Im Winter ist bekanntlich die richtige Zeit, um sich dem Thema Schwimmtechnik und Wasserlage zu widmen. Aber wir geht man das Projekt „richtig schwimmen lernen“ am besten an?
Viele Triathleten fragen sich, wie sie Ihr Schwimmtraining im Winter angehen sollen. Immer mehr Triathleten kommen zu der Erkenntnis, dass sie sich besser an einen professionellen Schwimm- oder Triathlontrainer wenden, um entscheidende Tipps zur Verbesserung von Technik und Geschwindigkeit zu bekommen. Aber auf was müssen Sie achten, wenn Sie sich einen Trainer aussuchen? Braucht man wirklich einen Trainer oder reicht es aus, wenn man gemeinsam mit einem Trainingskollegen trainiert? Befragt man einfach einen guten Schwimmer oder Ex-Profi? Wendet man sich an einen reinen Schwimmtrainer oder doch besser an einen Triathlontrainer?
Um diese Fragen richtig zu beantworten, müssen Sie sich natürlich auch fragen, was genau Ihr Ziel ist. Wenn Sie einfach nur einen kleinen Trainingstipp benötigen, können Sie sich auch im Kreis Ihrer Trainingskollegen beraten. Wenn Sie aber professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen möchten, sollten Sie sich genauer über potentielle Schwimmtrainer informieren. Triathlon ist eine Boom-Sportart. Immer mehr Menschen werden Triathleten. Sei es, dass man aus einer Laune heraus einmal eine Kurzdistanz bestreitet, man Ironman werden möchte oder man bereits seit etlichen Jahren diesen Sport in allen Facetten betreibt. Fakt ist, die Zahl der Triathleten nimmt von Jahr zu Jahr stetig zu. Und mit der Anzahl der Triathleten vergrößert sich auch die Zahl der leistungssportlichen Institute, der Vereinstrainer und der freiberuflichen Trainer. Wer kann Ihnen wirklich weiterhelfen und auf was müssen Sie bei der Schwimmtrainersuche achten?
Trainer und Trainer-Qualifikation
Zu allererst sollten Sie nach einem echten Trainer Ausschau halten! Es ist nicht damit getan, dass jemand erfolgreicher Triathlet oder Schwimmer ist oder war und ein T-Shirt mit der Beschriftung „Trainer“ trägt. Sie benötigen keinen aktiven Sportler. Sie brauchen jemanden, der sich voll und ganz auf die Trainerarbeit konzentriert und dies zu seinem Beruf gemacht hat. Darüber hinaus ist es aber auch wichtig, dass Ihr Trainer früher selber aktiver Triathlet und Schwimmer war und über eine gewisse Erfahrung im Schwimm- und Triathlonsport verfügt. Auf den ersten Blick lässt sich nicht erkennen, wer ein wirklicher Trainer ist und wer sich einfach nur Trainer nennt. Zur Orientierung kann zumindest eine Trainer-Qualifikation helfen. Informieren Sie sich, ob Ihr Kandidat über eine Trainer-Qualifikation im Triathlon- oder Schwimmsport oder gar in beiden Bereichen verfügt. In Deutschland gibt es die Trainer-Lizenzen A, B und C. Mit der Trainer-C-Lizenz steigt man ein, die Trainer-B-Lizenz ist die zweithöchste Lizenzstufe und die Trainer-A-Lizenz ist die höchste Lizenzstufe im professionellen Leistungssport. Es muss nicht immer der A-Trainer sein, eine B-Trainer- oder C-Trainer-Lizenz zeigt genauso, dass sich der Trainer genauer mit der Materie befasst hat und ein theoretisches Grundwissen besitzt. Allerdings gilt auch, je höher die Trainer-Qualifikation ist, desto mehr können Sie davon ausgehen, dass es sich um einen Fachmann handelt, der den Trainerjob als festen Beruf ausübt.
