Ursachen für Muskelkrämpfe

Muskelkrämpfe_GranerKrämpfe können unterschiedliche Ursachen haben. Welche das sein könnten und wie man ihnen am besten entgegenwirkt, erklärt Caroline Rauscher.

 

Krämpfe, die durch Belastung während sportlicher Betätigung auftreten
(= belastungsinduzierte Krämpfe), sind ein (leider) sehr häufiges Phänomen. Obwohl das Problem sehr häufig auftritt, sind die Ursachen dafür alles andere als klar und werden sehr kontrovers diskutiert.

Als mögliche Gründe werden oft Elektrolytentleerung, Dehydrierung und veränderte neuromuskuläre Ansteuerungen genannt. In der gängigen Literatur findet man zum Beispiel auch den Begriff „Hitzekrämpfe“, obwohl es klar ist, dass belastungsinduzierte Krämpfe auch bei moderaten und kühlen Temperaturen auftreten können. Hitze ist eine mögliche Ursache für Krämpfe, aber sicher nicht die einzige.

Elektrolytverschiebung: Lange ging man davon aus, dass bei Belastung in schwüler Hitze vermehrt Krämpfe auftreten, weil es verstärkt zu Störungen des Elektrolythaushalts im Blutserum kommt, zu einer sogenannten Hypochlorämie, das heißt, zu einem reduzierten Chlorid-Serumspiegel. Studien haben jedoch gezeigt, dass es keine Unterschiede in der Elektrolytkonzentration des Serums gibt, wenn die Serumwerte von Athleten mit Krämpfen mit denen von „nicht krampfenden“ Athleten verglichen werden. (Drew N, MPhil Sports Medicine dissertation, University of Cape Town, 2006).

Dehydrierung: Keine Studie konnte zeigen, dass Athleten mit belastungsinduzierten Krämpfen stärker dehydriert waren, als solche, die keine Krämpfe hatten ((Drew N, MPhil Sports Medicine dissertation, University of Cape Town, 2006).

Veränderte neuromuskuläre Kontrolle: Man weiß, dass während muskulärer Belastung verschiedenen Faktoren zur Entwicklung von muskulärer Ermüdung führen können. Zum Beispiel heiße schwüle Außenbedingen, ansteigende Belastungsintensität, ansteigende Belastungsdauer, Entleerung von muskulären Energiespeichern.
Muskuläre Ermüdung führt zu einer veränderten neuromuskulären Kontrolle, was wiederum das Entstehen von belastungsinduzierten Krämpfen nach sich zieht. Im Moment ist dieser Ansatz die favorisierte Hypothese, warum belastungsinduzierte Krämpfe auftreten.

Salz hilft bei generalisierten* Muskelkrämpfen
Auf der anderen Seite haben viele Sportler schon gespürt, wenn sie bei Krämpfen Salz zu sich nehmen, die Probleme häufig besser werden. Derartige natriuminduzierte Krämpfe beschränken sich aber in der Regel nicht auf definierte Muskelgruppen, sondern treten eher generalisiert auf.

Bei akuten Fällen hilft Magnesium nicht sofort
Magnesium spielt im Zusammenhang mit Krämpfen ebenfalls eine wichtige Rolle. Ist ein Defizit an diesem Mineralstoff die Ursache für die Beschwerden während der Belastung, kann man mit einer akuten Gabe von Magnesium während der Belastung allerdings wenig bewirken. Magnesium kommt intrazellulär vor. Um den in der Zelle optimalen Magnesiumspiegel zu erzielen, dauert es eine Zeit, weil der Körper erst entsprechende Transportproteine bilden muss, um die Aufnahme zu ermöglichen. Das bedeutet eine Gabe im Wettkampf oder bei Belastungsproblemen ist nicht ratsam, sondern erhöht gegebenenfalls nur das Risiko von Durchfall während der Belastung.

Zusammenfassung
Muskuläre Überbelastung im Training, muskuläre Verletzungen, schlechte muskuläre Regeneration, all das sind Faktoren, die das Auftreten der beschriebenen Problematik begünstigen. Deshalb ist es umso wichtiger, sich als Athlet bereits im Training auf die entsprechenden Wettkampfbelastungen (Intensität, Pace) einzustellen und sich auch gut auf Hitzebedingungen vorzubereiten.

*Terminologie:
belastungsinduzierte Krämpfe betreffen belastete Muskelgruppen während einer körperlichen Belastung
generalisierte Krämpfe: treten nicht punktuell, also auf bestimmte Muskelgruppen lokalisiert auf, reagieren nicht auf Reduktion der Belastung, können auch in Ruhe auftreten.

Caroline Rauscher ist studierte Pharmazeutin mit Ernährungsweiterbildung. Sie besitzt fundierte Kenntnisse im Bereich der Leistungsphysiologie. Ihre Kontakte zu weltweit führenden Forschern nutzt sie u.a. für eine optimale und individuelle Konzeption von Sportgetränken, für die Herstellung von Mikronährstoffen je nach Bedarf eines Sportlers sowie für die Ernährungsberatung von Profis und Amateuren. Sie betreut international erfolgreiche Winter- und Sommersportler. Darunter bekannte Namen wie Julia Gajer, Yvonne van Vlerken, Andi Böcherer, Daniela Sämmler, Eva Wutti, Stefan Schmid und Paratriathlon-Weltmeister Thomas Frühwirth. Mehr Infos

Foto: Ralf Graner/ralfgraner.de