Magen-Darm-Beschwerden beim Sport

magen_darm_fotoliaMagen-Darm-Beschwerden während der sportlichen Belastung sind ein allgemein bekanntes Problem, leider! Dadurch verschlechtert sich nicht nur die Leistungsfähigkeit im Training oder Wettkampf drastisch, auch die anschließende Regeneration wird negativ beeinflusst.

 

Die Beschwerden – insbesondere (Kraft-)Ausdauersportler und Teilnehmer von (Ultra-)Marathons und Langdistanztriathlons sind davon betroffen – können unterschiedlich schwer ausfallen. Sie erstrecken sich von Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen bis hin zu blutigem Durchfall.

Die Ergebnisse verschiedener Studien zu dieser Thematik zeigen auf, dass in anstrengenden Ausdauerevents 30–50 Prozent der Teilnehmer davon betroffen sind. Eine andere Untersuchung mit Langdistanztriathleten, deren Wettkampf unter extremen Bedingungen stattfand, kam zu dem Ergebnis, dass bis zu 93 Prozent der Athleten an „irgendwelchen“ Magen-Darm-Problemen litten. Bei sehr guten Sportlern lag die Häufigkeit bei rund 70 Prozent. Die Zahlen sprechen für sich. Umso wichtiger ist es, die Gründe genauer unter die Lupe zu nehmen.

Wo liegen die möglichen Ursachen?
Diese Frage lässt sich leider nicht so leicht beantworten, denn die Gründe für diese Probleme sind nämlich so vielschichtig und unterschiedlich wie die Athleten selbst. Die Effekte der sportlichen Belastung auf die Funktionalität des Magen-Darm-Trakts sind inzwischen sehr gut untersucht worden. So führt die körperliche Anstrengung möglicherweise zu einer schlechteren Durchblutung des Verdauungssystems. Darüber hinaus kann die Barriere- und Aufnahmefunktion des Darms ebenfalls negativ beeinträchtigt werden. Letztendlich kann all dies das Auftreten von Schwindel, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall begünstigen. Möglicherweise wird durch die intensivere Belastung auch die Magenentleerung verschlechtert. Dieser Zustand ist vielen Athleten leider nur allzu gut bekannt: Der Oberbauch wird voll und dick! Nichts von dem, was man oben hineinschüttet oder isst, verlässt den Magen in Richtung Darm, sondern, wenn überhaupt, geht es in die andere Richtung. Dauert eine Belastung länger als zwei Stunden, ist es gut möglich, dass sich auch die Aufnahmefähigkeit des Körpers bezüglich Kohlenhydraten und Flüssigkeit verschlechtert, besonders dann, wenn der Athlet zu wenig getrunken hat. Der Dehydrierungsgrad beeinflusst nämlich die Durchblutung des Darms. Und gerade bei Hitzerennen ist das Problem eines zu hohen Dehydrierungsgrades häufig zu beobachten.

Ursache sportliche Belastung
Eine weitere Ursache für Magen-Darm-Beschwerden liegt auch auf dem Gebiet der Mechanik, also der Erschütterung beim Laufen oder der Aeroposition auf dem Zeitfahrrad. Wiederkehrende Stoßbewegungen beim Laufen können zur Schädigung der Darmschleimhaut führen, während beim Zeitfahren durch die Körperlage Probleme eher im Oberbauch auftreten. Eine Abhilfe kann man eigentlich nur durch das Training schaffen. Dies bedeutet, dass der Athlet durch eine gezielte Trainings- und Pacesteuerung herausfinden sollte, wann und bei welchen Intensitäten die Beschwerden auftreten. Dadurch ist es möglich, den Problemen rechtzeitig entgegenzusteuern. Eine Garantie für einen Erfolg gibt es leider jedoch nicht.

Ursache Ernährung
Viele Ausdauersportler gehen hinsichtlich ihrer Ernährungsstrategie häufig ziemlich planlos in einen Wettkampf. Nicht nur die Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme am Wettkampftag hat einen großen Einfluss auf mögliche Magen-Darm-Beschwerden und somit auch direkt auf die Leistung, auch die Versorgung an den Tagen davor spielt eine wichtige Rolle für den Erfolg oder Misserfolg. Gerade ballaststoffreiche und auch fette Nahrung am Vortag erhöht das Risiko für den Wettkampftag selbst. Das Gleiche gilt auch für das Frühstück – zu empfehlen sind leicht verdauliche Kohlenhydrate wie Weißbrot und Toast mit Honig oder Marmelade – und die Versorgung bis zum Rennbeginn.

