Immer häufiger fällt beim Thema Trainingslagerdestinationen die Stadt Girona. Bekannt auch dadurch, dass Jan Frodeno hier zuhause ist. Wir haben uns am Wohnort des zweifachen Ironman-Weltmeisters, im Radsportparadies Girona, umgesehen.
Vielleicht hat der ein oder andere schon über das spanische Städtchen gelesen – Girona – spätestens jedoch seit Bekanntwerden von Frodo‘s Wohnsitz hat dieses katalanische Städtchen an Bekanntheit in Triathlonkreisen enorm gewonnen. Aber nicht nur Frodo wohnt hier, sondern rund 150 Profis – zumeist Radsportler wie beispielsweise das Team Bora Hansgrohe um Marcel Kittel – haben sich hier und in der Umgebung niedergelassen. Viele wohnen anonym, daher gibt es keine offiziellen Zahlen.
Viele Profisportler schätzen das Radsportparadies Girona
Im Frühjahr waren zudem auch die Trainingsgruppe von Coach Philipp Seipp mit Sebastian Kienle, Laura Philipp und Florian Angert zu Trainingszwecken in der Region unterwegs. Wir haben es uns deshalb nicht nehmen lassen, eine Radwoche vor Ort zu verbringen und dabei nachgeforscht, warum dieses Städtchen solch eine Anziehungskraft auf Radsportler und Triathleten hat.
Ein paar Infos zu Girona selbst
Girona, eine 100.000 Einwohnern große, im Nordosten Kataloniens gelegene Stadt bietet neben den grandiosen Radsportmöglichkeiten auch eine historische, landschaftliche und kulinarische Vielfalt. Ein Bummel durch die Altstadt lohnt sich in jedem Fall. Es empfiehlt sich eine Besichtigung allerdings eher ohne Fahrrad, da doch einige Touristen unterwegs sein können. Es gibt viele verschiedenen Restaurants und Bars, wobei ein paar davon besonders erwähnenswert sind.
Girona beherbergt nicht nur eines der besten Restaurants der Welt (El Cellar da Can Roca), sondern auch fast schon unter Radsportlern berühmte Cafés wie das La Fabrica, das Espresso Mafia, das Coffee & Greens oder das Rocacorba Cafe, das sich in unmittelbarer Nähe zu einem der wohl stylischsten Radsportshops der Welt befindet – „The Service Course“. Nicht allzu weit davon entfernt gibt es das nicht weniger bekannte „Bikebreaks“. Hier kann man nicht nur sehr hochwertige Rennräder mieten, sondern hinter dem Shopkonzept steckt auch eine ganz spezielle Geschäftsidee, auf die wir später noch eingehen.
Tactic – Schmiede für individuelle Radbekleidung
Am äußeren Stadtrand von Girona gelegen, befindet sich die Firma Tactic Sport, die auf die Fertigung von professioneller Sportbekleidung spezialisiert ist. Auch die tritime women Rad- und Triathlonbekleidung wird hier produziert. Wir haben die Firma zusammen mit Uli Mutscheller von Ruhepuls40, der den Vertrieb in Deutschland organisiert, besichtigt und eine eindrückliche Besichtigung erhalten. Auch einen Lunch-Socialride mit dem Team stand auf dem Programm und gut verpflegt wurden wir zudem noch.
Neben ein paar wirklich eindrücklichen Rennradtouren haben ein paar Mädels der tritime women Community zudem erfolgreich am SwimRun Costa Brava teilgenommen – doch zu all dem später mehr.
Anreise nach Girona und Infrastruktur
Girona hat einen eigenen kleinen Flughafen, der von Ryanair angeflogen wird. Von Memmingen und Karlsruhe gibt es beispielsweise Direktflüge. Eine weitere Möglichkeit ist, nach Barcelona zu fliegen und dann mit der Bahn oder dem Mietauto nach Girona weiterzufahren. Barcelona ist rund 100 Kilometer von Girona entfernt, sodass auch hier ein Transfer nicht allzu lange dauert.
