstungskälte des Schweißes wird das Ansteigen der Körperkerntemperatur in Schach gehalten. Diese Art der Schweißdrüsen reagiert auf bestimmte Reize unseres Nervensystems mit der Absonderung von Schweiß. Über einen sogenannten Schweißkanal geben die Drüsen Schweiß an die Hautoberfläche ab. Dabei wird dem Schweiß Natrium entzogen, um den Natriumgehalt des Schweißes zu reduzieren. Das bedeutet, Natrium wird vom Körper rückresorbiert.

Die Fragen, die sich die Wissenschaftler nun stellten, waren folgende:

Kommen sich die Schweißdrüsen und die farbstoffeingefärbten Areale eines Tattoos  auf Grund ihrer räumlichen Nähe ins Gehege, was sich wiederum auf die Funktionalität der Schweißdrüsen auswirken könnte? Das heißt im Klartext: beeinflussen Tattoos den Schweißfluss und die Rückresorption von Natrium aus dem Schweiß?

Gibt es in diesem Zusammenhang Unterschiede zwischen großflächig tätowierten und nicht-tätowierten Menschen? Spielt das Alter des Tattoos gegebenfalls eine Rolle in diesem Kontext.

Interessante Gedanken – die Ergebnisse sind nicht minder interessant:

Die mittlere Schweißflussrate von tätowierten Menschen ist niedriger, als von nicht Tätowierten und zwar um circa die Hälfte. Auch wenn das Tattoo in die Jahre kommt, verringert sich dieser Effekt nicht. Der Natriumgehalt des Schweißes bei tätowierten Menschen war wesentlich höher, als der von untätowierten, und zwar im Durchschnitt um den Faktor 1,73. Auch über die Jahre erlangen die Schweißdrüsen nicht mehr ihre Fähigkeit zurück, Natrium rückzuresorbieren.

Fazit: Als Reaktion auf bestimmte Reize des Nervensystems (Reize des Sympathikus) produziert tätowierte Haut weniger Schweiß mit einem höheren Natriumgehalt. Dieses Phänomen verändert sich auch mit dem Alter des Tattoos nicht. Die genauen Mechnismen dahinter sind Gegenstand künftger Forschungsarbeiten.

 

 

Caroline Rauscher ist studierte Pharmazeutin mit Weiterbildung im Bereich Ernährung. Sie besitzt fundierte Kenntnisse im Bereich der Leistungsphysiologie. Ihre Kontakte zu weltweit führenden Forschern nutzt sie u.a. für eine optimale und individuelle Konzeption von Sportgetränken, für die Herstellung von Mikronährstoffen je nach Bedarf eines Sportlers sowie für die Ernährungsberatung von Profis und Amateuren. Sie betreut international erfolgreiche Winter- und Sommersportler. Darunter bekannte Namen wie Julia Gajer, Yvonne van Vlerken, Eva Wutti, Laura Philipp, Nils Frommhold, Florian Angert. Mehr Infos

 

Foto: Charlie Crowhurst/Getty Images for Ironman