Rein in den Flieger. Drei Tage ein Mietrad genommen und Teneriffa auf zwei Rädern erkundet. Fazit: anspruchsvoll, kontrastreich, aber sehr empfehlenswert.
Wo geht man im Dezember hin, wenn man angenehme Temperaturen, beständiges Wetter und keinen ewigen Flug haben und zudem gerne Radeln und Orangen von den Bäumen essen möchte? Richtig, auf die Kanaren. Viele Triathleten und Radfahrer steuern in den Wintermonaten Lanzarote oder Fuerteventura an. Ich habe mir dieses Mal Teneriffa angesehen, weil ich die beiden anderen Kanareninseln bereits kenne und gerne etwas Neues entdecken wollte. Ich wusste, dass der höchste Berg Spaniens, der Teide, auf Teneriffa ist, viel mehr aber auch nicht. Ohne große Vorbereitung ging es nach Teneriffa – nur das Mietauto und die Unterkunft waren reserviert. Das eigene Rad durfte zuhause bleiben. Der Plan lautete, ein Mietrad vor Ort zu nehmen und nur Pedale, Helm und Radklamotten mit im Gepäck zu haben.
Kurzes Intro Teneriffa
Teneriffa ist die größte der kanarischen Vulkaninseln. Sie ist allerdings bei Triathleten und Radfahrern nicht ganz so bekannt wie die Nachbarinseln Lanzarote und Fuerteventura. Das hat vermutlich einen einfachen Grund, Teneriffa ist zwar sehr schön zum Radfahren, wer hier unterwegs ist, sollte allerdings einigermaßen fit sein, denn flache Strecken sucht man nahezu vergeblich. Teneriffa besteht genau genommen auch nur aus einem großen Berg – dem Teide. Gerade im nordwestlichen Teil der Insel geht es durchaus auch mal steiler den Berg hinauf und hinunter. Aber es lohnt sich. Oben angekommen warten meist fantastische Ausblicke und kurvige Abfahrten, sodass sich jeder Höhenmeter doppelt lohnt.
Insel der Kontraste
Teneriffa hat zwei Gesichter: Im Süden ist es eher trocken und karg. Dafür sorgt der Einfluss der Saharawinde. Im Norden ist es sehr grün – hier blasen feuchte Passatwinde. Vor allem der Westen der Insel überzeugt mit einer üppigen und vielfältigen Vegetation. Pflanzen, die man auf jeden Fall auf Teneriffa sieht, sind unter anderem die kanarische Kiefer, jede Menge Kakteen, Weihnachtssternsträucher, Lorbeerbäume, Gummibäume und natürlich auch Orangenbäume sowie Palmen.
Zudem ist Teneriffa nicht gerade unbebaut. Rund 1 Mio. Menschen müssen irgendwo wohnen. Das heißt auf der Insel gibt es viele Ortschaften und auch größere Städte. Ein große Autobahn verbindet den Süden mit dem Norden und dem Westen der Insel – rund um die Hauptstadt Santa Cruz kann man zu Hauptverkehrszeiten durchaus auch einmal im Stau stehen. Dennoch findet man auf Teneriffa auch noch unberührte Natur und ruhige, unbefahrene kleine Sträßchen mit super Asphalt. Man sollte allerdings die größeren Metropolen etwas meiden. Hier hat man als Radfahrer aufgrund des Verkehrs und des häufig eher schlechten Straßenbelags wenig Freude.
Fazit: Wer Höhenmeter, Kurven, harte Anstiege und rasante Abfahrten liebt, ist auf Teneriffa genau richtig. Beim Radeln kommt mit Sicherheit keine Langeweile auf – versprochen. Fantastische Ausblicke und ein abwechslungsreiche Vegetation lassen das Radeln zum Genuss werden. Allerdings nimmt der Verkehr Richtung Künste und den größeren Ortschaften meist deutlich zu. Wer Ruhe, wenig Autos und Natur sucht, findet dies auf Teneriffa aber mit Sicherheit auch.
Drei Tourenempfehlungen mit dem Rennrad
Die Touren wurden auf www.quaeldich.de im Vorfeld geplant. Das ist sehr hilfreich, wenn man die Gegend nicht kennt, um ein Gefühl für Länge und Höhenmeter zu bekommen. Um zu wissen, wo es lang geht haben wir danach die Strecken und auf den Garmin Edge 1000 geladen – was super funktioniert hat.