Da es vor Ort wirklich sehr gute Rennräder zu leihen gibt, war für uns die Entscheidung klar, ohne das eigene Rad anzureisen. Der Flughafen von Girona befindet sich circa 15 Kilometer außerhalb der Stadt. Es gibt die Möglichkeit, günstige Mietwagen zu buchen oder im Vorfeld einen günstige Shuttleservices zu reservieren. Wer nicht direkt in der City untergebracht ist, dem empfehlen wir unbedingt einen Mietwagen, um unter anderem Einkäufe gut erledigen zu können oder um flexibel in die Stadt zu gelangen.
Aufgefallen ist uns die überdurchschnittliche Freundlichkeit, die uns überall begegnet ist. Sei es beim Abholen des Mietwagens, bei der Kommunikation mit dem Vermieter unseres Ferienhauses, im Restaurant, in den Shops, ect. Auch sprachlich gab es wenig Probleme. Mit englisch kommt man in Girona weit.
Parkplätze und Parkhäuser gibt es in Girona zwar einige, jedoch empfehlen wir ausdrücklich einen Kleinwagen, da alles recht eng gebaut ist. In der Hochsaison oder bei Veranstaltungen in der City kann die Parkplatzsuche schnell zum Abenteuer werden, aber mit ein bisschen Geduld und einer etwas längeren Strecke zu Fuß, lässt sich auch dieses Problemchen lösen.
Ein gutes Rennrad zu leihen, ist kein Problem
Wir haben unsere Räder bei Bikebreaks im Voraus gemietet. Die Kosten belaufen sich für ein günstiges Rad (Cannondale Synapse 105) auf 145 Euro pro Woche, für eine Highend-Maschine (Cannondale System Six DI2 Disc muss man rund 240 Euro berappen.
Die Preise sind unserer Meinung nach völlig in Ordnung, da die Räder in einem top Zustand sind und auch von wahren Radsport-Enthusiasten gewartet werden. Bei der Abholung werden Pedale und, wenn gewünscht, auch der eigene Sattel montiert und das Rad auf die Wunschmasse eingestellt. Alles läuft völlig problemlos und sehr freundlich ab.
Das Geschäftsmodell von Bikebreaks
Das Bikebreaks ist ein fester Bestandteil der Radsportszene in Girona. Der Gründer ist Dave Welch. Er eröffnete den Shop 2008 mit seiner Frau Saskia. Dave fuhr früher als Profi und hat dadurch immer noch sehr gute Beziehungen zu vielen Profis und deren Teams. Dadurch hat sich neuerdings ein einzigartiges Geschäftsmodell entwickelt, das seit einigen Monaten im Aufbau ist.
Dave hat uns das wie folgt erklärt: Pro-Team-Rider bekommen häufig einen riesigen Haufen Equipment zur Verfügung gestellt. Oftmals ist die Ausstattung nur für eine Etappe oder eine kurze Rundfahrt in mehrfacher Ausführung gefertigt.
Falls der Kapitän zum Beispiel in Gelb fährt, stehen Radhelmen im Truck bereit, die das Team nur in diesem Fall tragen wird. Unikate sozusagen. Sehr oft werden diese Teile nie benutzt und landen nun immer öfter bei Dave im Laden.
Sprich, man kann hier fast keine Trikots von der Stange erwerben, sondern originales Teamequipment, was es so nur exklusiv bei Bikebreaks gibt – von der Socke bis zum Helm gibt es alles zu kaufen – und all das zu einem Preis, der deutlich unter dem Wert der Sachen liegt. Ein gelber POC-Helm der Tour de France 2018 zum Beispiel kostet normal weit über 200 Euro. Bei Dave gibt‘s diesen für 120 Euro – gefertigt wurden davon nur 20 Stück.
Voller Stolz zeigte uns Dave auch im Büro seine Sammlung an Leadertrikots berühmter Rundfahrten der Vergangenheit – alle eingerahmt und nicht selten vierstellige Beträge wert. Der Onlineshop ist im Aufbau und wird sicher für den ein oder anderen interessant werden. Bikebreaks bietet zudem die komplette Organisation von Radwochen mit Unterkunft und Shuttle-Service an sowie einmal in der Woche einen Social Ride in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Rad-Guides für verschiedenste Leistungsklassen an.
