Leistungsmessung: Watt is los?

power2max-ngKraft-Leistungsmesser, Wattmesser, einseitig, beidseitig, rechts und links, spider- oder kurbelbasiert, Pedale, Achse, Drehmoment, Average Power, NP und und und! Worum geht es gerade noch mal?

 

Richtig, es geht um das Thema wattgesteuertes Radtraining mit einem Kraft-Leistungsmesser! Noch vor einigen Jahren steuerten Ausdauersportler ihr Training primär auf Basis von Herzfrequenzwerten. Leistungstests mit einhergehenden Laktatanalysen bestimmten die Trainingsbereiche. Ist das heute auch noch so oder existieren Alternativen? Ja, es gibt sie, denn um auf dem Fahrrad individuelle Trainings- und Wettkampfziele effektiv zu erreichen, führt mittlerweile kaum ein Weg am „Trainingsgerät“ Kraft-Leistungsmesser vorbei.

Wattgesteuertes Radtraining basiert auf der Messung unserer mechanisch erbrachten Leistung. Der Kraft-Leistungsmesser misst das Drehmoment, also die Kraft, die der Radfahrer zur Umdrehung der Kurbel einsetzt, sowie die Trittfrequenz und errechnet aus beiden Messwerten die Leistung, die in Watt ausgewiesen wird. Der große Vorteil gegenüber der Herzfrequenzmessung liegt darin, dass ein Watt immer ein Watt bleibt. Egal, wie fit oder müde, wie entspannt oder gestresst, wie gut oder schlecht trainiert ein Sportler ist, es wird genau die Leistung gemessen, die er tatsächlich erzeugt.

Im Gegensatz dazu wird die Herzfrequenz durch viele Faktoren beeinflusst, beispielsweise durch das Alter, den aktuellen Stresslevel, die vorangegangene Trainingsbelastung oder die Nahrungsaufnahme. Darüber hinaus reagiert der Puls auch etwas zeitverzögert auf Be- und Entlastung. Wird die Intensität des Radtrainings jetzt allein auf Basis der Herzfrequenz gesteuert, kann dies dazu führen, dass für die zweite Disziplin zu intensiv oder zu locker trainiert wird.

Wattgesteuertes Radtraining ist somit die effektivste Methode, um die geplanten Trainings- und Wettkampfziele zu erreichen, denn es bietet:

  • ein effektives und zeitoptimiertes Training
  • verlässliche und reproduzierbare Daten der Leistungsfähigkeit
  • detaillierte Analysen der Leistungsfähigkeit
  • DIE Möglichkeit, die richtige Pace zu finden
  • einen Ansporn, wenn zu gemütlich gefahren wird
  • eine Bremse, wenn das Tempo zu hoch ist

Qual der Wahl

Wer nun den „richtigen“ Kraft-Leitungsmesser sucht, kann mittlerweile zwischen gut und gerne 20 unterschiedlichen Modellen und technischen Konzepten mehrerer Hersteller entscheiden. Grundsätzlich unterscheiden sich alle Produkte nur in zwei Punkten: Wo und was wird gemessen?

Wo wird gemessen?

  • Kurbelarm: Pioneer, Verve, Stages, 4iii und weitere
  • Kurbelspider: power2max, SRM, Quarq und weitere
  • Kurbelachse: Rotor und weitere
  • Pedal: Garmin, powertap, BePro und weitere
  • Hinterradnabe: powertap und weitere

Was wird gemessen?