Tour 1 – von El Medano in Richtung Vilaflor zu den Weingütern und zurück:
60,5 km, 1.602 Höhenmeter, langer moderater Anstieg, tolle Abfahrt, wenig Verkehr.
Tour 2 – von Icod de los Vinos, über Garachico, Les Portelas und über Masca
61 km, 3 Pässe, 2.532 Höhenmeter, einrollen an der Küste, moderate bis steile Anstiege, wunderschöne Ausblicke in Richtung La Gomera, auf kurzen Abschnitten etwas mehr
Verkehr.
Tour 3 – Küstenblicktour, Start bei Santa Cruz:
92 km, 1.800 Höhenmeter, sehr abwechslungsreiche Strecke mit vielen Kurven, wellig, keine sehr langen Anstiege am Stück, wenig Verkehr. Kaffeepause in Güimar einplanen.
Short Facts:
Größe: Die Insel ist 83,3 km lang, bis zu 53,9 km (Ost-West-Ausdehnung) breit
Bevölkerung: rund 1. Mio Menschen leben auf Tenneriffa
Hauptstadt der Kanaren: Santa Cruz de Tenerife
Höchster Berg von Spanien: der Teide ist 3. 718 Meter hoch. Der Naturpark um den Vulkan gehört seit 2007 zum UNESCO Weltnaturerbe.
Klima: zwischen 14 und 30 Grad (auf dem Teide gibt es natürlich auch Minusgrade)
Wassertemperaturen: zwischen 18 und 23 Grad
Flugzeit: von Deutschland nach Teneriffa: rund 4 h 30
Zeitverschiebung: im Winter -1 h zu Deutschland
Tipp: Ein Mietauto (unbedingt mit Navi für das Straßengewirr in den Ortschaften) nehmen, dann kann man die ganze Insel perfekt erkunden und immer wieder neue Routen mit dem Rad abchecken.
Mietradstation: die tritime-Redaktion kann zwei Radstationen empfehlen, bei denen Deutsch gesprochen wird und man sehr kompetent und schnell beraten wird.
- Free Motion – die Radstation befindet sich im T3-Sportclub in La Caleta de Adeje. Hier findet ihr immer topRäder der aktuellen Saison unter anderem von Cannondale, Spezialized, Pinarello und BH. Für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel ist mit Sicherheit das richtige Rad dabei. www.free-motion.com
- Bike Point Tenerife – ist im Süden der Insel gleich zwei Mal vertreten. Einmal in El Medano und in der Touristenhochburg Las Americas. Auch hier wird deutsch gesprochen. www.bikepointtenerife.com
Ruhetagtipps:
- Bummeln in der Hauptstadt Santa Cruz. Hier gibt es einen hübschen Hafen, interessante Läden, eine schöne Fußgängerzone, viele Restaurants und einige Museen … das Kunst- und Kulturzentrum „Tenerife Espacio de las Artes (TEA)“ ist alleine von Außen wegen seiner speziellen Architektur einen Blick wert.
- Eine Wanderung im Nationalpark Teide. Obacht, in den Wintermonaten kann es dort oben natürlich kalt und auch sehr windig sein – also, warme Kleidung und eine Mütze nicht vergessen.
Zusätzliche Empfehlung: Wer es bereits nach Teneriffa geschafft hat, sollte unbedingt noch einen Abstecher nach La Gomera machen. Eine Fähre pendelt mehrmals täglich von Los Cristianos nach San Sebastian. Die Fahrt dauert eine knappe Stunde. La Gomera ist ein absolutes Trail-Running-Paradies. Die zweitkleinste Kanareninsel hat ein sehr gut gepflegtes und perfekt ausgeschildertes Wanderwegenetz zu bieten. Es ist wenig los und die Natur ist ein Traum. Aber Vorsicht, es warten knackige Anstiege und steile Down-Hill-Passagen auf euch.
Einige Impressionen von La Gomera:
Bei Fragen zu Teneriffa und zu den Radtouren gerne unter dem Artikel oder auf Facebook kommentieren. Auch Fragen zu La Gomera sind herzlich willkommen.
Text: Meike Maurer
Fotos: Meike Maurer und Holger Schmidt