Zu Gast bei Tactic Sport
Die Firma liegt wie bereits erwähnt am Stadtrand Gironas und fertigt Rad-, Triathlon- und Laufbekleidung sowie individuelle Teambekleidung bereits ab geringen Losgrößen. Wir durften die neue gläserne Produktion besuchen und haben eine sehr eindrückliche Führung von Marc, dem Exportchef, erhalten.
Schon beim Betreten der Firma wird klar – hier arbeitet nur, wer mit dem Radsport eine Leidenschaft verbindet.
Ein riesiger Design-Radständer, der auch fast durchgehend mit Fahrrädern bestückt ist, ziert den Eingangsbereich. Alles ist offen und modern gestaltet. Duschen und Umkleiden sowie eine „Espresso-Ape“ sind vorhanden. Die hauseigene Kollektion wird in einem Showroom präsentiert. Tactic hat sich vorwiegend auf individuelles Design spezialisiert.
Man kann zum Beispiel einen Designentwurf per Email schicken und die eigenen Designer erarbeiten aus dem Entwurf das fertige Trikot in allen gewünschten Größen. Die große Herausforderung ist jedoch, nicht nur das Design, sondern auch die Fertigung an sich, da die Bekleidung komplett funktional ist und ein Trikot aus verschiedenen Stoffen mit speziellen Stretch-Eigenschaften besteht.
Diese Stoffe qualitativ hochwertig mittels Sublimationsverfahren zu bedrucken und in Perfektion nahezu nahtfrei zu vereinen und dabei die Passform zu garantieren – das ist, was Tactic verspricht und hält. Zudem bietet Tactic ein sehr faires Preis-Leistungsverhältnis. Gefertigt werden schon kleinste Bestellmengen, bereits ab drei Stück geht es los.
Impressionen zu unserem Besuch bei Tactic Sport
Fotos: Uli Mutscheller
Radsportparadies Girona – Places to go
La Fabrica – das wohl berühmteste Cafe in Girona – entstanden in einer alten Fabrikhalle, cool designed und nur etwas abseits der Mainstream-Route. Hier trifft sich alles, was Radsport verbindet – am liebsten am Nachmittag nach einer ausgedehnten Tour. Serviert wird unter anderem feinster Kaffee, den man bei entspanntem Ambiente in einem Altstadtwinkel, oft musikalisch begleitet von einem Straßenmusiker, genießen und dabei gerne mit Gleichgesinnten fachsimpeln kann. Ebenso einen Besuch wert, das Rocacorba Cafe mit seiner wunderschönen Hinterhof-Terrasse, das direkt mit einem Besuch des Service Course Bikeshops, schräg gegenüber, verbunden werden kann. The Service Course ist ein Bike-Design-Store der qualitativ sehr hochwertig ist und sich auch so präsentiert. Er wurde deshalb auch zu einem der schönsten Bikeläden weltweit gekürt. Das Portfolio ist klein, aber wirklich fein. Es lohnt sich definitiv.
Günstig Kaffee trinken
Cappucchino kostet im übrigen fast überall unter zwei Euro, die Preise für gutes Abendessen liegen ungefähr auf deutschem Niveau. Ansonsten bietet Gironas mittelalterliche Altstadt wirklich schöne Winkel und Stores, die zum Verweilen und Bummeln nach einer schönen Tour einladen. Das unserer Meinung nach beste Eis gibt es übrigens im La Bombonera, das sich direkt am großen Placa de la Independencia befindet – aber Vorsicht: Suchtgefahr.
Griona – Dorado für Radfahrer?
