Warum schwimmen mit Auftriebshilfen und großen Paddels nicht dauerhaft schnell machen, verrät BWTV-Landestrainerin Julia Seibt. Ihr Motto lautet ganz klar: „Schwimmen ist mehr als Kraulen mit Paddles und Pullbuoy!“
Unzählige Trainingsutensilien am Beckenrand lassen häufig schon beim ersten Blick in die Schwimmhalle auf Triathleten schließen. Sehr beliebt sind dabei Pullbuoys und übergroße Paddles. Allerdings greifen nicht nur Breitensportler gerne zu diesen Hilfsmitteln, auch Profis und Nachwuchsathleten können sich ein Schwimmtraining – vor allem ohne Pullbuoy – oft gar nicht mehr vorstellen.
Der Pullbuoy verhilft jedem Schwimmer ohne größere Anstrengung zu einer hervorragenden Wasserlage. Das führt bei Triathleten mit eher mässiger Wasserlage dazu, dass sie mit Pullbuoy schneller unterwegs sind als ohne. Je öfter die Auftriebshilfe im Training zwischen die Beine geklemmt wird, desto mehr gewöhnt man sich daran. Wenn man den Pullbuoy dann wieder weg lässt, weiß der Körper allerdings häufig nicht mehr, was er eigentlich zu tun hat, denn die wirkliche Arbeit wurde ihm ja die ganze Zeit abgenommen. Sobald man den Pullbuoy zur Seite gelegt hat, ist die die Wasserlage schlechter denn je und man kommt überhaupt nicht mehr schnell vorwärts.
Nur ganz gezielt einsetzen
Der Pullbuoy sollte daher nur dosiert verwendet werden, um den Fokus auf die Armarbeit oder die Atmung zu legen. Von einer ständigen Nutzung dieses Hilfsmittels, ist abzuraten.
Beim Schwimmen mit Paddles verhält es sich ähnlich. Mit Hilfe der größeren Abdruckflächen aus Plastik werden höhere Geschwindigkeit und ein einfacheres Vorankommen erzielt, aber leider leidet darunter auch meist die Technik. Viele Athleten verbringen unzählige Kilometer mit Technikübungen, um ihre Kraultechnik zu verbessern, doch dann kommen die Paddles an die Hände und alles ist vergessen. Je größer, desto besser, denn man muss schließlich allen zeigen, wie viel Kraft in einem steckt. Bei großem Kraftaufwand denken nur die wenigsten daran, auch weiterhin auf die technische Ausführung des Armzuges zu achten und selbst, wenn dies auf den ersten Bahnen noch gelingt, wird die Ermüdung irgendwann so groß, dass eine sauber Technik überhaupt nicht mehr umgesetzt werden kann. Neben einer Verschlechterung der Technik können zudem Schulterprobleme die Folge sein.
Paddels – je kleiner, um so besser
Wenn Paddles beim Schwimmen zum Einsatz kommen, dann sollte man diese immer so klein wie möglich wählen. Dabei sind Fingerpaddles laut unserer Autorin die beste Wahl, damit man weiterhin einen technisch sauberen Armzug ausführen kann – auch über etwas längere Teilstrecken. Bei Anfängern, Kindern und Schwimmern mit schlechter Kraultechnik, ist sogar ganz von Paddles abzuraten.
Fazit
Mit Hilfsmitteln zu schwimmen ist schön, aber manchmal hilft es auch, Pullbuoys und Paddles einfach am Beckenrand liegenzulassen Eure Wasserlage und eure Technik werden es euch danken. Schwimmen ist vielseitig genug. Damit es im Becken nicht langweilig wird, können zum Beispiel andere Lagen ausprobiert werden – Brust, Rücken und gerne auch mal Delfin – als ganze Lage oder auch nur als Beinschlag. Durch das Schwimmen von verschiedenen Lagen werden neue Trainingsreize gesetzt, außerdem wird durch die vielseitige Bewegung im Wasser das Wassergefühl geschult, was sich am Ende auf die Wasserlage und den Vortrieb positiv auswirken kann.
Julia Seibt (geb. 1987)
1998-2012 aktive Triathlonkarriere
2007-2012 Studium Sportwissenschaft mit Abschluss Master of Science Leistungssport
seit 2012 Triathlon-Landestrainerin BWTV am Stützpunkt Freiburg
Fotos: Julia Seibt