  • Einseitig: Der Messwert eines Beines wird einfach verdoppelt (linker Kurbelarm, Kurbelachse oder eine Pedale)
  • Beidseitig getrennt: Die Messdaten beider Beine werden unabhängig voneinander erfasst und summiert (beide Kurbelarme oder beide Pedale)
  • Beidseitig gemeinsam: Beide Beine werden gemeinsam erfasst (Kurbelstern oder Hinterradnabe)

Auf die Frage nach der richtigen Wahl gibt es keine allgemeingültige Antwort, nachfolgende Auswahlkriterien helfen beim Kauf eines Kraft-Leistungsmessers:

Einfache Benutzung und Handhabung

Besonders „Nicht-Technikfreaks“ möchten sich vor Trainingsbeginn – mit Ausnahme bei der Inbetriebnahme und Erstkopplung – nicht lange mit dem Kraft-Leistungsmesser beschäftigen: Radcomputer einschalten, losfahren und vom ersten Meter an werden die Leistungsdaten automatisch angezeigt. So soll und muss es bei der zweiten Ausfahrt sein. Zur einfachen Handhabung gehört aber auch, dass die Batterien des Geräts selber gewechselt werden können und der Einbau – auch ohne Fachhändler – und ohne große Komplikationen möglich ist.

Präzise und verlässliche Leistungsdaten

Um effektiv trainieren zu können, muss der Triathlet sich darauf verlassen können, dass der Leistungsmesser präzise Daten liefert. Die Genauigkeit liegt bei den meisten Herstellern bei +/-2 Prozent oder besser und muss während des gesamten Trainings auch konstant eingehalten werden. Aber auch äußere Einflüsse wie Wetter, Temperatur, oder die Beschaffenheit der Straße sollten keinen Einfluss auf die Messgenauigkeit des Kraft-Leistungsmessers haben.

Valide Leistungsdaten mit kompletter Leistungsmessung

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass valide Daten nur mit der beidseitigen Messung generiert werden können. Warum? Ein gesunder Mensch treibt sein Fahrrad mit zwei Beinen an, und da jeder Sportler eine „Schokoladenseite“, also ein stärkeres und ein schwächeres Bein hat, sollte auch der Einsatz beider Beine unabhängig voneinander ermittelt werden. Die einseitige Messung hingegen geht jedoch prinzipiell von zwei gleichstarken Beinen aus. Erst kürzlich berichtete ein guter Freund, der beinahe zwei Jahre wegen eines komplizierten Beinbruchs nicht Rad fahren konnte, dass er nach seiner Verletzungspause stärker denn je zurück sei. Auf die Frage, wie er seine neu gewonnene Stärke messen würde, antwortete er: mit einem Leistungsmesser auf der linken Seite seines Rades. Wir fragten zurück, an welcher Stelle die Leistungsfähigkeit seines schwachen rechten Beines einbezogen wird. Antwort: gar nicht! Dies zeigt, dass die Chance, valide Leistungsdaten zu erhalten, mit einem beidseitig messenden Kraft-Leistungsmesser um ein Vielfaches höher ist als mit einseitig messenden Systemen.

Wasserdicht und robust

Wer bei Wind und Wetter auf dem Rad sitzt, dessen Kraft-Leistungsmesser darf nicht aus „Zucker“, sondern muss wasserdicht und robust sein. Selbstverständlich ist auch zu erwarten, dass das neue „Trainingsgerät“ auch über die gesetzliche Garantie hinaus ohne großen Verschleiß genutzt werden kann. Und sollte das Fahrrad einmal umfallen – lass es bitte niemals passieren – sollte der Leistungsmesser und seine Messgenauigkeit davon nicht beeinträchtigt werden.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Entscheiden Sie sich für das System, das Ihnen für ihre Zwecke den für Ihren Geldbeutel fairsten Preis bietet.

Mario Schmidt-Wendling_sisu-TrainingMario Schmidt-Wendling ist Gründer und Head Coach von sisu-training.de. Der 40-jährige Frankfurter bereitete seine Athleten auf fast 700 Langdistanz-Triathlons erfolgreich vor und erzielte dabei mehr als 20 internationale Titel. Als ehemaliger Radprofi gewann er selbst 30 Triathlons und nahm an 28 Wettkämpfen über die Langdistanz teil.

 

Foto: power2max