Nun zur eigentlichen Frage unseres Besuchs: Radfahren in Girona – Ja oder Nein? Definitiv, JA! Am Flughafen formten sich meine Mundwinkel beim Blick in die Landschaft eher nach unten, denn man sieht alles andere als Berge. Für mich als Bergliebhaber war dieser Anblick erstmal enttäuschend und ich stellte mich mental schon auf stundenlanges Flachfahren ein. Bei der Fahrt nach Girona konnte man sanfte Hügel erahnen und in der Ferne sah man auch etwas größere Hügel, die man schon Berge nennen konnte. Bei der ersten Tour wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Es ging direkt auf den Hausberg Els Angels und ich muss sagen, da haben sie schon ein nettes Häufchen Erde für ein Sträßchen ausgesucht. Kaum ist man weg von der Hauptstraße, findet man eine Idylle, die beinahe als verkehrstot statt verkehrsarm bezeichnet werden kann. Eine top Straße mit zig Kurven führt hoch zu einem alten Kloster und auf der Rückseite in gleicher Form wieder runter – nicht steil, aber geil – insgesamt 16 Kilometer pure Freude. Im Hinterland ging es sehr schön weiter – typische spanische Landschaft mit vielen schönen Fincas, Weinanbaugebieten und überraschend guten Straßen. Steile Berge gibt es bei Girona kaum, dafür einige längere Anstiege, die nie oder selten mehr als sieben Prozent aufweisen. Und all das mit so wenig Verkehr, dass es einem fast schon komisch vorkommt. Ich habe zum Beispiel an einem Tag ein Bergtraining absolviert und bin dabei immer einen Berg hoch und runter in verschiedenen Varianten gefahren, dabei sind mir sage und schreibe drei Autos begegnet. In vier Stunden. Das war ein Genuss!
Eine der schönsten Küstenstraßen
Ein Highlight ist die Tour an die Costa Brava. Am besten nimmt man sich einen Guide oder kennt die „richtige“ Route abseits der Hauptstraßen.
Es gibt hier so viele kleine Sträßchen, die einen wirklich die Landschaft genießen lassen – kein Verkehr, kein Lärm, kein Stress. Angekommen in Tossa del Mar beginnt eine Küstenstraße, die man einmal gefahren sein muss – gefühlt tausend Kurven, ständig hoch und runter aber nicht steil, ständig an den Klippen mit Blick aufs Meer. Der Hammer!
Will man „richtige“ Berge fahren, muß man sich von Girona aus Richtung Norden halten, wo zum Beispiel der berühmte Rocacorba wartet. Wir sind ihn zwar nicht gefahren, aber das Profil verspricht doch etwas Arbeit bis man oben ankommt und die Jungs von Tactic haben das bestätigt. Wer es richtig bergig mag – Andorra ist 2,5 Autostunden entfernt dort warten hochalpine Anstiege und Andorra ist genau deshalb nicht nur wegen den Steuern ebenfalls Wohnort vieler Profis.
Von allem etwas
Aber warum ist Girona die Wahl vieler Pros und warum übt es solch eine enorme Anziehungskraft für Radsportler aus? Wir können es nur vermuten: Es gibt viele Orte, die toll zum Radfahren sind, es gibt viele Orte, die schön sind, viele Orte mit tollen Lokalitäten. Vielleicht ist es, weil Girona nicht Mallorca ist? Hier gibt es von allem etwas und hierher kommt man nicht, um zu protzen und um zu zeigen, wie toll man ist. Hier sieht man keine Wichtigtuer mit teuerstem Equipment auf den Straßen, keine Ignoranten, die nicht grüßen können, keine Showradler. Girona steht für Understatement. Hier ist das Fahren mit Finishertrikot ein No-Go, das Ausgehen am Abend mit einem solchen Shirt schon fast lächerlich. Man findet hier eher das lockere Klientel, das sich nicht zu wichtig nimmt. Hier kann aber auch jeder mal testen, wie gut er im Vergleich zu den Pros wirklich ist. Wer auf Strava ist, findet hier z.B. das Segment hoch nach Els Angels (wo im Übrigen im Juni im Rahmen des Girona Bikefestivals immer ein Bergzeitfahren stattfindet). Die Top Ten besteht ausschließlich aus Pro-Ridern. Wer es wirklich wissen will, ein direkter Vergleich mit der Elite ist möglich – und das natürlich nicht nur am Els Angels.
