Florian Teichmann ist 24 Jahre alt und studiert in Tübingen Philosophie. Unter dem Hashtag #aufdersuchenachdemflow bloggt er ab sofort über die Themen Philosophie – Triathlon – und seinen Weg zur IM70.3-Weltmeisterschaft nach Chattanooga.
2011 ist Florian Teichmann von der Leichtathletik zum Triathlon gewechselt. Triathlon fasziniert ihn, weil es ein vielseitig anspruchsvoller Sport ist, der einen immer wieder neu herausfordert.
Vor ein paar Tagen bin ich in der Früh aufgestanden und zum Leuchtturm bei Las Playitas „Faro de La Entallada“ gelaufen. Ohne Uhr, ohne Handy, ohne MP3-Player und ohne Programm für die Trainingseinheit. Das Schöne daran war, dass ich mich voll und ganz auf mich und die Welt um mich herum konzentrieren konnte. Jeden Schritt fühlen konnte – den Abdruck vom Asphalt, den Wind, der mich aufrichtet, meinen Atem und wie er Sauerstoff durch meinen Körper pumpt. Während des Laufens beobachtete ich die Insel um mich herum, die schwarze Erde, die kargen Hänge der Hügel, den blassen Mond am Himmel. Vor einem Haus spielten zwei kleine Hunde mit einem kaputten Fußball. Nach einiger Zeit erreichte ich den letzten Anstieg zur Küste hinauf. Oben am Leuchtturm angekommen, genoss ich einen Moment lang die Aussicht. Die Sonne war gerade aufgegangen und tauchte das Meer und die Küste in ein sattes Rot, der Wind peitschte die Wellen voran und ließ sie an den schwarzen Felsen zerbersten. Nach ein paar Minuten drehte ich mich um und begann zurückzulaufen. Als ich mich dem Gegenanstieg hoch zu dem Haus mit den Hunden näherte, wurden meine Schritte flüssiger, der Oberkörper fühlte sich locker an, der Atem floss gleichmäßig. Jetzt, dachte ich, bin ich ganz nah dran, am Flow.
Was ist eigentlich dieser Flow und wie findet man ihn?
Mihály Csíkszentmihályi beschrieb 1975 als Erster das Flow-Phänomen: „Meine Gedanken sind klar und fokussiert. Ich bin ganz im Hier und Jetzt, versunken in dem, was ich gerade tue. Ich fühle mich gut. Die Welt da draußen ist weit weg. Ich nehme mich und meine Sorgen kaum wahr.“
Anhand dieser und ähnlicher Aussagen von Personen verschiedenster Berufsgruppen in qualitativen Interviews untersuchte der Psychologe das Phänomen, dem er den Namen „Flow“ gab. Dabei stellte er fest, dass der Zustand nicht durch reinen Zufall erreicht wurde, sondern bestimmte Faktoren eintraten, die die Wahrscheinlichkeit eines Flow-Empfindens steigerten.
In den Zustand des Flow kommen wir nur bei Aufgaben von hoher Komplexität, welche unsere Fähigkeiten in höchstem Maße fordern. Dabei bewegen wir uns zwischen einem Zustand von Kontrolle und Erregung.
Wahrscheinlich habe ich deshalb bei meinem Lauf den Flow noch nicht gefunden. Der Wind hat es mir zwar schwer gemacht, aber wirklich aus der Komfortzone, hatte er mich nicht locken können.
Warum #aufdersuchenachdemflow?
Das Phänomen des Flows beschäftigt mich schon länger, nicht nur aus der Perspektive eines Triathleten, sondern auch aus der eines Philosophiestudenten. Wie erfahren wir die Welt? Was empfinden wir dabei und wie gehen wir mit diesen Informationen um? Diese Fragen spielen in vielen Lebenssituationen eine Rolle. In diesem Blog möchte ich über unterschiedlichste Bereiche schreiben, in denen ich auf der Suche nach dem Flow bin. Dabei nehme ich euch mit auf meine Reise zur Ironman 70.3 Weltmeisterschaft in Chattanooga. Mit zwölf Beiträgen über das Thema Flow versuche ich euch zu zeigen, warum Triathlon eine tolle Sportart ist, von der man viel lernen kann. Am wichtigsten ist mir dabei, dass Körpergefühl und Wohlbefinden mehr Wert sind als technik-gesteuertes Training.
Mehr zum Thema:
-http://www.ted.com/talks/mihaly_csikszentmihalyi_on_flow?language=de
Fotos: Corinna Storr