Schwimmerfahrung
Lernen Sie von Spezialisten! Auch innerhalb des Triathlons ist Schwimmen eine eigene, ganz besondere Sportart. Sie befinden sich in einem fremden Element, wo andere physikalische Gesetze herrschen als an Land. Es ist schwieriger, seine Bewegungen wahrzunehmen und diese richtig zu erkennen. Deswegen ist es gerade im Schwimmen wichtig, dass Ihr Trainer auch aus dem Schwimmsport kommt. Bringen Sie in Erfahrung, ob er früher selber in einem Schwimmverein geschwommen ist und auch an reinen Schwimmwettkämpfen teilgenommen hat. Im besten Falle hat Ihr Trainer auch Erfahrungen als Trainer im Schwimmsport gesammelt. Bei Ihrem Trainer muss es sich nicht um einen Topschwimmer handeln. Ihr Trainer muss aber zumindest über genügend Bewegungserfahrung und -gefühl im Wasser verfügen. Er muss wissen, wie sich Schwimmen richtig anfühlt und er muss dazu in der Lage sein, diverse Bewegungen zu demonstrieren. Es ist wichtig, dass er Bewegungen im Wasser spüren und steuern kann. Hier gilt stets das Motto, was man selber nicht kann, kann man auch nur schwer vermitteln. Außerdem sollte Ihr Trainer Trainingslasten richtig einschätzen können. Er muss wissen, was für ein Aufwand notwendig ist, um bestimmte Bewegungen neu zu erlernen und zu automatisieren und wie man gesteckte Zeitziele realisieren kann. Einfach gesagt, überprüfen Sie, ob Ihr Trainer über ausreichend Schwimmerfahrung im und außerhalb des Beckens verfügt.
Triathlonerfahrung
Sie müssen sich zwar einen Schwimmspezialisten suchen, achten Sie aber darauf, dass er sein Fachwissen auch in den Triathlonsport umsetzen kann. Im Triathlon müssen eigene Gesetze beachtet werden: Freiwasser, Wassertemperatur, Orientierung, Massenstart, Neoprenschwimmen, Wechsel mit anschließenden Belastungen beim Radfahren und Laufen. Überprüfen Sie, ob Ihr Trainer selber Erfahrungen im Triathlon gesammelt hat. Im optimalen Fall ist Ihr Schwimmtrainer selber aktiver Triathlet gewesen. Es ist wichtig, dass Ihr Schwimmtrainer sich im Triathlon und mit dessen Gesetzmäßigkeiten auskennt. Er sollte auch in der Lage sein, die Trainingsbelastungen im Schwimmen in Ihr gesamtes Triathlontraining einzubinden beziehungsweise die anderen Trainingslasten (Rad, Laufen, Kraft, Athletik) richtig bewerten können. Schauen Sie auf die Vita des Trainers. Arbeitet er bereits mit anderen Triathleten zusammen oder besitzt er bereits einen guten Ruf in der Szene? Sie sollten eine klare Verbindung zwischen Schwimmspezialist und Triathlon erkennen können.
Zusammenspiel von Trainer und Sportler
Die Chemie muss passen. Das Verhältnis zwischen Trainer und Sportler ist ein sehr persönliches. Wenn menschlich etwas nicht stimmt, der Trainer gar unsympathisch auf Sie wirkt oder Sie schlicht ein schlechtes Bauchgefühl haben, sollten Sie sich trotz bester Referenzen besser einen anderen Trainer suchen. Rufen oder sprechen Sie den Trainer an und führen ein erstes Vorgespräch. Dies kann auch sehr kurz und in der Sache unspezifisch sein. Vertrauen Sie Ihrem gesunden Menschenverstand und bilden Sie sich ein Urteil, ob Sie mit diesem Trainer zusammenarbeiten möchten. Ob ein bestimmter Trainer zu Ihnen als Sportler passt, kann nicht anhand der Referenzen herausgefunden werden. Hier können und müssen allein Sie entscheiden. Selbst wenn der Trainer einen guten Ruf besitzt, er bereits etliche Erfolge vorweisen kann und diverse Trainingskollegen positive Ergebnisse mit ihm erzielt haben, heißt dies noch lange nicht, dass es bei Ihnen auch funktioniert. Das Zusammenspiel von Trainer und Sportler wird oftmals unterschätzt und viel zu wenig berücksichtigt. Vertrauen Sie in dieser Frage vor allem sich selbst! Hierbei kann man Ihnen nur bedingt helfen.
Fazit
Suchen Sie sich einen Trainer, der über eine Grundqualifikation im Schwimmen verfügt und sich gerne in Netzwerken mit anderen Spezialisten umgibt. Der Trainer sollte auf Schwimmen spezialisiert, im besten Falle früher selber geschwommen sein und Erfahrungen im Triathlon besitzen. Zu guter Letzt sollten Sie darauf achten, dass die Chemie zwischen Ihnen und Ihrem Trainer stimmt.
Text: Erik Felsner | ef-sports.de
Fotos: Ralf Graner | ralfgraner.de, Armin Schirmaier, privat
Erik Felsner kommt aus dem Schwimmleistungssport und ist seit 2008 im Besitz der Trainer-A-Lizenz im Schwimmen, der höchsten Ausbildungsstufe als Trainer im Deutschen Schwimmverband. Seit 2008 arbeitet Erik Felsner unter dem Namen „ef-sports“ als freiberuflicher Schwimmtrainer mit dem Schwerpunkt Triathlon.