Und noch eine Ergänzung zum Schluß: Auch für Triathleten bietet Girona ein perfektes Trainingsrevier. Laufmöglichkeiten gibt es viele und wer gerne im Gelände läuft, findet hinter der Kathedrale in den Trails von Els Angels abwechslungsreiche Wege. Ebenso kann man in einem 50-Meter-Outdoorpool in der City schwimmen gehen. Als Schlechtwetteralternative empfehlen wir das O2 Centro Wellness, in dem man für 18 Euro eine Tageslizenz erwerben und top Fitnessgeräte und eine 25-Meter-Indoorpool nutzen kann.
Text: Holger Schmidt
Fotos: Meike Maurer und Holger Schmidt
SwimRun Costa Brava
Schwimmen und Laufen an der wilden Küste Spaniens, unser besonderes Highlight einer besonderen Sportwoche in Girona. Wochenlange Wettkampfvorbereitung? Pustekuchen. Einfach mal machen, ausprobieren und Spaß haben. So lautete unser Motto bei der Überlegung kurzentschlossen am SwimRun Costa Brava teilzunehmen. Okay, zugegeben, wir haben bereits bei der Girona Planung mit dem Gedanken geliebäugelt, vor Ort den SwimRun mitzumachen.
Definitiv entschieden haben wir uns allerdings erst vor Ort. Nachdem die Wetterprognosen anfangs der Woche recht kalt und stürmisch waren, an der Küste meterhohe Wellen die Schwimmstrecke zu einem Naturschauspiel, aber definitiv nicht zu einer Wettkampfstätte machten und der wolkenbehangene Himmel nicht gerade Lust auf 15 Grad kaltes Wasser machten, ließen wir unsere Wettkampfambitionen ruhen und vertagten die Entscheidung. Tag für Tag. Schwupps war es Donnerstag – kurzes Beratschlagen im Team und wir machten Nägeln mit Köpfen – unter Vorbehalt – denn noch war gar nicht sicher, ob wir so spontan überhaupt noch einen Startplatz bekommen würden. Zurück von der Königsetappe auf dem Rad hieß es, schnell zur Anmeldung düsen und anmelden. Neo organisieren. Klappte alles – vielen Dank an dieser Stelle noch mal an Stefan Sporen von Head, der unseren Start überhaupt noch möglich machte. Er stellte uns den Prototypen des SwimRun-Neopreanzugs „SR myBoost Pro“ zum Testen zur Verfügung, sodass wir drei sehr gut ausgestattet waren.
Samstag – Raceday. Julia stellte sich der sportlichen Herausforderung im Single Start, das bereits erprobte Duo Meike und Rabea gingen gemeinsam an den Start. Die Streckenwahl fiel dieses Jahr auf die kurze Distanz. Erstmal reinschnuppern und erkunden, was die wilde Küste Spaniens zu bieten hat. Die kurze Strecke das bedeutete, 10.650 Meter laufen und 2.360 Meter aufgeteilt in zehn unterschiedliche lange Abschnitte schwimmen. Bis wenige Minuten vor dem Start war nicht klar, ob wir überhaupt „unter Wertung“ starten könnten – uns fehlten Schwimmkappen und der Zeitmesschip. Spanische Gemütlichkeit. Von Hektik keine Spur. Geduld haben, wird schon klappen. Und so war es dann auch.
Augen auf und die Natur genießen
Es fiel der Startschuss für einen der landschaftlich schönsten Wettkämpfe, den ich bislang gemacht habe. Und alles war gut. Nicht nur, dass die Sonne uns entgegenstrahlte und das Wasser noch türkisklarer scheinen ließ, auch der Wind war weg und das Meer ruhig. Die Strecke führte entlang der Küste durch zerklüftete Felsmassive, treppauf – treppab, kurze Sandpassagen, durch Felsen, die aus dem Wasser ragten, in kleine Calas (Buchten), die zum Teil nur vom Wasser erreichbar waren, wieder an Land, über Promenaden mit flanierenden Spaniern, durch Felsentunnel hindurch, die Steilküste hinunter, schwimmend zur Mole, über die anschließend gelaufen wurde, über Felsen kletternd wieder in und aus dem Wasser.
