Macht uns die Einnahme von Ketonen als Nahrungsergänzungsmittel schneller, weil sie in den Energiestoffwechsel des Körpers eingreifen? Dieser Frage ist Sporternährungsexpertin Caroline Rauscher nachgegangen.
In jüngster Zeit wurden Nahrungsergänzungsmittel entwickelt, die sogenannte Ketonsalze als Wirkstoff enthalten. Diese Produkte erhöhen nach der Einnnahme den Blutspiegel bestimmter Ketonkörper – vor allem von Beta-Hydroxybutyrat (ß-OHB). Diese Stoffe haben im Körper unter anderem die Aufgabe, die Skelettmuskulatur mit Energie zu versorgen. Das ist auch der Grund, warum diese Nahrungsergänzungsmittel als mögliche leistungssteigernde Präparate für die Sportszene interessant wurden.
Energiegewinnung des Körpers bei Belastung
Werfen wir zum Grundverständnis einen Blick auf die Grundzüge der Energiegewinnung des Körpers während der Belastung: Die Art und Weise wie unser Körper während sportlicher Aktivität seinen Treibstoff gewinnt, wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Dazu zählen die relative Intensität der Belastung und auch deren Dauer, ebenso wie der individuelle Trainingszustand des einzelnen Athleten. Ebenso entscheidend, auf welchen Treibstoff während der Belastung zugegriffen wird und wie die hormonelle Situation im Körper ist, hat die Ernährung vor der Belastung.
Kohelnhydrate als Treibstoff
Je intensiver der Athlet sich belastet, umso mehr greift der Körper auf Kohlenhydrate als Treibstoff zu. Kohlenhydrate befinden sich in den Speichern von Muskulatur und Leber in Form von Glykogen. Glykogen, Blutglukose und Laktat sind unsere kohlenhydratbasierten Treibstoffe. Je mehr die Dominanz der Kohlenhydrate als Treibstoff zunimmt, desto mehr reduziert sich die Verwertung von fettbasierten Substrat.
Neben kohlenhydrat- und fettbasierten Treibstoffen, stellen sogenannte Ketonkörper eine weitere Energiequelle während der Belastung dar. Sie werden sehr schnell von der Skelettmuskulatur verwertet. Im Körper kommen sie vor allem dann vor, wenn wir uns in einem sogenannten Hungerzustand befinden. In diesem extremen Zustand metabolischen Stresses geht es einfach darum, die Versorgung unter anderem von Herz und Gehirn aufrecht zu erhalten.
Ketone als Treibstoff?
In jüngster Zeit rückte die Vorstellung ins Interesse, dass es möglich sein könnte, durch die Erhöhung der im Blut zirkulierenden Ketonkörper, einen schnell verfügbaren Treibstoff zur Verfügung zu haben, der die begrenzten Glykogenspeicher in der Muskulatur schont.
Um die Spiegel der Ketonkörper im Blut zu erhöhen, gibt es zwei Wege: Entweder man stellt seine Basisernährung auf eine sogenannte ketogene Diät (kohlenhydratreduzierte Ernährung mit vielen Proteinen und Fetten) um, oder man führt diese in Form von Ketonester als Nahrungsergänzungsmittel zu.
Studien zeigen, dass die Zufuhr von Keton-Supplementen Einfluss auf den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel während einer Ausdauerbelastung haben. Was im ersten Moment sehr vielversprechend klingt, nämlich, dass durch die zugeführten Ketone dem Körper eine alternative Treibstoffquelle zur Verfügung gestellt wird, und damit ein neues leistungssteigerndes Wundermittel auf den Markt gekommen ist, hat sich jedoch bis jetzt nicht belegen lassen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich durch die Gabe des Supplements die Fettverbrennungsrate zwar erhöht, jedoch die Performance bei hochintensiven Belastungen schlechter wird. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass Athleten die das Produkt vor dem Sport einnahmen, vermehrt mit Darmproblemen während der Belastung zu tun hatten.
Daher müssen wir wohl noch weiter auf die Wunderwaffe warten, die Athleten nicht endende Belastbarkeit beschert.
Caroline Rauscher ist studierte Pharmazeutin mit Weiterbildung im Bereich Ernährung. Sie besitzt fundierte Kenntnisse im Bereich der Leistungsphysiologie. Ihre Kontakte zu weltweit führenden Forschern nutzt sie u.a. für eine optimale und individuelle Konzeption von Sportgetränken, für die Herstellung von Mikronährstoffen je nach Bedarf eines Sportlers sowie für die Ernährungsberatung von Profis und Amateuren. Sie betreut international erfolgreiche Winter- und Sommersportler. Darunter bekannte Namen wie Julia Gajer, Yvonne van Vlerken, Eva Wutti, Laura Philipp, Nils Frommhold, Florian Angert. Mehr Infos
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