Im Rahmen des Themenschwerpunktes „Trainingsanalytik“ stellen wir zum Abschluss noch drei weitere Messverfahren zur Analyse der Atemgase, der Schweißflussrate und des Glucoseverbrauchs vor.
SPIROERGOMETRIE
Bei einer Spiroergometrie werden neben dem Atemminutenvolumen unter Belastung Hinweise zur Sauerstoffaufnahme, zur Abatmung von Kohlendioxid und damit verbundene Berechnungsparameter bestimmt. Mithilfe der erhobenen Werte lassen sich weitere Parameter berechnen, die für die Beurteilung der funktionalen Zusammenhänge der Lunge, des Herzens und des Muskelstoffwechsels wichtig sind. Wie bei der Bestimmung der anaeroben Schwelle und der Laktattoleranz existieren auch auf dem Gebiet der Spiroergometrie unterschiedliche Verfahren, die verschiedenen Einflussgrößen unterliegen. So hat beispielsweise die Ernährung vor dem Test einen sehr großen Einfluss auf die Zusammensetzung der Atemgase! Je nach Anteil der Nahrungszufuhr an Fetten, Eiweißen und Kohlenhydraten kann sich das Verhältnis von aufgenommenem Sauerstoff zu abgeatmetem Kohlendioxid stark unterscheiden. Die Zielsetzung in der Spiroergometrie ist die Ermittlung von zwei Schwellen. Die sogenannten „ventilatorischen Schwellen 1 und 2“ geben Veränderungen im Stoffwechsel wieder. Neben diesen Schwellen wird in einer Spiroergometrie immer auch die maximale Sauerstoffaufnahme bestimmt. Diese zeigt auf, wie viel Sauerstoff Ihr Körper maximal aufnehmen kann, was bei geringen Werten einer Limitierung der aeroben Kapazitäten Ihres Körpers gleichkommt.
Im Gegensatz zur Spiroergometrie handelt es sich bei der beim Hausarzt durchgeführten (üblichen) Spirometrie „lediglich“ um einen Lungenfunktionstest, in dessen Rahmen das Spirometer die aus- und eingeatmete Luftmenge und -geschwindigkeit aufzeichnet. Sie gibt einen ersten Aufschluss bei Verdacht auf Erkrankungen der Lunge und des Herzens sowie der Atemwege und -muskulatur.
SCHWEISSFLUSSRATE
Die Fähigkeit der Menschen, die durch starke körperliche Aktivität erhöhte Körperkerntemperatur durch die Produktion von Schweiß und die damit verbundene Verdunstungskühle zu regulieren, stellt eine evolutionäre Meisterleistung der Natur dar. Rund 700 ekkrine Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter Haut ermöglichen eine effiziente Kühlung. Letztere wird durch die Verdunstung des auf die Hautoberfläche „gebrachten“ Schweißes sichergestellt, sodass sich unsere Körperkerntemperatur weitestgehend in einem Idealbereich von 36,5–37,5 Grad Celsius bewegt. Unter ausdauernder körperlicher Belastung und insbesondere bei schwül-heißen Umgebungsvariablen erhöhen sich der Schweißfluss und somit auch die ausgeschiedenen Elektrolyte, wobei Natrium (Salz) den absolut größten Anteil innehat, um ein Vielfaches. Dies bedeutet, dass wir den durch Schwitzen entstandenen Flüssigkeitsverlust wieder ausgleichen müssen, und zwar inklusive Natrium und weiterer Elektrolyte.
Das Spektrum der bisher gemessenen Salzkonzentration im Schweiß von Sportlern erstreckt sich von 200–2.300 Milligramm pro Liter Schweiß. Vor dem Hintergrund, dass herkömmliche Sportgetränke einen Wert von 400–600 Milligramm Natrium pro Liter Flüssigkeit aufweisen, kann es im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit eine entscheidende Rolle spielen, ob ein Athlet im Training und Wettkampf den Salzverlust mit der für ihn richtigen Menge auffüllt. Aufschluss darüber geben diverse Methoden zur Bestimmung der Salzkonzentration und Schweißflussrate. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Zusammensetzung des Schweißes zu über 90 Prozent genetisch festgelegt ist und somit nicht durch besondere Ernährungsgewohnheiten oder den Trainingszustand beeinflussbar ist. Den Natriumverlust kann der Sportler über die in der Sporternährung gebundenen Elektrolyte oder durch eine gleichmäßige beziehungsweise auf den Streckenverlauf ausgerichtete Einnahme von geschmacksneutralen Salztabletten supplementieren.
Anmerkung: Einige Sportler schränken den Kühlungseffekt durch großflächige Tattoos ein. Im Areal des gestochenen Körperschmucks verlieren die (vorsätzlich) beschädigten Schweißdrüsen ihre Effektivität um bis zu 53 Prozent.
GLUCOSESPIEGEL
Seit wenigen Jahren trifft man immer mehr Profis und hoch ambitionierte Leistungssportler mit einem auf der seitlichen äußeren Rückseite des Oberarms befestigten kreisrunden „Aufkleber“ mit integriertem Sensor an, der mittels eines Applikators mit der sich direkt unter der Haut befindlichen Flüssigkeitsschicht verbunden ist. Der Sender überträgt fortlaufend die gemessenen Glucose-Daten an eine spezielle App, die den Energielevel in Echtzeit darstellt und individuelle Empfehlungen gibt, ein Energiedefizit auszugleichen beziehungsweise es erst gar nicht so weit kommen zu lassen.
Neben den bislang dargestellten Zahlen, Daten und Fakten zur Physiologie eines Triathleten und zur damit einhergehenden Leistungsfähigkeit werden bei der detaillierten Analyse und Planung des Trainings in den Einzeldisziplinen noch weitere Parameter hinzugezogen, wie zum Beispiel die Frequenz beim Armzug und Beinschlag im Schwimmen, die Trittfrequenz und Wattwerte beim Radfahren sowie Bodenkontaktzeit, Schrittfrequenz, Krafteinsatz und Flugphase beim Laufen. Um den Rahmen dieser Ausgabe nicht zu sprengen, gehen wir in der tritime-Sommerausgabe im Rahmen der „Last Minute Skills“ auf diese Themen näher ein.
LAST, BUT NOT LEAST
Ob überhaupt und welche der vorgestellten Verfahren zur Analyse Ihrer Physiologie und Leistungsfähigkeit für Sie in Betracht kommen, hängt neben Ihrer Bereitschaft, die damit verbunden Kosten zu tragen, auch davon ab, welche Zielsetzungen Sie mit der Ausübung des Triathlonsports grundsätzlich verfolgen. Bedenken Sie bitte, dass Sie wie bei der Wahl des einzusetzenden Equipments auch auf dem Gebiet der Leistungsdiagnostik nicht von 0 auf 100 durchstarten müssen. Informieren Sie sich deshalb ausführlich über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden und Parameter, auch unter Berücksichtigung Ihrer ausdauersportlichen und triathletischen Erfahrungen sowie Ihrer Saisonplanung inklusive der geplanten Distanzen. Hinterfragen Sie – idealerweise mit Ihrem Vertrauensarzt und/oder ausgebildeten Trainer – die Notwendigkeit für Ihren ganz persönlichen Zweck. Eine diagnostische Untersuchung sollten Sie auf gar keinen Fall aufschieben: Ihren jährlichen sportmedizinischen Check-up.
Text: Klaus Arendt