Die Streckenführung war so abwechslungsreich und kurzweilig, dass man zwischendurch ganz vergaß, in einem Wettkampf zu sein. Diese noch junge, aufstrebende Sportart ist definitiv mehr als einfach Schwimmen und Laufen im steten Wechsel. Sie ist ein Naturerlebnis in den verschiedenen Elementen mit allen Sinnen. Man vergisst sogar, dass man schwere Beine von der Königsetappe auf dem Rad am Vortag hat. Durch die häufigen Wechsel hat man immer wieder kleine Erholungsphasen für Arme und Beine, und so gelingt es, sich immer wieder auf den neuen Abschnitt einzustellen und diesen an Land oder im Wasser zu bewältigen.
Der SwimRun Costa Brava ist ein Rennen mit sehr familiärem Charakter. Die Stimmung ist sowohl vor, wie auch während und nach dem Wettkampf sehr entspannt und schön. Es gibt kein unnötiges Gerangel auf der Strecke. Natürlich trug die Costa Brava selbst mit ihren wunderschönen landschaftlichen Szenerie einen Großteil zu unserem ganz besonderen Highlight unserer Trainingswoche in Girona bei. Und eines ist sicher – wir kommen wieder. Denn es gibt nun ein neues Rennen auf meiner „to do Liste“ – den „SwimRun Costa Brava Long Distance“. Vorher wird es aber noch eine andere Challenge in diesem tollen Sport geben. Ihr dürft gespannt sein. Vom SwimRun Virus infiziert sind wir definitiv.
Ein paar Sätze zu unseren SwimRun-Neoprenanzügen
Die Herausforderung an die Neoprenanzüge beim SwimRun sind, dass der Neo einerseits beim Schwimmen einen optimalen Auftrieb und Kälteschutz haben sollte, gleichzeitig muss er genügend Flexibilität mit sich bringen, damit darin ohne Probleme gelaufen werden kann. SwimRun-Neoprenanzüge gibt es in verschiedenen Varianten, mit kurzen oder langen Armen sowie mit kurzen oder langen Beinen. Je nach Vorliebe, Wetter und Witterung, Wasser- und Lufttemperatur sollte man sich für eine Variante entscheiden. „SR myBOOST Pro“ Anzug von Head war in der Variante kurz-kurz. Durch die sogenannte Glideskin-Oberfläche im Brustbereich, aber vor allem im vorderen Oberschenkelbereich, lag man richtig gut im Wasser, sodass die Füße trotz Schuhen mit den Beinen und zusätzlichen Poulboy eine optimale Linie bildeten und einem extremes Absinken der Beine verhinderten. Da diese Verstärkung nur punktuell ist und an der Hüfte flexibler Neopren verarbeitet ist, hat man beim laufen maximale Beweglichkeit. Deutlich spüren konnte man das vor allem in den Bergaufpassagen.
Ein Nachteil beim Schwimmen ist, dass das dehnbare Material an der Hüfte im Wasser etwas locker wurde und sich gefühlt vollsaugte. Sehr angenehm fühlte sich die Schulter- und Armpartie an, die sowohl beim Schwimmen, als auch beim Laufen eine optimale Beweglichkeit mit hoher Flexibilität gab und so beim Schwimmen die Ermüdung aufgrund einer eingeschränkten Bewegungsfreiheit kaum zu spüren war. Der Anzug verfügt über einen Rücken- und einen Frontreißverschluss, um beim Laufen für etwas mehr Kühlung sorgen zu können. Der Reißverschluss lässt sich sehr leicht öffnen und wieder schließen, sodass die Wechsel zwischen Wasser und Land reibungslos und schnell funktionieren. Auch die große Rückentasche als Stauraum ist von Vorteil, um noch zusätzliches Material verstauen zu können. Der Anzug hat sich auf die kurze Distanz toll und komfortabel angefühlt.
Text: Rabea Vögtle
Fotos: Meike Maurer, Holger Schmidt, Uli Mutscheller