Im Wettkampf selbst erhöhen Ballaststoffe, Fette, Eiweiß, Fruktose (vor allem als einziger Energielieferant), Isomaltulose und sehr konzentrierte Kohlenhydratgetränke das Risiko, Probleme mit dem Magen zu bekommen. So hat eine aktuelle Studie gezeigt, dass Isomaltulose zu schwerwiegenden gastrointestinalen Beschwerden führen kann, wenn sie als einziger Energielieferant während des Rennens eingesetzt wird. Hinsichtlich der Kohlenhydratzufuhr während des Wettkampfs zeigen weitere Studien keinen klaren Zusammenhang zwischen der zugeführten Menge und auftretenden Magen-Darm-Beschwerden auf. Man kann also nicht pauschal behaupten, dass das Risiko steigt, je mehr Kohlenhydrate zugeführt werden. Hierbei ist jedoch auch zu berücksichtigen, dass weniger die Kohlenhydrate die Probleme bereiten, sondern vielmehr deren Konzentration und um welchen Typ Zucker es sich handelt. Dabei spielen auch die Osmolalität und der Säuregehalt des Getränks eine wichtige Rolle. Und wenn der Athlet zu wenig trinkt und der Grad der Dehydrierung zu hoch wird, dann verschlechtern sich die Symptome noch zusätzlich.

Ernährung im Vorfeld
Was die meisten Athleten vergessen, ist der Einfluss der Basisernährung auf das Befinden während des Wettkampfs. Gerade bei Low-Carb-Diäten führt die reduzierte Zufuhr an Kohlenhydraten zu einer verminderten Aktivität und Anzahl von Kohlenhydrattransportern im Darm. Werden dann plötzlich im Wettkampf ungewohnte Mengen an Kohlenhydraten zugeführt, ist der Organismus daran überhaupt nicht angepasst und mit der Aufnahme heillos überfordert: Die Folge ist ein Durchfall. Da hilft auch die prophylaktische Gabe von Probiotika nichts, weil die Ursache ja jenseits deren Wirkspektrum liegt.

Und dann gibt es auch die Sportler, die im Training – selbst bei langen Einheiten – wenig beziehungsweise gar nichts trinken oder sonst irgendetwas an Nahrung zuführen. Studien zeigen jedoch, dass das Risiko für solche Sportler im Wettkampf doppelt so hoch ist, Verdauungsprobleme zu bekommen, als für diejenigen, die sich auch im Training gut und angepasst versorgen. Bei Letzteren hat sich der Magen-Darm-Trakt an die Versorgungssituation im Wettkampf bereits gewöhnt. Wie diese Anpassungen letztendlich im Detail genau aussehen, dafür bedarf es weiterer Forschungen. Fakt ist, dass eine Ernährungsstrategie die allgemeine Verträglichkeit und die „Laune“ des Magens erheblich verbessert. In diesem Zusammenhang sollte auch auf den optimalen Hydrierungszustand vor dem Wettkampf geachtet werden.

Arzneimittel im Wettkampf
Umfragen haben ergeben, dass viele Athleten vor und während eines Wettkampfes Schmerzmittel einnehmen, um Schmerzen zu lindern oder auch vorzubeugen. Das ist ein gefährliches und oft unsinniges Vorhaben, denn dadurch erhöht sich das Risiko von schwerwiegenden gastrointestinalen Problemen um das drei- bis vierfache. Von der Schmerzmitteleinnahme ist dringend abzuraten.

Zusammenfassung
Auch wenn die meisten Magen-Darm-Beschwerden kein ernsthaftes gesundheitliches Risiko darstellen, so sind sie doch sehr oft für den Abbruch eines Wettkampfs verantwortlich. Wenn man bedenkt, wie viel Mühe, Zeit und Geld ein Athlet gerade im Triathlon in seinen Sport investiert, dann sollte sich jeder bewusst sein, welchen Stellenwert eine optimale, gut durchgeplante und angepasste Ernährungsstrategie hat. Und diese setzt bereits in der Basisernährung an, geht über die Trainings- und Wettkampfversorgung und endet bei der optimalen Regeneration.

Leider vergessen viele nur zu gerne, dass die Ernährung ein Faktor ist, den man relativ einfach selbst beeinflussen kann.

Ergänzende Informationen zu den im Artikel aufgeführten Studien und zum Thema „Ernährung“ finden Sie hier.

Text: Caroline Rauscher / Nutritional Fine-Tuning
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